Zum Inhalt springen
Logistik in der Broadline-Distribution

Fachhändler haben Verständnis für die Probleme der Grossisten

Autor: Samba Schulte • 22.2.2007 • ca. 2:20 Min

•Der Kölner Vollsortimenter B.Com verlegte sein Zentrallager vom Firmenstandort Köln ins hessische Staufenberg. Hintergrund: der Distributor ist dort eng mit dem Logistiker DHL verbunden. Mit der Nähe zum DHL-Zentrum könne B.Com die Bestellzeiten verlängern, schneller und sicherer liefern, als dies von Köln aus der Fall gewesen ist. In Staufenberg verfügt B.Com über eine Lagerkapazität von 10.000 Quadratmetern, wobei bei Bedarf noch weitere Fläche hinzugefügt werden kann. Problemlos verlief der Umzug aber nicht: Der Distributor kämpfte aufgrund der Umstellung mit Lieferproblemen.

•Vor allem aber die Lieferverzögerungen von Ingram Micro, die sich nach der Umstellung auf ein neues Lagerverwaltungssystem ergaben, brachten die ganze Distributionsbranche ins Schwitzen. IM-Handelspartner, die auf schnelle Warenlieferungen angewiesen sind, waren dadurch häufig gezwungen, bei anderen Distributoren zu bestellen. Diese freuten sich nicht immer über die Mehrbesteller. Beispielsweise sah sich Also Deutschland für kurze Zeit gezwungen, aufgrund der unerwartet hohen Zahl an Mehrbestellungen die Cut-Off-Zeiten für Lieferungen am nächsten Tag nach vorne zu verlegen. Mit Hochdruck arbeitete Ingram in den vergangenen Monaten an der Behebung des Lieferstaus und kann inzwischen vermelden: 98 Prozent der Bestellungen würden nun innerhalb von 24 Stunden ausgeliefert. Bei einer Lieferzeit von 48 Stunden erreiche man sogar eine Quote von fast hundert Prozent. »Das ist ein Traumwert, den wir auch vor der Umstellung des Lagersystems nicht erreicht haben«, betont Vertriebschef Marcus Adä. »Durch das neue System haben wir nun die Möglichkeit, die komplette Supply Chain umfassender darzustellen und transparenter zu gestalten.«

Von all dem soll natürlich der Händler nichts spüren. Ein guter Distributor funktioniert einfach – unabhängig davon, wie es hinter den Mauern des Logistikzentrums aussieht. Natürlich haben die Fachhändler Verständnis für die Probleme der Grossisten. Doch fordern sie so wie Peter Feige, Geschäftsführer der Technosoft Consulting GmbH, auch Verständnis für ihre Situation. »Für uns sind die Fracht- und Transportkosten ein ganz großes Thema, ebenso die Verfügbarkeit, komplette Lieferung und natürlich die RMA-Abwicklung.« Dass dies alles nicht umsonst zu haben ist, sieht er durchaus ein. Kann allerdings nicht einsehen, »warum zum Beispiel ein Broadline-Distributor selbst Kleinstartikel in ein großes Paket packt, oder bei mehreren Bestellungen am Tag die Tagesorder nicht bündelt, sondern jeden Artikel extra versendet«. Hier würden Kosten auf den Handel abgewälzt, »die bei preisgünstigen Produkten von unserer Marge nicht mehr finanzierbar sind«. Und von Supply Chain Management kann er bei solch althergebrachter Logistik nichts erkennen.

Gerade auf dem weiten Feld der Warenorder appellieren die Distributoren immer wieder, die Bestellungen zu bündeln. »Dafür sind wir auch bereit, unsere Bestellzeiten so weit wie möglich nach hinten zu verlegen«, erklärt COS-Chef Krings. Ziel bei dem Distributor sei ein Orderschluss bei 18.30 Uhr. »Aber dann muss einmal Schluss sein, denn sonst wird es bei der Kommissionierung zu knapp, wenn die Ware noch am gleichen Tag das Haus verlassen soll.« Die Händler hingegen, kontert Feige, müssten dann bestellen, wenn die Kunden die Waren nachfragen. »Ich kann nicht immer bis zur letzten Stunde warten, denn häufig ist genau dann so viel zu tun, dass für die Bestellungen kaum mehr Zeit bleibt.« Also muss am Nadelöhr Distribution aufgefangen werden, was auf der Seite der Händler offensichtlich nicht anders zu lösen ist.