10-Gigabit-Ethernet-Markt wächst am Highend

10GbE vorerst zu teuer für breiten Rollout

2. November 2005, 0:06 Uhr | Seamus Crehan/wg Seamus Crehan ist Director beim Analystenhaus Dell'Oro Group.

Seit zwei Jahren wächst der Markt für 10 Gigabit Ethernet (10GbE) sehr stark, allerdings nur mit sehr kleiner Klientel. Die Einführung zahlreicher preiswerterer Produkte hilft, der 10GbE-Einführung im Mainstream-Markt den Weg zu bereiten. Das weitere Wachstum dieses Markts hängt voraussichtlich vom anhaltenden Preisverfall ebenso ab wie von der Lösung einiger technischer Probleme.

Der 10-Gigabit-Ethernet-(10GbE-)Markt ist auf dem besten Weg, 2005 mit 173.000 verkauften Ports
Umsätze von 885 Millionen Dollar zu erzielen. Das entspricht mehr als dem doppelten Umsatz und der
dreifachen Port-Anzahl von 2004 (Bild 1). Die Einführung preiswerterer Geräte ebnet den Weg zum
Mainstream: Drei Faktoren – sinkende Kosten für Komponenten, Line- Cards mit höherer Port-Dichte
und 10GbE auf kleineren Ethernet-Switches – haben dafür gesorgt, dass der 10GbE-Durchschnittspreis
pro Port (Average Selling Price, ASP) deutlich gesunken ist. Die 10GbE-Preise fallen tatsächlich
viel schneller als die für Gigabit Ethernet (GbE), und dieser Trend wird anhalten. Bis 2008 wird
10GbE aber signifikant höhere Kosten pro Gigabit Durchsatz bedeuten, bedingt durch die ursprünglich
enorme Preisschere zwischen beiden Techniken (Bild 2). Dell’Oro hält den Vergleich von 10GbE- mit
GbE-ASPs für angemessen, um die langfristige Marktdurchdringung von 10GbE abzuschätzen. Denn 10GbE
muss sich auf einen ähnlichen Akzeptanzweg begeben wie seinerzeit Gigabit Ethernet: Verbreitung
fand GbE zuerst in Enterprise-Backbones mit modularen Fiber-Switches. Heute beginnen auch kleine
und mittlere Betriebe, Desktops über 24- oder 48-Port-Switches mit fest konfigurierten
Kupfer-GbE-Ports in das LAN einzubinden.

10GbE bietet heute nur einen kleinen Bandbreitenvorteil gegenüber der Technik, die es ersetzen
soll: modularen Fiber-GbE-Switches. Derzeit kostet ein modularer 10GbE-Port ungefähr das Neunfache
eines modularen GbE-Ports (Bild 2). Dieser Preisvorteil macht 10GbE für manche Einsatzzwecke
attraktiv, da Kosten für zusätzliche Glasfasern entfallen. Der Preisvorteil ist aber noch nicht
groß genug, um 10GbE auf breiter Front als Fiber-GbE-Ersatz zu etablieren. Dell’Oro geht davon aus,
dass Anwender normalerweise maximal vier GbE-Ports zu einem Trunk verbinden. Deshalb müsste 10GbE
weniger als das Vierfache des GbE-Ports kosten, um attraktiv zu sein. Historisch gesehen war es so
ein Preisvorteil, der die breite Einführung von modularem GbE vorantrieb: GbE verkaufte sich gut,
da es nur viermal so viel kostete wie modulares Fast-Ethernet-Switching. 10GbE über Fiber wird bis
2007 wohl einen ähnlichen Preisvorteil pro GBit/s im Vergleich zu GbE über Fiber bieten. Danach
wird der 10GbE-Absatz ansteigen.

Technische Hürden bestehen in Server-Bottlenecks und der Verkabelungsinfrastruktur. Zwar sind
Server meist via GbE an das LAN angebunden, aber oft begrenzt der interne PCI-Bus den
Datendurchsatz. Mehr Durchsatz bieten Techniken wie PCI-X und PCI-Express, darunter jüngst
vorgestellte Controller, mit denen preiswerte Motherboards diese Technik nutzen können. Ein
weiteres potenzielles Hindernis ist die bestehende Kupferverkabelung. Die meisten Unternehmen
verwenden eine Kupferverkabelung der Kategorie 5e (Cat-5e) oder darunter. 10GbE erzeugt hier
Interferenzen und Crosstalk. Der Kupfer-10GbE-Standard (10GBase-T), der wohl Mitte 2006
verabschiedet wird, schreibt Strengeres vor: Cat-6 oder höher. Dies sollte aber das starke Wachstum
des 10GbE-Markts nicht sichtlich beeinträchtigen. Denn erstens reichen Cat-5e-Kabel aus, um 10GbE
über kurze Distanzen zu transportieren. Zweitens wird wohl Fiber – und nicht Kupfer – das Wachstum
von 10GbE in den nächsten Jahren am stärksten vorantreiben.


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