Progress soll homogener werden
Richard Reidy, neuer Chef des Software-Herstellers Progress, will die zugekauften Produktlinien künftig einheitlich vermarkten. So soll es in ein paar Jahren gelingen, den Umsatz zu verdoppeln.

- Progress soll homogener werden
- Eine Milliarde Umsatz
- Lösungen statt Technologien
- Krise als Chance
Vor zehn Jahren war die Welt bei Progress noch überschaubar. Man war ganz auf eine proprietäre Entwicklungsumgebung der damals in der Branche sogenannten vierten Generation und ein zugehöriges relationales Datenbanksystem ausgerichtet. Ursprünglich hieß diese Software Progress, vor einigen Jahren wurde sie dann in Open Edge umbenannt. Tausende Software- Hersteller bauten damit Applikationen für Endkunden. Das 1981 gegründete Unternehmen war seit 1991 an der Börse und profitabel, der Umsatz lag bei 180 Millionen Dollar. Mitgründer und Chef Joseph Alsop hatte das Ziel, eine halbeMilliarde Dollar zu erreichen. Dafür war Diversifizierung erforderlich. Neue Produkte mussten her und es galt, das Geschäft mit den Endanwender-Unternehmen zu entwickeln. »Das Open-Edge-Geschäft war und ist lukrativ und ermöglichte den Umbau durch Investitionen und Übernahmen«, erinnert sich Richard Reidy. Er ist seit 1985 bei Progress Software und seit März CEO und President des im US-Bundesstaat Massachusetts beheimateten Unternehmens.
Mit Sonic hat Progress den ersten Enterprise Service Bus (ESB) zur Applikationsintegration kreiert und auf den Markt gebracht. Durch Übernahmen von Firmen wie Data Direct (Datenintegration), Iona (Anwendungsintegration ) und Apama (Ereignisverarbeitung) wuchs die Middleware-Palette. Noch in diesem Jahr traten die zugekauften Einheiten separat auf dem Markt auf, mit eigener Vertriebs- und Marketing-Strategie. Es gab keine große Progress-Vertriebsmannschaft für Endkunden. Die übernommenen Firmen hingegen hatten etablierte Vertriebsteams und Kundenbeziehungen, und die sollten erhalten bleiben. Die jeweils klare technologische Fokussierung hatte durchaus Vorteile. »Das war erfolgreich«, urteilt der neue Konzernchef rückblickend über die Geschäftstätigkeit der vergangenen zehn Jahre, in denen der Umsatz auf mehr als das Doppelte stieg. Inzwischen tragen die neuen Produkte mehr Lizenzeinnahmen bei als die angestammte Open-Edge-Software. Im letzten Geschäftsjahr wurden 518 Millionen Dollar umgesetzt und Gewinne eingefahren. Europa steuerte mehr bei als die USA, aus Asien kamen lediglich fünf Prozent.