Der Start bei Lintec war ein Jahr nach der Wende. Hans Dieter Lindemeyer begann 1990 als Ein-Mann-Firme, der »Soft- & Hardware Dieter Lindemeyer« (SHL). Im Jahr darauf begann Lindemeyer unter dem Produktlabel »Lintec« PCs zu entwickeln. Niederlassungen wurden gegründet, ab 1994 Joint-Ventures in Osteuropa vereinbart. Vier Jahre später wurde das Unternehmen in Lintec AG umgewandelt und an die Börse geführt. Beteiligungen an der Batavia Multimedia GmbH und an der Pixelnet AG waren nur ein Teil auf dem Weg zum Beteiligungsgeschäft. Wozu auch die eigene Beteiligungsgesellschaft MVC AG gehörte. In dieser Phase galt Lintec als Vorzeigeunternehmen – hofiert von regionaler und bundesweiter Polit-Prominenz. Doch Lindemeyer und dessen Ehefrau Renate regierten Firmenverschachtelung immer noch wie einen kleinen Familienbetrieb. Dabei beschäftigte Lintec in den besten Jahren bis zu 460 Mitarbeiter und setzte deutlich über 400 Millionen Euro um.
Ab 2001 folgte dem kometenhaften Aufstieg der schleichende Verfall. »Verschlankung des Unternehmens«, Schließung von Niederlassungen, Restrukturierung, Fokusierung auf Eigenmarken und anders mehr folgten. Das Dickschiff Lintec schlingert immer stärker in schwerer See. Die Besatzung auf der Brücke änderte ständig den Kurs. Oder anders gesagt: Managementfehler, unklare Firmenstrategie, überzogene Perspektiven führten von einer Krise in die nächste.
Anfang 2004 stieg Lindemeyer als Vorstandsvorsitzender aus dem Unternehmen aus und Thomas Goletz übernahm das Ruder, um noch im gleichen Jahr ein Sanierungskonzept vorzulegen. Jetzt schien der Kurs wieder sicher zu sein. Kapitalerhöhung, Betriebsmittelkredit und eine millionenschwere Bürgschaft des Freistaates Sachsen sorgten erst einmal für ruhigere Gewässer. Dazu die Lintec Service GmbH, die bis zum Ende für bekannte Hersteller assemblierte. Außerdem wurden Kunden aus Asien als Dienstleistungskunden akquiriert. Und seit 2006 engagierte sich die Firmengruppe in nationalen Forschungsprojekten.
Aber kaum nahm Lintec wieder Fahrt auf, kam bereits die nächste schwere See: Einstellung der Eigenmarke, Einstellung der Distribution, Entlassungen, und so weiter, und so fort. Für Renate Lindemeyer besteht Lintec aus »Höhen und Tiefen, Erfolgen und Abstürzen«, wie sie die vergangenen Jahre gegenüber dem Mitteldeutschen Rundfunk beschrieb. Jetzt aber sei es besonders schlimm: »Der Sturz in die Insolvenz tut weg«.
Da hilft auch die Erinnerung an das vergangene Jahr nicht viel, als Lintec – zwar in den Miesen – den Hersteller Chiligreen aus Linz übernommen hatte. Der Vertrieb bleibt im oberösterreichischen Linz, die Produktion kommt nach Taucha. Goletz kümmert sich vor allem um Kontakte in China, Chiligreen-Gründer Gerald Wirtl wird Vorstand bei Lintec.