Eine derart konsequente Vertikalisierung hatte Semiramis-Gründer Karner zunächst nicht für notwendig gehalten. Noch zu Beginn des Jahres vertrat der Unternehmer offensiv die Position, seine auf Java basierende ERP-Software lasse sich wegen ihrer breiten Funktionalität und ihrer Flexibilität durch bloßes Customizing an zahlreiche branchenspezifische Prozesse anpassen. »Wenn man ein Produkt clever baut, kann man auch mit einer Standard-Lösung bereits 50 Prozent aller Branchen abdecken«, betonte Karner im März. Gegen diese Position hat sich Rembold offenbar mit vertriebsstrategischen Argumenten durchgesetzt. Nach dessen Überzeugung kann Semiramis zwar in vielen Branchen vier Fünftel der Anforderungen erfüllen. »Aber für zahlreiche Kunden ist gerade das letzte Fünftel das Entscheidende«, legt Rembold dar. »Wenn ein Anbieter die entsprechende Funktionlität nicht liefern kann, gewinnt er häufig das Projekt nicht.« Es spiele dann auch keine Rolle, ob das Produkt an sich technisch überlegen sei.
Um die Effizienz des Channels zu erhöhen, will Rembold darüber hinaus neue Strukturen innerhalb des Partnernetzes etablieren. Demnach sollen größere und kleinere Reseller künftig stärker bei der Vermarktung der Lösungen zusammenarbeiten. So möchte der Vertriebschef etwa acht bis zehn größere Partner direkt betreuen. Die sollen sich wiederum verstärkt um die Kleineren kümmern, sie dabei vor allem in Marketing und Vertrieb unterstützen. »Kleinere Partner konzentrieren sich häufig vor allem auf die Technologie«. Rembolds Aufgabe soll es auch in der neuen Situation sein, einen Direktvertrieb für Semiramis aufzubauen. Mit den Partnern hat der Hersteller vereinbart, dass er an Kunden, die einen Jahresumsatz von mehr als 200 Millionen Euro erzielen, direkt vertreiben darf.