Thema der Woche: Etailer

»Man kann nicht mit Online-Strategien offline verkaufen«

10. März 2010, 0:00 Uhr | Matthias Hell

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Keine Ambitionen als »Ersatz-Distri«

CRN: Alle Zeichen deuten darauf hin, dass 2010 die großen Retail-Ketten Media Saturn und Rewe/Promarkt den Wiedereinstieg in das Onlinegeschäft anstreben. Welche Erfolgschancen räumen Sie den Handelsketten ein?

Siegel: Das ist schwer zu sagen. Die bisherigen Aktivitäten der angesprochenen Unternehmen im Onlinehandel haben gezeigt, dass man auf das gleiche Konzept setzt, wie im traditionellen Handel: Erst verschafft man sich Marktanteile und will diese dann in ein profitables Geschäft umsetzen. Diese Denkweise funktioniert im Internet aber nicht. Jeder Deal ist in diesem Marktumfeld transparent. Wer Geschäftsanteile »kauft«, hat nichts davon – Deals müssen sich in ihrer Gesamtheit rechnen. Zudem frage ich mich, wie sich die Retailketten im Internet positionieren wollen: Über den Preis? Eine Service-Wahrnehmung findet jedenfalls im Online-Bereich nicht statt.

CRN: Glauben Sie, dass die Konsolidierung im ITK-Onlinhandel schon abgeschlossen ist oder rechnen Sie hier auch in nächster Zeit noch mit weiteren Ausfällen?

Siegel: Gemäß den Zahlen der GfK steigt der Internetanteil am Einzelhandel seit einem Jahr nicht mehr und liegt im CE- und IT-Bereich konstant bei rund 15 bzw. 25 Prozent. In den Jahren davor war das anders: Da gab es von sich aus eine Sortimentsdynamik und zudem ist der Online-Anteil kontinuierlich gestiegen. Diese doppelte Dynamik ist jetzt teilweise raus. Angesichts der rückläufigen Nachfrage ist auch das Internet kein automatischer Wachstumstreiber mehr. Durch die Reduzierung des Umsatzes wird es daher zu einer weiteren Konsolidierung kommen. Wer hier nicht auf mehrere Standbeine setzt, fliegt früher oder später raus. Fragwürdig finde ich es allerdings, als Onliner auf das Distributionsgeschäft zu setzen. Das pusht kurzfristig den Umsatz, bringt aber keine Substanz für die Zukunft.

CRN: Fachhändler, die Cyberport als »Distri-Ersatz« benutzen, gehören also nicht zu Ihren Kunden?

Siegel: Reseller sind für uns keine spezielle Zielgruppe. Allerdings können wir auch nicht ausschließen, dass Fachhändler über unseren Geschäftskundenshop bestellen. Doch erhalten sie auch hier unsere Ware zu den gleichen Konditionen wie im Privatkundenshop – lediglich zu Nettopreisen. Grundsätzlich ist die Distribution nicht unser Geschäft. Wir arbeiten sehr gut mit den Broadlinern zusammen, haben einen langjährigen Kontakt und man vertraut sich gegenseitig.

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