Novell Zenworks Configuration Management

Abschied von der eigenen Geschichte

8. November 2007, 23:56 Uhr | Martin Kuppinger/wg

Novell hat mit Zenworks 10 Configuration Management eine Lösung für die Verwaltung von Windows-Systemen auf den Markt gebracht, die mit vielem bricht, was bisher für Zenworks typisch war - insbesondere mit der Abhängigkeit von Novells eigenem Edirectory.

Zenworks Configuration Management ist in der Standard Edition – dem eigentlich neuen Produkt –
eine auf das System-Lifecycle-Management im Windows-Umfeld ausgerichtete Lösung. Damit tritt sie
gegen die Suiten anderer führender Hersteller in diesem Segment an, darunter Enteo, Landesk,
Managesoft, Matrix42, Microsoft oder Symantec, um nur einige zu nennen. Die neue Software steht
auch im Wettbewerb zu Novells bisherigem Zenworks Desktop Management, das ja ebenfalls für das
Management von Windows-Systemen gedacht ist.

Gerade im Vergleich zu Zenworks Desktop Management wird die geänderte Ausrichtung von Novell
deutlich. Zenworks Desktop Management benötigt zwingend eine Edirectory-Infrastruktur. Die
Verwaltung erfolgt primär über die Console One, also ein Verwaltungswerkzeug für das Edirectory und
darauf aufsetzende Lösungen. Dies ändert sich mit Zenworks 10 Configuration Management: Ein
Verzeichnisdienst ist hier nicht zwingend erforderlich, wenngleich für eine sinnvolle Steuerung
sowohl der Sicherheit als auch der benutzerspezifischen Teile der Systemkonfiguration fast
unverzichtbar. Das Repository für die Konfigurations- und Inventardaten ist aber eine Datenbank.
Die Anbindung an Verzeichnisdienste kann sowohl an das Active Directory als auch an das Edirectory
erfolgen. So lässt sich die Software auch in einem reinen Active-Directory-Umfeld einsetzen.

Gleichzeitig hat Novell aber wichtige Ansätze seiner bisherigen Lösung beibehalten. Dazu zählen
insbesondere das Konzept der richtlinienbasierenden Konfiguration und die Möglichkeit, diese
Richtlinien sowohl Systemen als auch Benutzern zuzuordnen. Letzteres ist wichtig, damit ein
Anwender die von ihm benötigten Anwendungen auch dann nutzen kann, wenn er an unterschiedlichen
Rechnern arbeitet.

Zenworks Configuration Management ist also ein Werkzeug, das nicht nur Novells Position im
Wettbewerb verbessern soll, sondern gleichzeitig auch eine Konkurrenz im eigenen Haus darstellt –
zumindest für eine Übergangszeit, bis Novell all seine Zenworks-Produkte neu ausgerichtet hat. Nach
Zenworks Linux Management ist Zenworks Configuration Management die zweite Zenworks-Lösung, die dem
neuen, vom Edirectory zumindest stärker unabhängigen Architekturmodell folgt. Dies zeigt sich, wie
noch erläutert wird, auch bei der neuen webbasierten Verwaltungsschnittstelle, die große
Ähnlichkeit zu der von Zenworks Linux Management aufweist.

Novell hat eine lange Historie im Bereich des Client-Managements. Es überrascht daher auch
nicht, dass die neue Lösung alle Kernbereiche des System-Lifecycle-Managements abdeckt: von der
Installation der Systeme über die Softwareverteilung und die Inventarisierung bis hin zur
Client-Fernsteuerung. Das Imaging ist allerdings gut versteckt bei den Bundles, wie Novell die
Softwarepakete bezeichnet, untergebracht. Über diese Basisfunktionen hinaus gibt es leistungsfähige
Berichtsdienste, ein Lizenzmanagement sowie eine integrierte Schwachstellenanalyse für die
Client-Systeme. Als Teil der Softwareverteilung wird auch "Application Healing" unterstützt, also
die automatische Erkennung und Beseitigung von Veränderungen an bereits installierter Software.

Kein Patch-Management, aber optional Endpoint-Security

Eine offensichtliche Lücke ist hingegen das Fehlen des Patch-Managements in der Standard
Edition. Dieses ist erst ab der Advanced Edition verfügbar. Es ist nicht integriert und benötigt zu
allem Überfluss eine gesonderte Lizenzierung.

Die Enterprise Edition unterstützt auch das Management von Linux-Clients, enthält
Endpoint-Security-Lösungen wie eine Personal Firewall für den Schutz der lokalen Clients,
Handheld-Management und weitere Komponenten. Allerdings sind diese Funktionen nicht in das
Basissystem des Zenworks Configuration Managements integriert, sodass die erweiterten Editionen
eher den Charakter von Bundles haben. Dies wird sich sicher im Laufe der Zeit ändern, wenn Novell
mehr und mehr Zenworks-Lösungen auf die neue Architektur umstellt. Die nachfolgenden Beurteilungen
gelten aber nur für die grundlegend neu konzipierte Standard Edition.

Was Novells Zenworks Configuration Management völlig fehlt, sind komplexere Funktionen für ein
betriebswirtschaftlich orientiertes Vertrags- und Lizenzmanagement oder die Definition von
Prozessen bis hin zur Einbindung in Service-Desk-Systeme oder ein standardisierter Software-Shop
zur Anforderung von Applikationen durch Benutzer. Auf der technischen Ebene gibt es allerdings
einige nützliche Funktionen, gerade auch im Bereich des Lizenzmanagements.

