Unkonventionelle Kundenkontakte
»Es ist durchaus eine sinnvolle Strategie, ausgewählte Vertriebs- oder Marketingmitarbeiter bloggen zu lassen, die den Kundenkontakt gewohnt sind«, meint Thomas Pleil, Professor an der Fachhochschule Darmstadt. Denn diese Mitarbeiter achten bewusst auf die äußere Wirkung ihres öffentlichen Auftretens und sind deshalb prädestiniert dafür, den Kundenkontakt durch Online-PR im Rahmen von Blogs zu intensivieren.
Auf Kritik in der Blogger-Welt und in traditionellen Medien stieß das Boeing-Weblog, über das Randy Baseler, Marketingchef bei diesem US-Flugzeugbauer, seit einiger Zeit kommuniziert. Er verkündet dort in Werbesprache die Vorzüge der eigenen Produkte. Eine persönliche Note versucht er seinem Journal durch die Anteilnahme an der Gesundheit seiner Mitarbeiter zu verleihen, was aufgesetzt wird. »Corporate Blogs müssen sich deutlich von platter Werbung abheben, um glaubwürdig zu bleiben«, meint Berater Wichmann. Gefragt sind nicht glatte Statements oder offensichtliche Jubelarien über die eigenen Produkte, sondern Beiträge, die offen und ehrlich wirken. Boeing versucht mittlerweile auf die Kritik zu reagieren, verzichtet jedoch weiterhin auf Kommentarfunktionen und damit auf einen Dialog. Auf den Kontakt zu seinen Kunden setzt hingegen der größte Automobilhersteller der Welt. General Motors hat im vergangenen Jahr zwei Weblogs gelauncht: das GM Fastlane Blog sowie das GM Smallblock Engine Blog. Im Fastlane Online-Tagebuch schreibt der Vice Chairman für Produktentwicklung Robert Lutz. Anders als bei Boeing bietet das Weblog hier Kommentierungsmöglichkeiten und einen RSS-Feed.
Interner Know-how-Transfer
Doch nicht nur nach draußen bietet Blog-IT aufgeschlossenen Unternehmen Chancen, sondern auch intern. Die deutsche Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein beispielsweise nutzt Weblogs zur Verbesserung der Kommunikation innerhalb der Firma. Dafür hat der Finanzdienstleister mehr als 120 interne Blogs eingerichtet, die laut CIO JP Rangaswami als Marktplatz für Ideen dienen sollen. Auf diese Weise will die Bank die Zahl der internen E-Mails erheblich reduzieren und das vorhandene Wissen intern leichter zugänglich und nutzbar machen.
Noch steht das Corporate Blogging sicher am Anfang. So schätzt David Sifry, Gründer und CEO des Suchmaschinenanbieters Technorati, die Zahl der Unternehmens-Weblogs auf rund 5000 weltweit. Aufgrund der vielfältigen Informationsangebote stehen Corporate Blogs in gewisser Weise miteinander im Wettbewerb: Sie müssen daher für ihre Leserschaft ansprechend sein. Deshalb sollten Unternehmen darauf achten, dass sie ihr Weblogs regelmäßig aktualisieren und mit hochwertigen Inhalten bestücken. Wer keine Qualität bietet, wird sehr schnell nicht mehr (positiv) wahrgenommen.