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Jacob Elektronik sieht sich als „IT-Händler mit Mehrwert"

„Wir sind kein Online-Shop, wir haben einen“

Jacob Elektronik hat sich vom stationären Elektronikhändler zum Webshop-Betreiber für Consumer und Business-Kunden mit mehr als einer Million Produkten entwickelt. Das Unternehmen sieht sich aber nicht als Etailer oder Plattformbetreiber, sondern als „IT-Händler mit Value Add“, wie Mario Fladt, Director Sales & Marketing, betont. Die Kunden bekommen auch technische Expertise und Beratung.

Autor: Michaela Wurm • 15.12.2025 • ca. 3:15 Min

Jacob Elektronik Hauptsitz Karlsruhe
Der Hauptsitz von Jacob Elektronik im Technologiepark Karlsruhe
© Jacob Elektronik

Mit seinem Geburtsjahr 1990 gehört Jacob Elektronik schon zu den Veteranen der IT-Branche in Deutschland. Gegründet wurde das Unternehmen von Thomas Jacob zunächst als Anbieter von elektronischen Baugruppen für den gewerblichen Bedarf. Schnell wurde das Sortiment jedoch um PC-Zubehör wie Kabel, Stecker und Adapter erweitert.

Zehn Jahre gab es nur ein stationäres Ladengeschäft in Karlsruhe. 2000 eröffnete Jacob Elektronik seinen Online-Shop und gehörte damit auch zu den E-Commerce-Pionieren. Der Shop hatte mit 2.000 Produkten schon ein sehr breites Portfolio. Und schnell kamen mehr dazu. Einkaufen konnte jeder, private wie gewerbliche Endkunden und auch Wiederverkäufer.

In den letzten Jahren sei der B2B-Bereich immer stärker in den Fokus gerückt, jedoch ohne B2C abzuschneiden, wie Mario Fladt, Director Sales & Marketing, im Gespräch mit connect professional berichtet.

Heute umfasst das Sortiment mehr als eine Million Produkte. Nicht alles liege auf Lager, wie Patrick Lemler, Director Supply Chain, berichtet. „Manches machen wir nur auf Zuruf, wie Weiße Ware. Wir haben nicht alles im Shop, aber wir wissen, wo wir es kriegen.“

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Mario Fladt, Director Sales & Marketing bei Jacob Elektronik
Mario Fladt, Director Sales & Marketing bei Jacob Elektronik
© Jacob Elektronik

Image des „billigen Jacob“ abgeschüttelt

Hersteller und Distributoren wissen um das Risiko von Channel-Konflikten, wenn sie gleichzeitig an Endkunden und Händler verkaufen. Und auch bei Jacob musste man sich damit auseinandersetzen, wie Fladt betätigt. „Viele Hersteller wollten ursprünglich gar nicht mit uns zusammenarbeiten, weil sie uns als B2C-Anbieter und „billiger Jacob“ wahrgenommen haben.“

Das Problem von Channel-Konflikten habe man erfolgreich entschärft, etwa durch unterschiedliche Preismodelle. „Unser Kunde ist der gewerbliche Endkunde, etwa zehn Prozent sind Wiederverkäufer. Die bekommen Spezialpreise, weil sie natürlich auch größere Mengen abnehmen“, so Fladt.

Den USP von Jacob Elektronik sieht er im Dreiklang aus „riesigem Portfolio, persönlichen Ansprechpartnern sowie technischer Expertise und Beratung für die Kunden“. Deshalb sei das Unternehmen kein reinrassiger Distributor, aber auch keine Beschaffungsplattform wie ITscope. „Wir sind IT-Händler mit Value Add. Wir sind kein Online-Shop, wir haben einen“, so Fladt.

