Neue Geschäftsmodelle für den Mobilfunk

14. März 2008, 0:00 Uhr | funkschau sammeluser

Im Mobilfunk stellt sich ständig die Frage nach neuen Geschäftsmodellen. In diesem Kontext fällt häufig der Begriff Mobile Virtual Network Operator. Meinungen aus der Netzbetreiber-Szene.

Diese mobilen, virtuellen Netzbetreiber treten in Deutschland zurzeit vor allem als Prepaid-Discounter (Stichwort: Lidl, Schlecker) auf. Sie verfügen über kein eigenes Funknetz und sind also zunächst einmal von der Bereitschaft eines Mobilfunk-Netzbetreibers abhängig, ihnen diese Ressource zur Verfügung zu stellen. Nach Meinung des Beratungsunternehmens Strand Consult haben aber viele Mobilfunk-Netzbetreiber immer noch eine altmodische Haltung bezüglich der Art und Weise ihr Unternehmen zu führen. Sie meinen, dass die Kontrolle über den gesamten Wertschöpfungsprozess behalten zu müssen, das heißt Produktion, Zustellung und Verkauf mobiler Produkte und Dienste an den Endkunden. Einige hätten aber die Zeichen der Zeit erkannt und setzten gezielt auf das Instrument MVNO, positionierten sich als Wholesale-Anbieter, und könnten sich so einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. In Deutschland ist hier sicherlich E-Plus Vorreiter, während sich T-Mobile, Vodafone und O2 noch eher zurück halten. Die funkschau fragte wichtige Player im Mobilfunk-Markt nach ihrer Meinung zur aktuellen Bedeutung und den künftigen Perspektiven des Geschäftsmodells MVNO sowie zur Rolle der MVNEs (Enabler). MVNEs helfen nicht Mobilfunkaffinen Firmen als MVNOs an den Markt zu gehen.

Interessant für Highend-Segment

Dr. Hans-Ulrich Schröder, Head of Mobility Practice, BT Germany: „Als MVNOs werden im allgemeinen Sprachgebrauch Mobilfunkanbieter ohne eigenes Netz bezeichnet. Im Discount-Segment haben diese – richtigerweise eher als „Branded Reseller“ zu bezeichnenden – Anbieter wie Tchibo, Simyo und Aldi in den letzten beiden Jahren bemerkenswerte Erfolge erzielt. Dieses Segment ist nach unserer Ansicht allerdings weitgehend gesättigt. Interessant ist das „MVNO“-Konzept hingegen noch im Highend-Segment, wo man für besonders anspruchsvolle Kundengruppen spezielle Angebote machen kann, welche die etablierten Netzbetreiber noch nicht abdecken. Ein Beispiel sind international tätige Geschäftskunden, die besondere Anforderungen an Kundenservice und Abrechnung stellen.

MVNEs haben in diesem Zusammenhang eine wichtige Funktion, weil sie das Geschäft der „Branded Reseller“ erst möglich machen. Sie nehmen diesen operative Funktionen wie Produktmanagement, Rechnungsstellung oder Customer Service ab, deren Aufbau mobilfunkspezifisches Know-how sowie eine kritische Masse erfordert. Die Reseller können sich dadurch auf Marketing und Vertrieb für ihr Zielsegment konzentrieren. Im Markt wird aber nur für einige wenige MVNEs Platz sein.

Kostenvorteile dank MVNE

Achim Theis, als Mitglied des Vorstandes verantwortlich für Vertrieb und Marketing bei Ecotel Communication: „MVNOs können häufig flexibler auf die kundenorientierte Segmentierung der Mobilfunk-Dienste für verschiedene Zielgruppen eingehen, als es Providern möglich ist. Die bisherigen „Discount-MVNOs“ sind eher Branded Reseller oder bestenfalls Serviceprovider und können daher eine Produkt- Differenzierung allenfalls über Preise darstellen. ‘Echte’ MVNOs müssen sich in Produktfeatures, Tarifelementen und ergänzenden Diensten von den MNO-Angeboten unterscheiden und für ihre Zielkunden dadurch einen Mehrwert anbieten, der deutlich über den reinen Preis-Discount hinausgeht. MVNEs sind für die zukünftige MVNO-Entwicklung wichtig, da sonst der MVNO ausschließlich auf die vorhandenen Dienste des MNO zurückgreifen kann und damit keine wirkliche Differenzierung möglich wird. Durch die Einbindung eines MVNE ergeben sich für den MVNO Kostenvorteile aufgrund der „Shared Plattform“, die der MVNE betreibt und somit nicht vom MVNO aufgebaut und betrieben werden muss. Dies führt außerdem zu kürzeren Vorlaufzeiten für die Umsetzung und einen schnelleren Marktstart. Der MVNO kann sich dann voll auf Marketing und Vertrieb konzentrieren da alle technischen Systeme und internen Prozesse vom MVNE bereitgestellt werden.“


  1. Neue Geschäftsmodelle für den Mobilfunk
  2. Wachstum durch Markenvielfalt
  3. Mehr als Prepaid

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