Unternehmenskultur

Vier-Tage-Woche im Produktionsbetrieb?

12. Juli 2022, 14:45 Uhr | Sabine Narloch
© Fotolia / Brian Jackson

Die Strukturen der Arbeitswelt sind im Wandel. Doch während Homeoffice eher ein Thema für Bürotätigkeiten ist, tut sich auch in Produktonsbetrieben etwas. Bei Borco Höhns, Hersteller für mobile Verkaufsfahrzeuge, soll im Herbst ein Pilotversuch mit dem Ziel einer Vier-Tage-Woche starten.

Fernziel Vier-Tage-Woche und ab 1. September schon einmal 4,5 Tage Arbeit pro Woche: Das sind die Schritte des Pilotversuchs beim mittelständisch geprägten Produktionsbetrieb von Borco Höhns im niedersächsischen Rotenburg/Wümme. Das Unternehmen stellt Fahrzeuge für den mobilen Verkauf her, zum Beispiel Wochenmarktmobile.

Für das jetzt anstehende Pilotprojekt hat das Unternehmen nach eigenen Angaben mit der zuständigen IG Metall in Bremen eine Betriebsvereinbarung unterzeichnet. Bei vollem Lohnausgleich soll dann in ungeraden Wochen freitags nicht produziert werden, in geraden Wochen werde wie bisher fünf Stunden gearbeitet. An den übrigen Tagen während des auf zwölf Monate angelegten Projekts betrage die Arbeitszeit 8,5 Stunden.

„Wir sind auf die Arbeitnehmervertreter aktiv zugegangen, um über den Einstieg in eine Vier-Tage-Woche zu sprechen“, erklärt Geschäftsführer Andreas Elsäßer. „Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels müssen attraktive Arbeitgeber mehr denn je ihren Beitrag dazu leisten, dass die Mitarbeitenden Privatleben und Arbeit noch besser miteinander vereinbaren können.“ Man wolle das Thema New Work nicht nur Agenturen oder Dienstleistern mit Computerarbeitsplätzen überlassen. Schließlich wolle man qualifizierte Kräfte anziehen und überzeugen.

Mit dieser Regelung betrete man „gemeinsam tarif- und betriebspolitisches Neuland", so Stefanie Gebhardt, Gewerkschaftssekretärin bei der IG Metall in Bremen. „Bisher sind wenige Arbeitgeber bereit, innovativen Wege, die sich nach den Interessen der Beschäftigten ausrichten, überhaupt nur zu denken.“

Sollte sich zeigen, dass die Produktivität während der Pilotphase leide, könne der Versuch im nächsten Jahr auch abgebrochen werden. Laut Unternehmensangaben rechne man jedoch nicht mit einer nachlassenden Produktivität. Das Projekt solle zudem wissenschaftlich begleitet werden.


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