O&O Bluecon in der Version 8

Administrators Liebling

16. Dezember 2011, 7:00 Uhr | Thomas Bär und Frank-Michael Schlede/jos

Die Tools eines Administrators sind immer ein wenig vom Ruf der "ultimativen Retter" umgeben - vor allen Dingen, wenn es mit ihrer Hilfe möglich ist, einen kollabierten PC wieder zum Leben zu erwecken. Ein solches Werkzeug bietet die Berliner Softwarefirma O&O mit Bluecon an. Hier der Test der aktuellen Version 8.Für Unix- und Linux-Anwender ist es schon lange ein alter Hut: Sie konnten schon in grauer Vorzeit eine Instanz ihres Betriebssystems direkt von einer CD oder DVD aus starten, um so beispielsweise auf die Festplatte eines anderen Systems zuzugreifen, das den Start verweigert. So verwendeten dann auch die ersten Hilfsprogramme dieser Art für Windows-Anwender das Boot-fähigen Disk-Image eines Linux-Systems, mit dessen Hilfe der Administrator dann auf die Festplatte und ihre Daten zugreifen konnte. Diesen Ansatz einer Boot-fähigen Linux-CD griffen auch die ersten Versionen der Software "O&O Bluecon" der Berliner Firma O&O Software auf. Die Entwickler haben sich auf Werkzeuge spezialisiert, die den Anwendern die Arbeit mit Windows erleichtern sollen. Während sich jedoch andere Tools des Herstellers in den verschiedensten Ausprägungen auch an den Heim- und semiprofessionellen Anwender wenden, handelt es sich bei der Bluecon-Software um eine reinrassige Profilösung. Die aktuelle Version 8 setzt dabei wie schon ihre direkten Vorgänger nicht mehr auf Linux als Basis, sondern nutzt mit Window PE (Preinstallation Environment - Vorinstallationsumgebung) den Ansatz, den Microsoft seit Windows Vista bei der Installation der Betriebssysteme ebenfalls präferiert.

Alle Bauteile fügen sich automatisch zusammen

Die Möglichkeit, mithilfe von Windows PE eine startbare Windows-Version zu erzeugen, besteht schon eine ganze Weile. Da Microsoft diese Lösung jedoch vor Windows Vista nicht in den allgemeinen Gebrauch überführt hatte, scheuten auch viele Administratoren den mühseligen Weg, über entsprechende Freeware-Tools eine solche CD zu erstellen. Auch die Bluecon-Software, die im Test in der so genannten Admin Editon zur Verfügung stand, beginnt deshalb zunächst mit dem "Zusammenbau" eines solchen Mediums. Nach dem Herunterladen und dem Start einer ausführbaren Windows-Datei, die sowohl in einer x64- als auch in einer x86-Version zur Verfügung steht, überprüft die Lösung zunächst, ob sich das Windows AIK (Automated Installation Kit) auf dem System befindet. Diese von Microsoft zum kostenlosen Download bereitgestellte Software dient in der aktuellen Version dazu, Windows-Systeme aus den Betriebssystemfamilien Windows 7 und Windows 2008 R2 zu installieren, anzupassen und bereitzustellen. So sind mithilfe des AIKs auch entsprechende Windows-Abbilder erstellbar.

Befindet sich die Software noch nicht auf dem Zielsystem, lädt die Bluecon-Lösung diese automatisch herunter und installiert sie. Nach anschließender Eingabe des Lizenzschlüssels beginnt die Lösung damit, das eigentliche CD-Abbild zu erstellen. Dieser Vorgang lief auf unserem Windows-7-Testsystem, das wir der Ultimate-Version in der x64-Ausprägung einsetzten, schnell und ohne Unterbrechungen ab. Danach kann der Administrator auswählen, ob der dieses Image lieber auf eine CD/DVD oder einen USB-Stick transferieren will. In die Lösung ist eine Software zum Brennen eines CD/DVD-Mediums integriert. Der Anwender kann das Image aber auch auf die Festplatte legen und es dann später mit einem Programm seiner Wahl selbst brennen.

Uns hat bei diesen ersten Schritten besonders gut gefallen, wie gut und nahtlos die Integration gelungen ist: Der Administrator muss sich keine Gedanken darüber zu machen, welche Dateien er auf welche Art integrieren muss oder wie er mit dem AIK umzugehen hat - dies nimmt ihm die Software ab, die ihm dann ein fertiges Medium zu eigentlichen Einsatz an die Hand gibt.

Gewohnte Oberfläche - viele Zusatzprogramme

Das so erstellte Boot-Medium kann ein Administrator nun dazu einsetzen, um beispielsweise einen PC zu untersuchen, der nach einem Absturz nicht mehr starten kann. Nach dem Start von diesem Medium stehen ihm dann in einer gewohnten Windows-Oberfläche (Bild oben) diverse Werkzeuge zur Verfügung, mit deren Hilfe er das System untersuchen kann, aber auch bearbeiten und in vielen Fällen auch wieder reparieren. So haben wir diverse Windows-Systeme in unseren Testumgebungen bereits mit der Vorgängerversion 7 dieser Lösung wieder "zum Leben erwecken" können. Das Look-and-Feel der neuen Version ist jetzt ganz an Windows 7 und den Windows Server 2008 R2 angelehnt. Der Anbieter hebt hervor, dass die Lösung besonders für diese aktuelle Betriebssystemfamilie optimiert worden sein. Neben den Standardmöglichkeiten, wie dem Zugriff auf Dateien über die Kommandozeile, die auch eine gewöhnliche CD mit Windows PE anzubieten hat, haben die Entwickler noch einige weitere nützliche Werkzeuge aus der eigenen Entwicklung mit hinzu gepackt. Dazu gehören in der von uns getesteten Admin-Edition die folgenden Programme des Anbieters:

DiskRecovery 7: dient zur Wiederherstellung gelöschter Dateien,

Partitionmanager 3: zur Aufteilung und Bearbeitung von Festplatten-Partitionen,

DeviceManger: Bearbeitung von Problemen bei Treibern und Diensten,

EventViewer: Zugriff auf die Ereignisprotokolle,

CheckDisk: Integritätsüberprüfung der Festplatten,

SafeErase: zum sicheren Löschen von Dateien,

SRP Manager (System Restore Point): Verwaltung von Wiederherstellungspunkten,

RegEditor: Zugriff und Bearbeitung der Registry, und

UserManager: Neuaufsetzen von Kennwörtern (gilt nur für die lokale Benutzerverwaltung, funktioniert nicht auf einem Domänen-Controller).

