Citrix Synergy in San Francisco

Arbeiten, wo man will

30. Juli 2010, 6:00 Uhr | Dr. Wilhelm Greiner

Auf der Virtualisierungskonferenz Synergy von 12. bis 14. Mai in San Francisco stellte CEO Mark Templeton den lange erwarteten Bare-Metal-Client-Hypervisor Xenclient als öffentlich verfügbare Testversion vor. Es gab auf der Citrix-Hausmesse aber auch noch weitere Neuheiten rund um Desktop- und Server-Virtualisierung sowie das Cloud-Computing.

Nach unter 3.000 Besuchern im Jahr 2009 waren diesmal laut Citrix-Angaben 4.600 Teilnehmer auf
der Synergy in San Francisco. Diesen präsentierte Citrix-Chef Mark Templeton in seiner Keynote
neben seiner Vision flexiblen, geräte- und ortsungebundenen Arbeitens (diese Saison "Work Shift"
genannt) vor allem den lange erwarteten Bare-Metal-Client-Hypervisor Xenclient – zwar nur als
Public Beta, aber immerhin für Tests verfügbar.

Xenclient vervollständigt Citrix? "Flex­cast"-Palette an Desktop-Virtualisierungsoptionen, mit
denen die Nummer eins der Applikationsvirtualisierung gegen VMware View, die VDI-Lösung (Virtual
Desktop Infrastructure) des Server-Virtualisierungsmarktführers, antritt. Flexcast umfasst diverse
Zentralisierungsarten: Hosted Shared Desktops (also Server-Based Computing), Hosted VM-based
Desktops (also VDI), Blade PCs (VDI mit dedizierter Hardware im RZ), Application Streaming sowie
den zentral gemanagten Betrieb einer lokal auf dem Client betriebenen VM (Virtual Machine). Beim
letzten Punkt kommt Xenclient ins Spiel: Das Verfahren – bei VMware als Offline-VDI noch in
Entwicklung – erlaubt den Offline-Betrieb eines virtualisierten Clients inklusive Synchronisation
mit der RZ-seitigen Instanz, sobald der Anwender wieder Verbindung mit dem Unternehmensnetz hat.
Als 64-Bit-Bare-Metal-Hypervisor (Typ-1-Hypervisor) setzt Xenclient direkt auf der Client-Hardware
auf, wie VMware ESX oder Citrix Xenserver auf der Server-Seite. (Die bekannte Software VMware
Workstation hingegen nutzt als Typ-2-Hypervisor ein vorhandenes Basisbetriebssystem.) Der
Typ-1-Ansatz dient vor allem hoher Performance – vorausgesetzt, das Endgerät verfügt über einen
Intel-Vpro-fähigen Prozessor und mindestens 4 GByte RAM. Zudem erhöht das Verfahren laut Citrix die
Sicherheit der VMs.

Offiziell auf den Markt kommen soll Xenclient noch dieses Jahr mit der nächsten Version von
Citrix? Desktop-Virtualisierungslösung Xendesktop. Der Administrator kann Nutzungs-Policies
definieren (auch auf Active-Directory-Basis), eine Synchronizer-Komponente sorgt für den
Datenabgleich, und auch eine "Kill Pill" (Deaktivierung des Geräts bei Diebstahl oder Verlust) ist
laut Citrix Teil der Version 1.0. Ein Xenclient Test Kit steht auf www.citrix.com zum Download
bereit. Citrix will mit Xenclient Szenarien wie BYOC (Bring Your Own Computer) ermöglichen, also
den Betrieb einer gesicherten Unternehmens-"Sandbox" auf einem privat genutzten PC oder
Notebook.

Die Online-Nutzung virtualisierter Desktops – der Regelfall in solchen Szenarien – erfordert
einen performanten Zugriff auf die Ressourcen im RZ. Dazu bohrt Citrix sein Fernzugriffsprotokoll
HDX um die neue "Nitro"-Technik auf. Citrix verspricht eine Verdreifachung der Performance sowie
schnelleres Drucken und schneller hochfahrende Anwendungen. Um die Performance und die
Skalierbarkeit auch bei der Virtual-Desktop-Sicherheit zu verbessern, kooperiert Citrix mit dem
Security-Anbieter McAfee. Ziel ist es, Security-Funktionen wie Anti-Viren-Scans auf eine separate
VM auszulagern, was dann auch Pattern-Updates vereinfachen soll. Durch beides rückt DaaS (Desktop
as a Service, Virtual Desktops "aus der Wolke") einen Schritt näher. Man darf auf die Details
gespannt sein. Zusammen mit Thin-Client-(TC-)Hersteller Wyse präsentierte Templeton den neuen Wyse
Xenith, einen so genannten "Zero Client": Der stark abgespeckte TC besitzt gerade genug
Intelligenz, um über das Netz zu booten und sein HDX-File vom Server zu beziehen. Die schlanke
Lösung basiert auf Wyses Zero-Plattform, Modelle für weitere Szenarien, etwa VMware PCoIP, dürften
bald folgen.

Der zweite Synergy-Tag drehte sich vor allem um die Virtualisierung auf der Server-Seite und
damit auch um das Modethema Cloud Computing. Xenserver 5.6 enthält nun Dynamic Memory Control (als
Konkurrenz zu VMwares Memory Overcommit), ermöglicht VM-Snapshots im laufenden Betrieb und bietet
endlich auch rollenbasierte Administration, wie Konzerne und Cloud-Provider dies brauchen.

Das europäische Pendant zur US-Synergy soll am 6. und 7. Oktober im Berliner Hotel Estrel
stattfinden. Vielleicht wird dort der Xenclient offiziell gelauncht.


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