CRN: S. Oliver arbeitet direkt mit IBM als Hersteller zusammen. Als Grund nannten Sie vor einigen Monaten, Dienstleister seien beim Thema SOA noch nicht weit genug. Welche Kompetenzen vermissen Sie noch?
Beyler: Es hat sich inzwischen viel bewegt, aber IT-Dienstleister und Systemhäuser sind aus unserer Sicht noch nicht am Ziel einer konsequenten Service-Orientierung angekommen. Das Entscheidende bei einer Initiative wie SOFIA ist das Konzept, die Strategie, die Denke. SOA stellt kein Programmiermodell dar. Vielmehr steht dahinter eine Philosophie, wie eine Dienstleistung erbracht beziehungsweise wie Dienstleistungen miteinander verknüpft werden. IT ist dabei nur eine von mehreren Optionen. Dieser Ansatz betrachtet die Anforderungen des Kunden ganzheitlich. Es wird nicht nur eine Anforderung umgesetzt, sondern es kommt zugleich darauf an, diese Anforderung in das Ganze einzuordnen. Es geht nicht isoliert um die Technik, sondern um das Unternehmen. Ein Web Service macht noch keine SOA.
CRN: Herr Krause, wie weit ist die ITBranche allgemein? Sind die Anbieter schon in der Lage, alle technologischen Bausteine zu liefern, die für eine idealtypische SOA erforderlich sind?
Krause: Es gibt bereits grundlegende Bausteine, aber keine SOA »out of the box«. Die wird es für unsere Begriffe auch nicht geben, weil eine solche Lösung nicht dem Gedanken der Flexibilität entspräche, der hinter dem SOA-Prinzip steht. Viel wichtiger ist die Frage, welche Anwendung ein Unternehmen Schritt für Schritt zu einem Baustein seiner SOA machen will. Hier ist individuelle Beratung gefragt. Und eine der wichtigsten Komponenten dafür ist bereits in vielen Unternehmen vorhanden, nämlich das Integrationsmittel, der »Backbone « einer SOA: der Enterprise Service Bus (ESB). Laut Forrester werden zwei Drittel aller Großunternehmen in Europa und den USA bis Ende des Jahres einen ESB nutzen. Ebenso planen 44 Prozent der kleineren und mittleren Unternehmen den Einsatz. Damit verfügen sie über den wichtigsten Einstiegspunkt für die SOA-Implementierung. Darüber hinaus gibt es viele Initiativen, Standards für die SOA zu entwickeln. Ziel dabei ist vor allem die Entwicklung eines gemeinsamen Programmiermodells.