Rücksendeentgeld

Zurück zur Waffengleichheit

31. Mai 2013, 13:42 Uhr | Michaela Wurm

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Wer soll das bezahlen?

Der Weg aus den roten Zahlen dürfte noch schwerer werden, denn ab dem Sommer werden Paket-Retouren für viele Onlineshops noch teurer. Logistiker DHL will einige Rücksendungen nicht mehr kostenlos befördern. Und führt das sogenannte »Rücksendeentgelt« ein. Vier Euro werden dann fällig, wenn die Abholungs- und Lagerfrist überschritten wird, zum Beispiel weil der Kunde die Annahme verweigert, oder im Urlaub ist. Fällig wird das Rücksendeentgelt auch bei falschen Adressangaben, die eine Zustellung unmöglich machen. Bisher hatte DHL den Rückversand kostenlos abgewickelt. Da ist Ärger vorprogrammiert. Auch für die Kunden, von denen viele jetzt schon entnervt sind, weil der Zusteller den Weg in den vierten Stock scheut und lieber gleich den Abholzettel an die Eingangstür klebt. Auch die praktischen Paketstationen sind immer häufiger voll, so dass das Paket dann doch in einer Filiale abgeholt werden muss – deren Öffnungszeiten so perfekt deckungsgleich mit den Arbeitszeiten der Kunden sind, dass die Abholungsfrist schnell überschritten sein dürfte.

Auch wenn bisher nur DHL Gebühren einführen will, müssen sich die Online-Händler überlegen, wer die Gebühr letztlich bezahlen soll. Sie einfach an den Kunden weiter zu reichen ist rechtlich kaum möglich, da das Rücksendeentgelt Teil des Vertrages zwischen Händler und Logistiker ist. Diese Kosten müssen die Händler wohl oder übel bei den Preisen mit einkalkulieren. Auch wenn sich die Vorteile des Online-Shopping durch all dies ein Stückweit relativeren, werden dadurch die Online-Umsätze sicher nicht geringer werden. Im Gegenteil, mit der weiteren Verbreitung von Smartphones und Tablets werden immer mehr Menschen dann auch mobil online shoppen gehen. Für Online-Anbieter, deren einziges Verkaufsargument der billigste Preis ist, dürfte es künftig aber sehr viel schwerer werden. Und auch die Umsatzriesen der Branche wollen nach Abzug aller Kosten irgendwann auch einmal einen Gewinn ausweisen. Die Wildwest-Jahre sind vorbei. Die Online-Branche wird sich weiter konsolidieren. Übrig bleiben die, die solide kalkulieren, den Service nicht vernachlässigen und nicht nur über den Preis verkaufen. Wenn das alles eingepreist ist, ist vielleicht auch ein Stück Waffengleichheit wieder hergestellt. Durchsetzen wird sich dann wieder das beste Gesamtpaket aus Produkt, Preis und Service – egal ob im Retail, im Etail, beim Food Discounter oder im stationärer Handel.


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