Zielgruppe sind Kunden, die „keine Bechtle brauchen“. Denn sie können bei Jacob Elektronik alle Produkte finden, die sie brauchen, und bekommen nach Bedarf technische Expertise und Beratung dazu. In den letzten Jahren sei man daher auch näher an die Kunden gerückt und nicht nur am Stammsitz in Karlsruhe präsent, berichtet Fladt. Ziel war es, deutschlandweit nur zwei Stunden von jedem Kunden entfernt vertreten zu sein. Mit inzwischen zehn Standorten sei dieses Ziel heute erreicht.

Die Gesellschafter und Geschäftsführer von Jacob Elektronik: Christian Pochat, David, Mergenthaler und Hendrik Hörschelmann
Die Gesellschafter und Geschäftsführer von Jacob Elektronik: Christian Pochat, David, Mergenthaler und Hendrik Hörschelmann
© Jacob Elektronik

Kistenschieben reicht nicht mehr

Viele Jahre ging es mit Portfolio, Geschäft und Standorten immer nur nach oben. Über Jahre sei Jacob solide zehn Prozent jährlich gewachsen, berichtet Fladt. Während der Covid-Lockdowns und dem Peak bei Homeoffice seien es sogar 40 Prozent gewesen. Auch Post-Covid lief es zunächst noch sehr gut.

Ende 2022 sei der Markt gesättigt gewesen und der Wettbewerb seitdem deutlich härter. „Wir bewegen uns in einem deutlich blutigeren Haifischbecken. Das heißt wir müssen schneller schwimmen und noch beweglicher sein“, bringt es Fladt auf den Punkt. „Wir mussten uns neu denken. Vorher sind wir einfach immer drauflos gewachsen. Das funktionierte nicht mehr. Reines Kistenschieben reichte nicht mehr. Wir merkten, die Kunden wünschen sich mehr, beispielsweise Finanzierungsmodelle.“

Patrick Lemler, Director Supply Chain bei Jacob Elektronik
Patrick Lemler, Director Supply Chain bei Jacob Elektronik
© Jacob Elektronik

Kunden wollen mehr als einen Gemischtwarenladen

2022 erfolgte der Management Buy-out durch die langjährigen Geschäftsführer Christian Pochat, Hendrik Hörschelmann und David Mergenthaler, die auch zuvor schon Anteile hatten. Sie übernahmen sämtliche Geschäftsanteile der Gründerfamilie Jacob.

Seither ist einiges passiert, sowohl auf organisatorischer als auch strategischer Ebene. Sichtbar auch nach außen mit dem Umzug in ein neues, modernes Gebäude im Technologiepark Karlsruhe. Das Management wurde neu aufgestellt und unter der Geschäftsführerebene eine weitere eingezogen mit fünf Prokuristen, zu denen auch Fladt und Lemler gehören.

Vor kurzem wurde das Führungsteam weiter ausgebaut. Drei neue Abteilungsleiter übernahmen zentrale Unternehmensbereiche, um Beratungskompetenz, Servicequalität und digitale Vertriebsaktivitäten gezielt weiterzuentwickeln.

„Wir haben unser Profil geschärft, sind jetzt ein IT-Händler mit großem Sortiment für KMU und Reseller“, berichtet Fladt. Aber auch Consumer würden weiter bedient. IT-Handel sei nach wie vor Kerngeschäft, aber heute wollten die Kunden mehr als nur einen Gemischtwarenladen. „Sie wollen möglichst viel aus einer Hand, auch Finanzierung, Produkt-Lifecycle-Management bis zur Rücknahme von Gebrauchtgeräten. Wir werden Hardware nie ganz aufgeben, müssen aber auch Trendthemen aufgreifen“, so der Manager.

Auch ein neuer Webshop sei in Arbeit, der künftig B2C und B2B klarer trenne. Zwar sei schon vieles automatisiert, meint Lemler, anders ginge das gar nicht bei der Vielzahl an Lieferanten. Und natürlich sei auch KI ein großes Thema, um noch schneller zu werden im Durchsatz.