Mittelstand muss Mobile Business noch entdecken
- Mobile Business in Bewegung
- Mittelstand muss Mobile Business noch entdecken

Auch im Mittelstand schlummert in der Mobilisierung von Geschäftsprozessen ein hohes Potenzial. Doch gerade kleine und mittlere Unternehmen investieren erst nachrangig in mobile Anwendungen, weil sie dringliche Probleme im IT-Bereich lösen müssen, zum Beispiel bei Sicherheit, Software-Migrationen oder dem Ersatz alter Hardware. Dadurch übersehen sie längerfristige Chancen für Wachstum und höhere Effizienz, die Mobile-Enterprise-Anwendungen bieten. Über den Erfolg mobiler B2B-Datendienste entscheidet der mobile Mehrwert. Die Anwender wollen mobile Dienste situationsbezogen und gezielt nutzen. Alle Services und Inhalte, die dem User in der jeweiligen mobilen Situation keinen klaren Nutzen vermitteln, werden, so zeigt die Studie, nicht angenommen. Die 1:1-Übertragung bestehender Webinhalte auf mobile Endgeräte ist sinnlos, da zumeist zu viele Informationen gezeigt werden, die für die Nutzung unterwegs nicht relevant sind. Der Usability mobiler Anwendungen wird häufig noch zu wenig Beachtung geschenkt. Wenn die Nutzerführung und die Oberflächen der Applikation sich im Alltag als Arbeitshindernis erweisen, sind Akzeptanzprobleme vorprogrammiert. Insgesamt gilt, dass die Akzeptanz der Mitarbeiter unbedingt erforderlich ist, da sie letztlich mit den Geräten arbeiten müssen. Hier steckt der Teufel oftmals im Detail. Daher müssen alle Umstände sorgfältig analysiert werden. Auch bei der Gestaltung der Benutzerschnittstelle sollten die Anwender einbezogen werden.
Mehr Verantwortung für Mitarbeiter Die Mitarbeiter erhalten durch die Nutzung mobiler Lösungen mehr Verantwortung, da sie tiefer in die Prozesse der Unternehmenszentralen eingreifen können. Gleichzeitig ergeben sich Änderungen der Arbeitsabläufe in den Unternehmen, wenn etwa die Serviceaufträge nicht mehr manuell nachgearbeitet werden müssen, sondern direkt vor Ort ins System eingegeben werden. Es ist sinnvoll, die betroffenen Mitarbeiter bereits vor der Einführung der mobilen Lösungen aktiv einzubeziehen, einerseits, um ihr Tätigkeits- und Prozess-Know-How einzubringen und andererseits, um die Änderungen verstehen und akzeptieren zu können. Eine weitere Hürde im Business-Sektor sind die sehr heterogene Endgerätelandschaft und der Dschungel der Betriebssysteme, der natürlich die Entwicklung und Pflege von Unternehmensanwendungen schwierig macht. Aufgrund der recht kurzen Auswechslungszyklen der Endgeräte sind ansonsten Wartungsprobleme vorprogrammiert. Wie die Studie zeigt, fragt man sich deshalb bei dem einen oder anderen Unternehmen noch, auf welches Pferd man hier setzen soll. Ausgereifte Middleware hilft aber, diese Probleme in den Griff zu bekommen. Beim Mobile Enterprise sind die Sicherheitsaspekte extrem wichtig, gerade wenn sensible Kunden- oder geschäftskritische interne Daten, wie Angebotspreise oder Mitarbeiterprofile, betroffen sind. Hier sind neben technischen Lösungen möglichst wenige Daten auf den Client zu übertragen. Insbesondere die Mitarbeiter müssen sehr aufmerksam sein, denn die Verlustwahrscheinlichkeit von mobilen Endgeräten ist hoch. Unternehmen müssen hier mit ihren Mitarbeitern Regeln aufstellen, wie sie zum Beispiel bei Verlust des Geräts genau verfahren sollen. Mit der zunehmenden Mobilisierung verschwimmen die Grenzen zwischen Geschäfts- und Privatperson. Eine klare Abgrenzung wird immer schwieriger. Dies birgt neue Herausforderungen für den Betriebsrat, da hier neue Regeln aufgestellt werden müssen. Die Studie weist deshalb darauf hin, dass eine möglichst frühzeitige Einbeziehung des Betriebsrats ist sehr ratsam ist.
Dr. Bettina Horster ist Vorstand der Vivai AG und zuständig für das Thema »Telekommunikationsmarkt« bei der Lünendonk GmbH