Paradoxes Insolvenzgeschehen

Was die Statistik nicht verrät

21. Mai 2021, 12:08 Uhr | Martin Fryba

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Zombieunternehmen herausgerechnet

Jedes fünfte Unternehmen in Westeuropa könne mit seinem Geschäftsmodell keine Gewinne mehr erwirtschaften und bilde das Insolvenzpotenzial der kommenden Jahre, wenn staatliche Hilfsmaßnahmen auslaufen, zieht Hantzsch ein ernüchterndes Fazit. Man kann es wohl so sehen: Es sind jenen »Zombieunternehmen« ohne Zukunftsaussicht, deren Überleben staatliche Hilfsprogramme künstlich verlängern.


Die Insolvenzstatistik 2020, sie spiegelt nicht den Zustand der europäischen Wirtschaft wider. Sie »verschleiert die tatsächliche Lage«, wie eine Modellrechnung des Kreditversicherers Coface zeigt.


Auf Basis der Umsatzentwicklung wichtiger Branchen und der Berücksichtigung  staatlicher Garantien und Zahlungen haben die Volkswirte »die wahren Zahlen« berechnet, um »simulierte und »versteckte« Insolvenzen bestimmen zu können.  Danach hätten in Deutschland die Unternehmenspleiten 2020 um 21 Prozent zunehmen müssen, in Italien um 39 Prozent, in Frankreich sogar um  44 Prozent und in Spanien um 34 Prozent. Tatsächlich weisen diese Länder in der offiziellen Statistik indes markante Rückgänge beim Insolvenzgeschehen in der Krise auf.


Wie stark Branchen oder Länder tatsächlich insolvenzbedroht sind, sei allerdings auch für Kreditversicherer nur schwer abzuschätzen, so der Hinweis. Ihnen liegen ja nur die tatsächlichen Schadensmeldungen konkret vor. »Die Lage bleibt so unübersichtlich und risikoreich wie das Ausmaß der Pandemie an sich auch«, heißt es im Risikomanagement-Newsletter von Creditreform vom April 2021.

Der drohende Flächenbrand vor allem im deutschen Mittelstand, vor dem Ingram Micro-Deutschland-Chef Alexander Maier bereits im Juli vergangenen Jahres warnte und infolge dem Kredit- und Forderungsmanagement des Broadliners höchste Aufmerksamkeit verordnet hatte, er könnte sich in den kommenden Insolvenzstatistiken niederschlagen.

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