Microsoft forciert Hardware-Geschäft: Harte Zeiten bei den Softies. Microsoft will das Hardware-Geschäft mit Eingabegeräten voranbringen. Erste Schritte sind getan: Die Personaldecke wurde aufgestockt und die Produkte in das bestehende Händlerprogramm integriert. Doch die Konkurrenz schläft nicht.
Hans-Peter Ripper, bei Microsoft als Marketing Manager zuständig für das Hardware-Geschäft, hat ehrgeizige Ziele: »Wir wollen bei Tastaturen einen Anteil von 50 zu 50 Prozent von Consumer- gegenüber Office-Produkten erreichen, ohne jedoch bei den Consumer-Produkten zu verlieren«, erklärt Ripper. Bisher sei das Verhältnis 60:40. Das würde einer Steigerung der Stückzahlen im Office-Segment um 20 Prozent entsprechen. Doch der Wettbewerb im B-2-B-Umfeld für Keyboards ist hart. Längst hat Logitech Platzhirsch Cherry den Kampf angesagt (siehe CRN 5/2005, Seite 40). Nun will auch Microsoft vorne mitmischen. Für Ripper ist die Rechnung einfach: »Viele der Microsoft-Partner wissen gar nicht, dass wir auch Tastaturen anbieten«, glaubt der Manager. »Wenn wir es schaffen, dass diese Händler auch unsere Hardware verkaufen, sind wir auf einem guten Weg.« Rippers Annahme in punkto Markenbekanntheit deckt sich mit den CRN-Channeltracks: Anfang 2004 hat CRN die Markenbekanntheit von Mäusen und Tastaturen unter Fachhändlern untersucht (siehe CRN 04/2004, Seite 36). Demnach fällt Microsoft nur jedem dritten Reseller in Zusammenhang mit Tastaturen ein, bei Mäusen sind das immerhin zwei Drittel. Bei der Listung der Keyboards sieht es noch schlechter aus: Nur jeder fünfte Fachhändler gab an, Microsoft-Tastaturen im Portfolio zu führen. Lange war es auch still um die Mäuse und Tastaturen des Unternehmens. Doch Befürchtungen, dass im Software-lastigen Konzern die Hardware zwangsläufig nur ein stiefmütterliches Dasein führt, tritt Ripper entschieden entgegen. Auch dementiert der Hardware-Manager Gerüchte, dass Microsoft, nachdem man sich schon aus der Spiele-Hardware zurückgezogen hat, mittelfristig auch aus dem Eingabegeräte-Segment aussteigt: »Unsere Produkte bedeuten Microsoft zum Anfassen«, betont Ripper, »das kann unsere Software nicht leisten.«
Zumindest bei Mäusen kann Microsoft schon seit jeher auf gute Verkaufszahlen verweisen. Um den Hardware-Bereich insgesamt voranzubringen, hat Microsoft weitere Schritte eingeleitet. Das Team um Ripper wurde um drei Personen aufgestockt. Mit Daniela Maszhold kümmert sich nun eine Development Managerin um den Bereich Small & Medium Business. Sie ist damit auch für den Aufbau sämtlicher Händlerkontakte im SMB-Hardware-Bereich zuständig. Als ehemalige Mitarbeiterin von Tech Data und im Vertrieb von Scansoft bringt sie Erfahrung im Channel mit. Ein weiterer Schritt ist die Integration der Hardware in das bestehende Fachhandelsportal. Registrierte Fachhändler erhalten hier Produktinformationen, Pre Sales Support und Sonderangebote der Distribution zu den Peripherie-Geräten. Neben dem Material zu einzelnen Produkten bekommen die Fachhändler Informationen und Übersichten zu Systembuilder-Ware und speziell für Business-Kunden vorgefertigten Multi Packs.
Allerdings haben auch die Konkurrenten Cherry und Logitech ihre Anstrengungen vor allem im Office-Segment verstärkt. Logitech setzt neben umfangreicher Händlerunterstützung auf eine eigens produzierte Office-Linie mit entsprechender Marketing-Unterstützung. Cherry hat den Fehdehandschuh aufgegriffen und forciert sein Fachhandelsprogramm. So wird es für Microsoft doppelt schwer, das B-2-B-Segment zu erschließen. Auch bei den Produkten klaffen noch Lücken. »Wir werden weiterhin als A-Brand nicht das billige Preissegment adressieren«, betont Ripper. Doch die Preisschlacht hat längst begonnen. Um beispielsweise im Projektgeschäft erfolgreich zu sein, bieten Cherry und Logitech ihre »Brot und Butter«-Tastaturen für den professionellen Einsteigerbereich bereits unter 15 Euro an.
Auch macht Microsoft die Abhängigkeit der internationalen Produktentwickler zu schaffen. So setzt das Unternehmen im Wachstumssegment der schnurlosen Eingabegeräte weiterhin auf Batterien, was im umweltbewussten deutschen Markt wenig Erfolg verspricht. Zudem gibt es Bedenken der Office-Kunden wegen der Abhörsicherheit und der Störung anderer schnurloser Geräte. »Hier werden Bluetooth-fähige Geräte künftig eine wichtige Rolle spielen«, glaubt Ripper. Mit dem »Optical Desctop Elite for Bluetooth« hat Microsoft bereits ein entsprechendes Produkt im Programm. Punkten kann der Hersteller auch in Sachen Ergonomie und Sicherheit: Dazu gehören die »Natural Multimedia Keyboard«-Reihe mit getrennten Buchstabenblöcken und die Tastaturen und Mäuse mit eingebautem Fingerprint-Sensor.
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Wer mit den Großen der Tastatur-Branche mithalten oder sich sogar besser entwickeln will, muss mehr bieten als die etablierten Konkurrenten. Davon ist Microsoft noch meilenweit entfernt. Lange genug hat die Hardware beim Software-Giganten ein Schattendasein geführt. Die nun getroffenen Maßnahmen sind erst ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Nur wenn es Microsoft schafft, vergleichbare Leistungen bei Produkten, Service und Händlerunterstützung wie beispielsweise Cherry oder Logitech zu bieten, kann sich das Unternehmen auf Dauer Marktanteile sichern. Diese auszubauen wird noch viel schwerer. Sich alleine auf den etablierten Namen zu verlassen, ist zu wenig, denn nicht jeder Software-Händler wird automatisch Microsoft-Hardware verkaufen, wenn ihm irgendwann einmal die Produkte bekannt sind.
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