So weit geht die Kritik des Forschers nicht. "In einem ersten Schritt haben wir die Geräte geschaffen, in einem zweiten müssen wir uns nun gesunde Umgangsformen angewöhnen", so der Forscher.
Während es etwa in Fragen der Ernährung eine riesige Auswahl an Diäten gebe, seien zum Umgang mit dem Internet so gut wie keine praktischen Hilfen vorhanden. Aufklärungskampagnen, Forschungsprojekte oder politische Initiativen seien bisher Mangelware.
Einen Ausweg zeigten erste Vorreiter aus den USA. Dort seien es genau die digitalen Eliten, die nun anfingen, sich digitale Diäten aufzuerlegen. "Die permanente Smartphone-Nutzung ist ein unterbewusster Reflex", sagt Markowetz. Die Automatismen könne man durch konkrete Techniken loswerden. Etwa, indem man das Schlafzimmer zur Handy-freien Zone erkläre oder die Regel aufstelle, das Smartphone nur auf einem unbequemen Küchenschemel zu nutzen.
Doch der Mensch sei nicht alleine auf der Welt, und nicht alle Unterbrechungen seien selbstverschuldet. Daher, so Markowetz, müssten wir beginnen, in unserer Kommunikation gegenseitig Rücksicht aufeinander zu nehmen und uns eine neue Kommunikationsetikette auferlegen. Und beide Kulturtechniken, Diäten wie Etikette, müssten bereits in der Schule vermittelt werden.
Die Smartphone-Nutzung sei nicht das Ende der Entwicklung, sondern erst der Anfang. Schon jetzt werde das Internet in Spielzeug, Brillen und Uhren integriert. Markowetz: "Wir brauchen dringend eine gesellschaftliche Debatte und einen interdisziplinären Austausch in der Wissenschaft, um zu verstehen, was die Digitalisierung mit unseren Psychen macht."
Das Buch von Alexander Markowetz, "Digitaler Burnout" erscheint im Oktober im Verlag Droemer Knaur und kostet 19,99 Euro.