Sichtlich unbequemer ist für Rusterholz dagegen der gegenwärtige Aufholkurs der MSH im Online-Bereich. Während Medimax im Web weiterhin ein reines Info-Portal betreibt, hat Media-Saturn Ende März den Etailer Redcoon übernommen, plant für Ende 2011 den Start eines Onlineshops auf Saturn.de und will Anfang 2012 mit Mediamarkt.de nachziehen. Vor dem Hintergrund der wachsenden Etail-Konkurrenz setzt MSH nun auf ein zentrales Online-Geschäft und weicht dafür auch seine traditionell dezentrale Aufstellung auf – ein Schritt, den viele Verbundgruppen noch nicht gehen wollen. So zeigt sich Expert-Chef Müller betont kritisch: »Es gibt hier sichtlich großen Druck von Seiten des Metro-Chefs Cordes für MSH, in Richtung Multichannel zu expandieren. Da herrscht derzeit eine unglaubliche Hektik.« Ein Etailer wie Redcoon sei schnell gekauft, müsse dann aber erst einmal integriert werden. »Das ist ein Kraftakt, um den ich MSH nicht beneide«, so Müller. Doch muss auch der Expert-Chef zugeben, dass das verstärkte Engagement von MSH im E-Commerce Strahlkraft auf die gesamte Branche besitzt und nun viele Marktteilnehmer nach der geeigneten Antwort suchten. »Auch wir werden bis zum Herbst unsere Homepage komplett überarbeiten. Ob dabei dann eine echte Online-Verkaufsfähigkeit herauskommt, ist noch abzuwarten«, erklärt Müller.
Bei Euronics ist man dagegen über solche Überlegungen schon weit hinaus. »Seit einigen Jahren setzen wir konsequent auf eine Multichannel-Strategie und werden unseren Internetauftritt weiter ausbauen«, berichtet Vorstandschef Kober. Käufe über den Internetshop würden bei der Verbundgruppe mit großem Erfolg dem stationären Handel zugeführt. Die Kunden kauften zwar online, die Ware werde aber stets von einem Euronics-Mitglied in seiner Nähe verschickt oder wahlweise zur Abholung bereitgestellt. »Euronics hat damit beste Voraussetzungen geschaffen, um sich im Internetgeschäft auch in Zukunft zu behaupten«, so Kober. Auf Zustimmung stößt dieser Kurs bei Distributions-Fachmann Björn Siewert: »Im Retail-Geschäft gibt es sehr viel Druck durch die Onlineshops. Um dem zu entgehen, müssen die stationären Verkaufsstellen, also auch die Retailer, eine klare Multichannel-Politik fahren.« Nur so könnten die Retailer auch künftig breitere Käuferschichten erreichen und bedienen. Schließlich informierten sich heute viele private Endkunden in den Showrooms der Flächenmärkte, um anschließend die Ware online zu ordern. Siewerts Fazit: »Wollen die Retailer auch in Zukunft im Absatzkanal ein gewichtiges Wort mitreden, dann müssen sie verbraucherfreundliche Onlineportale integrieren.«
Mehr zum »Thema der Woche: Retail« lesen Sie in unserer Printausgabe 25/2011. Auf www.connect-channel.de veröffentlichen wir dazu zudem in dieser Woche Interviews mit Expert/Vorstandschef Volker Müller