Jahrbuch World Robotics 2020

Roboter: Deutschland in Europa auf Platz eins

8. Oktober 2020, 11:00 Uhr |
Mensch-Roboter-Kollaboration am Beispiel des "KUKA flexFELLOW": Dabei handelt es sich um eine ortsflexible, wandlungsfähige Lösung für die industrielle Montage. Die Robotereinheit lässt sich einfach zum Einsatzort bewegen und ist dort schnell betriebsbereit.
© IFR/Kuka

Deutschland ist in der EU laut IFR mit rund 221.500 Industrierobotern die am stärksten automatisierte Volkswirtschaft. Damit sind in den Fabriken der deutschen Wirtschaft rund dreimal so viele Industrieroboter im Einsatz wie in Italien und rund zehnmal so viele wie in Großbritannien.

„Der Einsatz von Industrie-Robotern in Europa hat mit rund 580.000 Einheiten einen historischen Höchststand erreicht – der Bestand stieg um 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr“, sagt Milton Guerry, Präsident der International Federation of Robotics.
Deutschlands Anteil am europäischen Roboterbestand liegt bei 38 Prozent. Damit liegt das Land im weltweiten Vergleich nach China, Japan, Korea und den USA auf Rang 5. Das gilt 2019 auch für die jährlichen Verkaufszahlen. Hier bewegt sich die deutsche Wirtschaft schon seit vielen Jahren (2014 – 2017) auf dem sehr hohen Niveau von rund 20.000 Einheiten per anno – mit 20.400 verkauften Robotern wurde diese Marke 2019 erneut erzielt. Das Rekordergebnis 2018 mit rund 27.000 verkauften Industrie-Robotern war auf einer sehr dynamische Sonderkonjunktur zurückzuführen, hauptsächlich ausgelöst durch Investitionen der Automobilindustrie.

World Robotics 2020
Jährliche Installation von Industrierobotern der 15 größten Märkte 2019. Deutschlands Anteil am europäischen Roboterbestand liegt bei 38 Prozent. Damit liegt das Land im weltweiten Vergleich nach China, Japan, Korea und den USA auf Rang 5.
© IFR

„Die Folgen der Corona-Pandemie für die Wirtschaft können derzeit noch nicht vollständig abgeschätzt werden“, fährt Milton Guerry fort. „Das Geschäftsjahr 2020 wird davon geprägt sein, dass sich die Branche erst einmal an die 'neue Normalität' anpasst. Ein starker Impuls durch Großaufträge dürfte im laufenden Geschäftsjahr unwahrscheinlich sein. Eine Ausnahme bildet eventuell China. Der Grund: In der chinesischen Stadt Wuhan wurde das Coronavirus im Dezember 2019 erstmals identifiziert und das Land konnte sich im zweiten Quartal schon wieder konjunkturell erholen. Andere Volkswirtschaften befinden sich deutlich später an einem konjunkturellen Wendepunkt. Demnach wird es noch einige Monate dauern, bis sich positive Trends in neuen Automatisierungsprojekten und der Roboternachfrage niederschlagen. Für das Jahr 2021 rechnen wir mit einer Erholung - es könnte aber bis 2022 oder 2023 dauern, bis das Vorkrisenniveau erreicht ist".

Asien, Europa und Amerika

Asien ist nach wie vor der größte Markt für Industrie-Roboter – der Bestand des größten regionalen Abnehmers, China, stieg um 21 Prozent und erreichte 2019 rund 783.000 Einheiten. An zweiter Stelle steht Japan mit rund 355.000 Einheiten – ein Plus von 12 Prozent, gefolgt von Südkorea mit 319.000 Einheiten und plus 6 Prozent. Ein Aufsteiger in der Region ist Indien mit einem neuen Rekordbestand von rund 26.300 Einheiten – ein Plus von 15 Prozent. Damit hat sich die Zahl der Industrie-Roboter in den indischen Fabriken innerhalb von fünf Jahren verdoppelt.

Der Anteil neu installierter Roboter in Asien machte 2019 etwa zwei Drittel der weltweiten Absätze aus. In China liegt der Absatz von rund 140.500 neuen Robotern zwar unter den Rekordjahren 2018 und 2017, hat sich aber im Vergleich zu den Verkaufszahlen vor fünf Jahren mehr als verdoppelt (2014: 57.000 Einheiten). In den asiatischen Top-3-Märkten verlangsamten sich die Neu-Installationen 2019 – in China (minus 9 Prozent), Japan (minus 10 Prozent) und der Republik Korea (minus 26 Prozent).

In China kommt die große Mehrheit von 71 Prozent der neuen Roboter von ausländischen Lieferanten. Chinesische Hersteller bedienen nach wie vor hauptsächlich den heimischen Markt, wo sie zunehmend Marktanteile gewinnen. Ausländische Hersteller setzen etwa 29 Prozent ihrer Einheiten in der Automobilindustrie ab – chinesische Anbieter kommen in diesem Segment nur auf einen Anteil von etwa 12 Prozent. Aus diesem Grund sind ausländische Anbieter vom Geschäftsrückgang in der chinesischen Automobilindustrie stärker betroffen als ihre inländischen Wettbewerber.

Über die International Federation of Robotics

Die IFR sieht sich als das Sprachrohr der weltweiten Robotikindustrie. Sie vertritt nationale Roboterverbände, Bildungseinrichtungen sowie Roboterhersteller aus mehr als zwanzig Ländern. Die International Federation of Robotics wurde 1987 als nicht gewinnorientierte Organisation gegründet. Das IFR Statistical Department stellt Branchendaten für folgende statistische Jahrbücher bereit wie “World Robotics – Industrieroboter”. Dieser einzigartige Bericht liefert weltweite Statistiken über Industrieroboter in einheitlichen Tabellen und ermöglicht aussagefähige Ländervergleiche. Er enthält statistische Daten aus über 40 Ländern, aufgeschlüsselt nach Anwendungsbereichen, Industriesektoren, Roboterarten und anderen technischen und wirtschaftlichen Aspekten. Für ausgewählte Länder sind Produktions-, Export- und Importdaten aufgeführt. Mit der Roboterdichte, das heißt der Anzahl von Robotern je 10.000 Beschäftigten, wird zudem ein Maß für den Automationsgrad angeboten. Der Bericht “World Robotics – Serviceroboter” hingegen liefert weltweite Statistiken über Serviceroboter, Marktanalysen sowie Absatzpotenziale zu Servicerobotern im betrieblichen und privaten Anwendungsbereich. Die Studie wird in Zusammenarbeit mit den IFR-Partnern Fraunhofer IPA, Stuttgart erarbeitet.


  1. Roboter: Deutschland in Europa auf Platz eins
  2. Der Block nach USA, Kanada und Mexiko

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