Digitales Lernen

Qualifizierung in der Fertigungsindustrie

25. Juni 2021, 11:41 Uhr | Autor: Daniel Sztutwojner / Redaktion: Diana Künstler

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Auf die Anwender kommt es an, nicht auf die Anwendung

Nur die Technologie zu aktualisieren, ohne gleichzeitig die Belegschaft zu qualifizieren, wird kaum zum Erfolg führen. Hingegen werden Unternehmen, die intelligent in beide Qualifizierungswege investieren, viel schneller Produktivitätsfortschritte erzielen. Oft ziehen neuartige Werkzeuge die ganze Aufmerksamkeit auf sich, aber es sind die Menschen, die diese Werkzeuge anwenden. Auf die Anwender kommt es an, nicht auf die Anwendung. Je früher sich die Anwender an die neue Normalität anpassen, desto besser. Dazu muss der Arbeitgeber aber auch wissen, wie der Anwender tickt, sprich, wie Menschen Informationen verarbeiten.

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„Lass es mich tun, und ich werde es können“

Der menschliche Verstand nicht dafür gemacht, große Datenmengen auf einmal zu verarbeiten. Bereits 20 Minuten nach Informationsaufnahme haben wir 40 Prozent des Gehörten wieder vergessen. Nach einem Tag sind es fast 70 Prozent. Das ist ein Phänomen, das als Vergessenskurve bekannt ist und von dem deutschen Psychologen Hermann Ebbinghaus entdeckt wurde.

Die Frage ist: Was kann betriebliche Weiterbildung gegen das Vergessen tun? Die herkömmliche Antwort wäre: den Stoff mehrfach wiederholen. Innovative Methoden greifen auf Konzepte wie die Lernpyramide zurück (National Training Laboratory, USA). Danach lernt der Mensch umso besser, je mehr Sinne beteiligt sind. Wenn wir etwas nur hören, wie etwa bei einer Schulung im Vortragsstil, behalten wir fünf Prozent des Gehörten. Wenn wir etwas praktisch erleben, wenn wir es also sehen, hören, fühlen oder riechen, behalten wir 75 Prozent der Inhalte. Um mit Konfuzius zu sprechen: „Lass es mich tun, und ich werde es können.“

Eine zeitgemäße Weiterbildung berücksichtigt solche Erkenntnisse. Und sie bedient sich aus dem Werkzeugkasten der Digitalen Transformation. Hier drei Ideen für digitale Lernangebote im Betrieb:

  1. Video-Tutorials: Einmal aufgenommen, können diese Inhalte jederzeit an jedem Ort abgerufen werden. Der Mitarbeiter bestimmt seinen Lernfortschritt selbst und arbeitet am Ort seiner Wahl. Der Vorteil: Weniger Zeit- und Personalaufwand, mehr Flexibilität im Betriebsablauf.
  2. Virtual Reality (VR): Wenn Video Bildung ist, dann ist VR Erlebnis. Sie ermöglicht es den Mitarbeitern, neue Prozesse und Verfahren zu durchlaufen und neue Fertigkeiten in einer wirklichkeitsnahen Umgebung zu entwickeln. So wie es bei der Ausbildung von Piloten im Flugsimulator bereits ganz selbstverständlich ist.
  3. Videos, VR-Inhalte und andere digitale Trainingsformate wie Erklärvideos, Leitfäden oder Webinare können in einer digitalen Schulungsplattform gebündelt werden. Unternehmen sehen in Trainings oft eine Ressource, die sie von Fall zu Fall einsetzen können. Eine digitale Plattform steht dagegen dauerhaft zur Verfügung und kann eine nachhaltigere Wirkung entfalten. Der Mitarbeiter kann selbstbestimmt auf die Inhalte zugreifen und die Kursleiter können den Fortschritt einfach nachverfolgen. „Mitmach-Inhalte“ wie zwischengeschaltete Quiz-Module oder Challenges lockern das Schulungserlebnis auf.

Mitarbeiter-Apps unterstützen

Das Mitarbeitererlebnis wird angesichts des fortschreitender Fachkräftemangels nicht nur im Bereich der Weiterbildung relevanter. Wer gutes Personal halten und gewinnen will, denkt auch an Faktoren wie Transparenz, Arbeitsklima und Wertschätzung. Dabei ist Kommunikation ein Schlüsselfaktor, insbesondere in der Produktion, wo die Mehrheit der Mitarbeiter nicht an einem Schreibtisch sitzen. Mitarbeiter-Apps ermöglichen Kommunikation in Echtzeit und binden gleichzeitig operative Tools zu Dienstplanung, Organisation, Onboarding und eben der Weiterbildung ein. Ein digitales und interaktives „schwarzes Brett“, das Mitarbeiter motiviert, das Arbeitsklima verbessert und so die Fluktuation reduziert.

Daniel Sztutwojner ist Chief Customer Officer und Mitbegründer von Beekeeper


  1. Qualifizierung in der Fertigungsindustrie
  2. Auf die Anwender kommt es an, nicht auf die Anwendung

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