Microsoft integriert den hauseigenen Hypervisor als »Rolle« in das Server-Betriebssystem Windows Server 2008. Ein kluger Schachzug: Denn so kann Microsoft jeden verkauften Windows Server als Hyper-V-Installation zählen und sich zu einem der wichtigsten Player im Virtualisierungsmarkt erklären, egal ob die Anwender Hyper-V tatsächlich nutzen. Auf der anderen Seite werden natürlich viele Administratoren den Hypervisor gerade deshalb einsetzen, weil er ohnehin zur Grundausstattung des Windows 2008 Servers gehört.
Der Anwender hat die Wahl: Er kann einen vollständigen Windows Server mit GUI und zusätzlichen Server-Diensten aufsetzen oder Hyper-V mit einem fast nackten Core-Server betreiben. Letzteren offeriert Microsoft als Gratis-Download.
Die Verwaltung von Hyper-V erfolgt über ein Plug-in für die Microsoft Management Console (MMC). Das gibt es zunächst einmal nur auf dem Windows 2008 Server mit GUI. Im Internet finden sich Windows-Administrations-Tools für Vista und Windows 7, mit welchen der Administrator von seinem Arbeitsplatz aus den Hyper-V-Server verwalten kann. Dieses Werkzeug gibt es aber nicht für XP oder Windows 2003.
So richtig mau wird es, wenn der Verwalter die Kompatibilitätsliste des Hyper-V-Servers konsultiert. Als virtuelle Gastsysteme werden offiziell nur Windows XP ab SP2, Vista, Windows 2003 mit und ohne R2 sowie Windows 2008 unterstützt. Windows 7 und Windows-2008-R2 sollen folgen. Im Kleingedruckten findet sich noch der Windows Server 2000 mit SP4 und Suse-Enterprise-Linux 10.
Letzteres wird wohl nur deshalb als einzige Linux-Distribution unterstützt, da Novell und Microsoft einen Kooperationsvertrag unterzeichnet haben. Vereinfacht gesprochen kann Hyper-V Windows unter Windows laufen lassen. Im Test zeigt sich, dass Linux als Gast tatsächlich unerwünscht scheint. Die Installation eines Ubuntu-Servers schlägt fehl, da dieser unter Hyper-V keine Netzwerkkarte findet. Die Text-Dialoge der Linux-Installation im Framebuffer-Modus bauen sich unendlich langsam auf. Der Betrachter glaubt fast schon, dass Hyper-V die Bildschirmdarstellung absichtlich verlangsamt, um Linux möglichst schlecht darzustellen.
Weder die anderen Hypervisoren noch ein fünf Jahre alter PC verzögern im Labor die Framebuffer-Ausgabe dermaßen stark. Client-Tools für VMs mit Linux liefert Microsoft nicht mit. Allerdings hat Microsoft nach dem Test nachgelegt und Open-Source-Code für den Linux-Kernel veröffentlicht, damit Linux-VMs unter Windows besser laufen.
Selbst die Installation von Windows XP unter Hyper-V gestaltet sich kompliziert, da der XP-Gast anfangs keinen Zugriff auf die Maus bekommt. Der Anwender muss die Installation nur per Tastatur ausführen. Eine XP-Installation von der Original-CD ohne SP2 funktioniert auch nur bedingt. Die Hyper-V-Tools mit den nötigen Treibern lassen sich in der VM nicht installieren, so lange kein SP2 läuft.
Die Funktionen von Hyper-V beschränkt Microsoft darauf, Windows von Gestern unter Windows von Heute laufen zu lassen. Hyper-V ist daher unflexibel und kann vom Funktionsumfang nicht mit den anderen Hypervisoren mithalten. Selbst die simple Open-Source-Lösung Kernel-Virtual-Machine (KVM) unter Linux hat hier mehr zu bieten.