Abzocke wirft Handy-Hersteller Nokia den führenden Herstellern von LCD-Bildschirmen vor. Die finnische Firma hat so gut wie alle führenden Anbieter solcher Displays vor einem US-Gericht verklagt.
Die Liste der Hersteller von Flüssigkristallbildschirmen, gegen die Nokia vor einem Gericht in Kalifornien Klage eingereicht hat, liest sich wie das Who is Who der Branche: Hitachi, Samsung, Sharp und Chunghwa Picture Tubes sind neben anderen Unternehmen darauf zu finden.
Nokia wirft den LCD-Herstellern vor, Preisabsprachen mit dem Ziel getroffen zu haben, ihren Profit auf Kosten des weltweit größten Mobiltelefonproduzenten zu steigern. LC-Displays sind ein unverzichtbarer Bestandteil aller Handys und Smartphones, nicht nur der aus dem Hause Nokia.
Dass der Vorwurf der finnischen Firma nicht aus der Luft gegriffen ist, belegt eine Entscheidung des amerikanischen Justizministeriums aus dem vergangenen Jahr. Die Behörde, die unter anderem auch für das Wettbewerbsrecht zuständig ist, belegte Sharp, LG und Chunghwa wegen illegaler Preisabsprachen mit einem Bußgeld.
Nun will Nokia von den Firmen Schadenersatz einfordern. Die Begründung: Dadurch, dass der Handy-Hersteller nicht marktübliche, sondern überhöhte Preise für die Bildschirme habe zahlen müssen, sei ihm ein finanzieller Schaden entstanden.
Und derzeit kann Nokia jeden Euro gut gebrauchen. Im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahrs 2009 erzielte der Konzern einen Umsatz von 9,810 Milliarden Euro, rund 2,4 Milliarden weniger als 2008. Einem Gewinn von 1,469 Milliarden Euro im Q. 3/2008 stand 2009 ein Verlust von 426 Millionen Euro gegenüber.
Mittelfristig, so das Unternehmen gegenüber mehreren Tageszeitungen und Wirtschaftsmedien, sei sogar ein Ausstieg auf dem Geschäft mit Mobiltelefonen denkbar. Es sei vorstellbar, so Manager der Firma, dass sich Nokia als Anbieter von Content, Anwendungen und Services für Mobilfunk-Nutzer quasi »neu erfinde«.