Zusammen mit einem eigenen Datei-Manager und einem Webbrowser stehen dem Administrator so alle Hilfsmittel zur Verfügung, um ein System zu warten und zu betreuen. Der Hersteller bietet die Lösung als Admin-Plus-Lösung an, bei der dann zusätzlich zu den oben aufgeführten Programmen noch die Imaging-Lösung "Disk Image 5" mit dabei ist. So können Systemverwalter das Tool dazu einsetzen, mithilfe des Boot-Mediums Abbilder von Partitionen zu erstellen und diese dank einer speziellen Technik (der Hersteller bezeichnet sie als MIR - Machine Independent Restore) auch auf anderer Hardware wieder zurückzuspielen. Wir haben diese Imaging-Software bereits in einem früheren Test betrachtet und waren von ihrer Flexibilität und der einfachen Bedienungen sehr angetan.

Fazit: Einige Kleinigkeiten gilt es zu verbessern

Diese Aussage trifft auch auf die anderen Werkzeuge aus dem Berliner Softwarehaus zu, die auf dieser CD vereinigt wurden: Alle lassen sich genauso bedienen, wie es der Administrator von den auf einem PC installierten Versionen kennt: Nur, dass er sie hier vom Startmedium an einem beliebigen System anwenden kann, ohne dass er diese Programme dazu installieren oder das dort vorhandene Betriebssystem aktiv sein muss. Dies funktioniert in unseren kurzen Tests auch bei einem Windows Server 2008 R2, auf dem wir ebenfalls mit allen Tools, wie etwa dem Partition-Manager oder auch der Disk-Recovery-Software zugreifen konnten.

Allerdings sind an dieser Stelle auch ein paar Kritikpunkte aufzuführen: So ist die Lösung zwar mit einem Werkzeug namens SRP Manager (System Restore Point) ausgestattet, die zur Arbeit mit den Wiederherstellungspunkten gedacht ist. Allerdings ist die Enttäuschung groß, wenn der Systemverwalter versucht, diese Fähigkeit auf einem modernen Windows-System einzusetzen: Die Lösung kann nur Wiederherstellungspunkte auf XP-Systemen bearbeiten - auf Windows-7- und Vista-Systemen zeigt sie schlicht keine an. Genau das hätten wir jedoch von einer Lösung erwartet, die laut Angaben des Herstellers besonders für diese neuen Betriebssysteme optimiert wurde. Der zweite, wenn auch kleinere Kritikpunkt betrifft den mitgelieferten Firefox-Browser: Dort kommt eine Version 2.0.0.6 (siehe Bild auf Seite 43 unten) zum Einsatz - uns war nicht bewusst, dass eine derart alte Version (aktuell ist die Version 7.01) des Browsers überhaupt noch existiert.

Sieht man aber von diesen beiden Punkten ab, so bietet die Software dem Administrator in zusammen einem Paket alle Handwerkzeuge, die er zur Betreuung seiner Workstations und Server "on the fly" brauchen kann. In Zusammenhang mit der sehr gelungenen Installation, die den Systemverwalter von den umständlichen Arbeiten der Konfiguration entlastet, ist dies wirklich ein Wunschwerkzeug für jeden Systemprofi. Neben der von uns getesteten Admin-Version, die auf eine Person lizenziert ist und die von dieser Person innerhalb einer Firma beliebig eingesetzt werden kann, stellt der Anbieter auch noch eine so genannte Technikerlizenz zur Verfügung. Bei dieser Ausprägung kann ein Techniker die Software in beliebig vielen Firmen einsetzen. Von beiden Versionen steht dann auch jeweils die Plus-Edition zur Verfügung, bei der die Disk-Imaging-Software Teil des Pakets und der Lizenz ist. Die Preise für die Lösung beginnen bei 1090 Euro (ein Administrator, eine Firma).

Thomas Bär auf LANline.de: BÄR
Frank-Michael Schlede auf LANline.de: Frank-Michael Schlede

Info: O&O Software
Tel.: 030/4303 4303
Web: www.oo-software.de

Alles da, was der Administrator zum Arbeiten braucht: Neben dem File Explorer steht auch ein Webbrowser bereit - an dieser Stelle hätten wir uns allerdings eine etwas aktuellere Version als 2.0.0.6 gewünscht.

Mit dem SRP-Manager lassen sich Rechner in einen früheren Zustand zurückversetzen, allerdings nicht bei Windows 7 oder Vista

So kommen alle Administratoren schnell zurecht: Durch die Verwendung von Windows PE und den Einsatz der bekannten Hilfsprogramme steht dem Anwender nach dem Start eine leicht zu bedienende Oberfläche zur Systemrettung und -betreuung zu Verfügung.

Ein wichtiger Schritt zur eigenen Rettungs-CD: Das Programm erzeugt nach der Installation des Microsoft AIKs eine Boot-fähige Windows-Version, die dabei auch gleich um die Werkzeuge des Anbieters erweitert ist.
LANline.

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