Kulturwandel in der Kommunikation? Es wäre zu schön, wenn man einfach auf Facebook lesen könnte, warum Tech Data jahrelang Herstellerumsätze falsch verbucht hat.

Editorial

Die wirklich wichtigen Fragen, die ein Unternehmen betrifft, beantwortet kein Blog, die Antworten stehen auch auf keiner Corporate Facebook-Seite, sind in keinem Twitter-Tweet zu finden und werden auch nicht in internen Collaboration-Plattformen diskutiert. Geschäftspartner und Kunden finden im Dschungel der so hochgelobten Social-Media-Kommunikation vieles, was am Ende eben doch nicht viel ist. Relevantes oder gar Brisantes steht nicht einfach auf irgendwelchen Internetseiten. Hier irrt der Bitkom-Präsident Dieter Kempf, wenn er sagt, dass Social Media einen Kulturwandel in Richtung einer offeneren Kommunikation schaffe. Dass sich dabei sogar »Herrschaftswissen einfach auflösen« werde, wie Kempf meint, ist eine Illusion.

»Herrschaftswissen«, was für ein schönes und jeden Journalisten motivierendes Wort! Nur weil wir im Zeitalter von Social Media leben, werden Entscheidungsträger ihre Informationen nicht großzügig mit uns teilen, beziehungsweise sie uns mitteilen. Facebook & Co können für Medien Rechercheplattformen sein, relevante Informationen beantworten sie aber nicht.

Beispielsweise, wie Tech Data jahrelang Herstellerumsätze falsch verbuchen konnte und warum Wirtschaftsprüfer fehlerhafte Gewinn- und Verlustrechnungen über Jahre hinweg testiert haben ? Oder wie B.Com nach der Insolvenz an der Seite des neuen Eigentümers Wortmann wieder Fuß im Channel fassen will ?

Der gute Ruf, den ein Unternehmen – zumal aus dem Handelssektor - genießt, lebt vom Vertrauen in die handelnden Menschen. Im besten Fall sind diese so kommunikativ und kooperativ, dass sie ganz konservativ zum Telefonhörer greifen und im persönlichen Gespräch zu drängenden Fragen Stellung beziehen.

Mit den besten Grüßen

Martin Fryba
CRN-Chefredakteur

• Inhaltsverzeichnis CRN, Ausgabe 14/2013
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