Treffen der Staatsdiener

3. März 2005, 0:00 Uhr | Werner Fritsch

Treffen der Staatsdiener. Der Public Sector Parc genannte Bereich in der Cebit-Halle 9 bietet Technologien für öffentliche Verwaltungen. Die Palette reicht von software­gestützter Vorgangsbearbeitung bis zur elektronischen Gesundheitskarte.

Treffen der Staatsdiener

Die IT orientiert sich zunehmend an den Erfordernissen einzelner Branchen. Dieser Trend zeigt sich auch auf der größten IT-Messe der Welt. Große Sonderausstellungen sind namentlich der Finanzbranche und dem öffentlichen Sektor gewidmet. Unter dem Namen Public Sector Parc in Halle 9 findet auf der Cebit zum zwanzigsten Mal eine Sonderschau für Ämter und Behörden statt. Die Besucher können sich auf den Ständen von rund 250 Unternehmen und Institutionen sowie in den Vorträgen des Forums E-Government informieren. Im vergangenen Jahr waren rund 50000 Besucher gekommen. Die Organisatoren der Schau halten die Neuorganisation von Arbeitsabläufen und die IT-gestützte Bearbeitung von Vorgängen für derzeit besonders wichtige Themen.

Potentiale bei der Vorgangsbearbeitung
Eine Studie des Hamburger Beratungshauses Mummert Consulting hat handfeste Schwächen in den öffentlichen Verwaltungen zutage gebracht: Die Entscheidungswege sind zu lang, Informationen werden nur unzureichend weitergegeben, und nicht zuletzt mangelt es an der Bereitschaft zu Innovationen. Mehr als 80 Prozent der Verwaltungen halten deshalb elektronische Vorgangsbearbeitung für notwendig, um künftig Arbeitsqualität, Funktionalität, Transparenz und Investitionssicherheit zu gewährleisten. Heute nutzt freilich erst jede zweite öffentliche Verwaltung entsprechende IT-Produkte, um Umstrukturierungen zu unterstützen und die Effizienz zu steigern. Mit modernen Informations- und Kommunikationstechniken lassen sich Bearbeitungszeiten verkürzen und Abläufe menschenfreundlicher gestalten und letztlich die Kosten senken, meinen die Experten.

Portale sind schon weit verbreitet
Der Mummert-Erhebung zufolge klagen mehr als 85 Prozent der Befragten im öffentlichen Sektor über unzureichende Haushaltsmittel - der Kostendruck steigt. Portale können in dieser Hinsicht helfen. Laut Mummert-Umfrage haben mehr als zwei Drittel der Ämter und Behörden in Deutschland bereits Web-Portale für die Bürger eingerichtet. Daneben will die Cebit weitere Konzepte vorstellen, mit denen die Beamten und Angestellten Kosten sparen können: Kooperationen mit privatwirtschaftlichen Unternehmen, so genannte Public Private Partnerships, und betriebswirtschaftliche Methoden. Dazu gehören Rechnungen, die Kosten und Leistungen in Beziehung setzen, explizite Budgetierung sowie ein Controlling der Finanzen.
Ein Dauerbrenner, der in der Behörden-Schau der Cebit natürlich nicht fehlen darf, ist das Thema IT-Sicherheit. Die Risiken nehmen weiter zu, Angriffe durch Viren, Spyware und Hacker bewegen die Gemüter. Anbieter an den Ständen und Experten im Vortragsprogramm skizzieren Lösungswege. Dazu gehört eine digitale Signatur zur Identifikation der Versender sensibler Informationen - bislang haben sie erst 18 Prozent der Ämter eingeführt. Mehr als die Hälfte erwartet jedoch, dass solche Signaturen künftig große Bedeutung haben werden.
Besonders im Blickpunkt steht im Public Sector Parc ferner die Gesundheitskarte. Die Erwartungen an diese IT-Lösung sind hoch. »Wir befinden uns bei der Kommunikation im Gesundheitswesen noch im Steinzeitalter«, meint Frank Ulrich Montgomery, Vorsitzender der Ärztevereinigung Marburger Bund. Mit der Gesundheitskarte könnten künftig Informations- und Medienbrüche vermieden werden. Eine elektronische Patientenakte auf der Gesundheitskarte kann dazu beitragen, Unverträglichkeiten durch verschiedene verordnete Arzneimittel zu verhindern sowie Mehrfachuntersuchungen zu vermeiden. Damit das Projekt Gesundheitskarte gelingen kann, müssten vor allem die Patienten überzeugt werden, dass der Datenschutz gewährleistet sei.

Gesundheitskarte soll Kosten senken
Schwieriger als die technische Realisierung sei die Einbindung aller Beteiligten, meint auch Norbert Paland, Ministerialdirigent im Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung (BMGS). So sollen Ärzte künftig Verordnungen digital auf der Karte speichern. Der Patient händigt sie sodann dem Apotheker aus, der ihm daraufhin das entsprechende Medikament verkauft. Trotz der Hindernisse ist Paland zuversichtlich, die elektronische Gesundheitskarte wie geplant 2006 einführen zu können. Der Ministerialdirigent gibt sich optimistisch: »Die elektronische Gesundheitskarte wird zur Entbürokratisierung des Gesundheitswesens, zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung und zur Kostensenkung beitragen.«  


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