Windows und Linux als Serverplattformen

Ein interessanter, wenn auch nicht wirklich überraschender Punkt bei Zenworks Configuration
Management ist die Möglichkeit, die Software sowohl unter Windows als auch unter Linux zu
betreiben. Verwaltet werden können aber jeweils nur Windows-Clients, wenn man von der
Inventarisierungsfunktion für einige andere Plattformen wie Netware und Apple OS X absieht.
Betreibt man die Server mit Linux, wird Mono installiert, eine Portierung des
Microsoft-Dotnet-Frameworks auf die Linux-Plattform, die unter anderem von Novell vorangetrieben
wird. Damit steht dort die gleiche Funktionalität zur Verfügung.

Die Konfigurations- und Inventarinformationen liegen, wie oben ausgeführt, in einer Datenbank.
Dafür kann entweder eine lokale oder eine entfernte Sybase-SQL-Any- where-Datenbank oder der
Microsoft SQL Server verwendet werden. Die Sybase-Datenbank liefert Novell zusammen mit Zenworks
Configuration Management aus.

Die Administration erfolgt über eine Webschnittstelle, die in ihrem Layout weitgehend der von
Zenworks Linux Management entspricht. Einen "Fat Client", also beispielsweise eine Java-basierende,
unter Windows und Linux lauffähige Managementkonsole, gibt es bedauerlicherweise nicht. Die
Webschnittstelle ist zwar insgesamt gut gelungen, aber doch im Vergleich zu den Windows-basierenden
Verwaltungsschnittstellen vieler Wettbewerbslösungen etwas langsamer und umständlicher in der
Benutzung.

Novell verspricht, dass die Einrichtung von Zenworks Configuration Management innerhalb von 30
Minuten erfolgen kann – und hält dieses Versprechen. Die Installation eines ersten Servers ist
ebenso einfach wie die Einbindung weiterer Server in eine einmal definierte Infrastruktur. Das
Konzept ist flexibel über mehrere Server skalierbar. Wenn man mit der integrierten Sybase-Datenbank
arbeitet, muss man bei Windows-Servern nur sicherstellen, dass das Dotnet-Framework 2.0 installiert
ist. Das Installationsprogramm behauptet zwar, dass dieses auch auf der Installations-DVD geliefert
würde, das stimmte aber nicht. Da man es aber kostenlos von der Microsoft-Website laden kann,
stellt dieser Bug keine große Hürde dar. Die Verwaltung über die Webschnittstelle könnte zwar
manchmal schneller und effizienter sein; sie ist aber zumindest relativ einfach nachvollziehbar,
selbst wenn man sich mit einigen Novell-spezifischen Begriffen wie den "Bundles" als Bezeichnung
für Softwarepakete erst vertraut machen muss.

Im Vergleich zu Wettbewerbslösungen zeigt Novells Software Stärken wie auch Schwächen. Eine der
Schwächen ist das Fehlen einer expliziten, ausgefeilten Bandbreitensteuerung, um die Netzlast durch
die Softwareverteilung minimieren zu können. Dafür gibt es aber definierbare Zeitpläne, um
lastintensive Aktivitäten zu bestimmten Zeiten zu vermeiden. Ebenfalls nicht optimal gelöst sind
die Eingriffsmöglichkeiten in laufende Verteilungsprozesse. Hier bieten Wettbewerbslösungen oft
mehr Kontroll- und Steuerungsoptionen.

Dagegen gefallen neben den oben bereits erwähnten Konfigurationsmöglichkeiten auch für
Umgebungen mit mehreren Servern insbesondere die Ansätze für die richtlinienbasierende Verwaltung.
Zenworks Configuration Management unterstützt, wie schon Zenworks Desktop Management, auch die
Einbindung von Windows-Gruppenrichtlinien (GPOs). Somit lassen sich Konfigurationseinstellungen auf
Windows-Systemen über Richtlinien steuern. Dies funktioniert deutlich besser als die oft nur
rudimentären oder in der Konfiguration aufwändigen Ansätze der meisten Wettbewerber.

Novell hat in jedem Fall seine Hausaufgaben gemacht und eine wettbewerbsfähige Lösung auf den
Markt gebracht. Letztlich muss man aber auf die Details achten, wenn es um die Lösungsauswahl geht.
Und hier zeigt Novell wie alle anderen Anbieter am Markt Licht- und Schattenseiten.

Die Zielsetzung, wieder in mehr Auswahlprozessen berücksichtigt zu werden und – gerade in
Unternehmen, die Netware im Laufe der letzten Jahre abgeschafft haben – nicht an der Hürde
Edirectory zu scheitern, kann Novell mit dem Zenworks Configuration Management erreichen.

Verbesserte Wettbewerbsposition

Neben dem fehlenden Überbau durch Business-orientierte Lösungen sind die größten Schwachstellen
aber sicher die noch ausstehende enge In-tegration der Zusatzmodule insbesondere in der Enterprise
Edition sowie der Listenpreis – aber dieser war auch schon bei Zenworks Desktop Management höher
als der bei vielen Wettbewerbern.

Dennoch lohnt es sich, Novells Zenworks Configuration Management in Auswahlprozesse
einzubeziehen, denn es ist leistungsfähig und seine spezifischen Anforderungen an die bestehende
IT-Infrastruktur sind, im Vergleich beispielsweise zu Zenworks Desktop Management, gering. Die
Preise laut Liste betragen für die Standard Edition 66 Euro, für die Advanced Edition 107 Euro und
für die Enterprise Edition 212 Euro pro Lizenz.


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