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Suchen war gestern

Suchen war gestern. Koffer dürfen nicht alleine reisen und müssen daher ausgeladen werden, wenn der Passagier nicht erscheint. Das kostet enorm viel Zeit und Geld. IT-System EAGLE soll jetzt am Flughafen München das Problem lösen, ohne eine neue Sicherheitslücke zu reißen.

Autor:Redaktion connect-professional • 24.8.2005 • ca. 2:40 Min

Am Münchner Flughafen werden die Scan-Daten der Kofferanhänger über das Funk-LAN an das Gepäckmanagementsystem gesendet.

Suchen war gestern

Wir alle kennen die häufigen Durchsagen in Flughäfen, auf unbeaufsichtigtes Gepäck zu achten. Oberste Aufmerksamkeit widmet man dem Gepäck, das sich ohne dessen Besitzer an Bord eines Flugzeuges befindet. Nach dem Paragraphen 20a des deutschen Luftverkehrsgesetzes müssen diese Koffer wieder ausgeladen werden, da man fürchtet, dass jemand eine Bombe an Bord geschmuggelt haben könnte. Die Gepäckstücke auszuladen ist also wichtig für die Sicherheit, aber es kostet viel Zeit. Die Männer auf dem Vorfeld müssen nun die alleingelassenen Koffer anhand der Gepäckanhänger aus dem Flugzeugbauch heraussuchen und das dauert im Schnitt etwa eine halbe Stunde - ärgerlich für die Passagiere und teuer für den Flughafen, der Strafzahlungen wegen stehen gebliebener Koffer oder Verspätungen aufgrund fehlerhaften Gepäckhandlings leisten muss.
Der Flughafen München und die Deutsche Lufthansa wollen diese Verspätungen in Zukunft vermeiden. Das »Electronic Automatic Bagga ge Loading Equipment«-Projekt (EAGLE), das gemeinsam vom Gepäckdienst und den Systementwickler, des Flughafens aufgesetzt wurde, hat bereits in seiner Pilotphase die Ausladezeit erheblich reduziert. Für technische Detaillösungen wurden der Dienstleister Gcon aus Ismaning und Sicherheitsexperten der NCP Engineering aus Nürnberg hinzugezogen.
Das Ziel:Dokumentation der Abfertigung,Visualisierung des Gepäckabfertigungsstatus für die Airline und schnelle Reaktionszeit bei einer Ausladungsanforderung durch die Airline.

Um die Suchzeiten zu verkürzen, müssen die Mitarbeiter auf dem Vorfeld möglichst genau wissen, wo sich der gesuchte Koffer befindet. Bisher nämlich müssen sie bei großen Maschinen die Container, in denen das Gepäck noch einmal zu je ca. 20 Stück verstaut ist, ausladen und nacheinander durchsuchen. Seit EAGLE scannen sie bereits beim Einladen die Barcodes ein, die ja ohnehin an den Gepäckanhängern aufgedruckt sind, bevor ein Koffer in seinen Container kommt. Rudolf Donig, der Projektleiter EAGLE, sieht dabei noch weitere Vorteile: »Hier ist es nun auch möglich zwischen unterschiedlichen Gepäckstücken zu unterscheiden. So können zum Beispiel Container mit priorisierten Gepäckstücken gebaut werden. Dadurch ist es auch für den Folgehafen leichter, Transfergepäck rechtzeitig zum Anschlussflug zu bringen.« Die Scan-Daten werden über das WLAN am Flughafen an das Gepäckmanagement-system der FMG gesendet.
Dieses System versorgt die verbunden WLAN-Scanner aktiv mit den Daten, so dass die aktuellen Daten auf den WLAN-Scannern vorliegen. Somit ist es dem Benutzer jederzeit möglich,den Verladeort eines Gepäckstückes zu erfragen. Muss ein Koffer wieder ausgeladen werden, weil sein Besitzer nicht an Bord der Maschine ist, so wird dies auf dem WLAN-Scanner sichtbar gemacht. Scannen,Verladen,Finden ? was so einfach klingt, stellt hohe Ansprüche an Hard- und Software. Die WLAN-fähigen Handscanner sind Wind und Wetter ausgesetzt, denn sie werden täglich auf dem Vorfeld benutzt und müssen Temperaturen von plus 30 bis minus 20 Grad aushalten können. Zur Robustheit kommen noch hohe Sicherheitsanforderungen bei Verbindungsaufbau und -abbau sowie während der Datenüber-tragung. Die Client-Software musste so funktionieren, dass der Nutzer nicht eingreifen kann, während die Software startet und sich im Virtuellen Privaten Netz (VPN) authentifiziert. Damit soll verhindert werden, dass die Scanner manipuliert ? oder auch einfach nur falsch benutzt werden. Die Scanner Software muss zudem so konzipiert sein, dass garantiert nur diese eine Anwendung laufen kann ? ebenfalls aus Sicherheitsgründen. Sobald das Gerät startet, lädt der Scanner daher die Applikation und meldet sich am WLAN des Flughafens an. Dieses Netz ist für Besucher nicht sichtbar, da seine »SSID« ausgeschaltet ist, also nicht frei gesendet wird.Nur Geräte,die den Namen des Netzes kennen, können es überhaupt sehen und sich anmelden. Der Zentralserver prüft anhand der spezifischen Gerätekennung, ob der Scanner auch wirklich zum Flughafen gehört. Stimmt die Kennung, baut der VPN-Client eine verschlüsselte Verbindung zum VPN-Gateway auf, der Scanner darf sich authentifizieren und ist im Netz.