Es gibt wohl nur wenige Abteilungen, bei denen seltener über Auslagerung nachgedacht wird als bei Forschung und Entwicklung. Doch das ändert sich zunehmend.
Die Struktur der Wertschöpfungsketten in der Automobilindustrie wandelt sich. Die Unternehmensgrenzen haben in den letzten Jahren ihre Schärfe verloren und die Wertschöpfungstiefe beträgt gerade noch 30 Prozent. Der Markt diktiert der Industrie ein gnadenloses Innovationstempo, das kaum ein Unternehmen zu global wettbewerbsfähigen Kosten alleine halten kann. Die Konzentration auf Kernkompetenzen und eine immer weiter reichende Integration der Zulieferer ist deshalb der alternativlose Weg, den fast die gesamte Industrie beschritten hat. Im Gefolge der Rationalisierungswellen der letzten Jahre wurde dabei fast jeder Unternehmensbereich mit Blick auf Outsourcing- Potenziale systematisch durchforstet. Ein Thema wurde bei den Make-or-Buy-Entscheidungen jedoch sehr zurückhaltend behandelt – die Auslagerung von Forschung und Entwicklung (R&D).
Das liegt vor allem daran, dass das intellektuelle Kapital, etwa in Form von Patenten und hoch qualifizierten Mitarbeitern, gerade in der Automobilindustrie zu den wertvollsten Assets gehört, die zudem hochgradig wettbewerbsrelevant sind. Doch gerade in der Informations- und Kommunikationstechnologie wird diese Zurückhaltung schnell zum Problem: Ihr für den Kunden meist nicht sichtbarer Anteil an den Autos wächst stetig, gleichzeitig ist die immer höhere Komplexität der IT kaum noch inhouse beherrschbar. Wer alleine forscht, kann weder Synergieeffekte erzielen, noch die Innovationszyklen in ausreichendem Maße beschleunigen. Ein Umdenken ist deshalb dringend erforderlich. In der Industrie setzt sich diese Erkenntnis inzwischen langsam durch. Unternehmen aus der Automobilindustrie vergeben deshalb immer häufiger Forschungsund Entwicklungsaufträge an externe Dienstleister. Von besonderem Interesse sind hier Embedded Systems, hochkomplexe, fertige Baugruppen aus Hard- und Software. Die Top-Player im R&D-Outsourcing bieten ihren Kunden dabei Kooperationsmodelle, die mit Eigenentwicklung und -betrieb dieser Systeme verbundene Risiken und Kosten minimieren und den gesamten Prozess von der Idee über Entwikklung und Testing bis hin zur Wartung von Systemen und Anwendungen abdecken. Darüber hinaus ist ein wesentlicher Vorteil spezialisierter Dienstleister die hohe Aktualität ihres Wissens und ihre Fähigkeit, relevante Trends in der Informations- und Kommunikationstechnologie rechtzeitig zu erkennen und für die Automobilbranche zu erschließen.