Ein genauer Blick auf das vielfältige Angebot an freier Software offenbart gleich eine ganze Reihe nützlicher Programme, die den Systemverwalter bei seiner Arbeit unterstützen. Hier eine kleine Auswahl derjenigen Programme, die auch den Umgang mit den Systemen des Autors immer wieder erleichtert haben.
Die Frage, welche Programme und Werkzeuge unbedingt auf den Systemen der "normalen Anwender"
gehören und welche Software der Systemprofi und Administrator benötigt, lässt sich sicher nur
individuell beantworten. Die Arbeitsweise der verschiedenen "IT-Menschen" ist viel zu
unterschiedlich. Allerdings existieren einige Klassiker aus der Free- und Shareware-Szene, die sich
auf fast jedem Rechner der Systemprofis finden. Dazu gehören Lösungen wie die so genannten Windows
Sysinternals Tools des "Windows-Gurus" Mark Russinovich, der heute zu den Vordenkern bei Microsoft
gehört (siehe Kasten auf -Seite 42).
Programme für den Desktop
In diesem Artikel geht es jedoch viel mehr um Programme, die unter anderem auch auf den
Systemen des Autors immer wieder erfolgreich zum Einsatz kommen. Die Software soll dazu nach
Möglichkeit auch auf den aktuellsten Systemen mit Windows 7 und in den entsprechenden
64-Bit-Versionen zu verwenden sein.
Das erste dieser Programme ist eher unscheinbar, kann aber besonders Administratoren, die es
nicht nur auf ihrem Schreibtisch, sondern auch auf dem Desktop ihrer PC-Systeme gerne ordentlich
haben, eine sehr große Hilfe sein. Die Software Desktop Restore hilft dabei, die wohl gehütete
Ordnung auf dem Desktop zu erhalten. Ein derartiges "Aufräumen" kann dabei häufiger als gedacht
notwendig sein, denn nicht nur andere Anwender und "Mit-Administratoren", die den entsprechenden
Rechner gelegentlich nutzen, sondern auch verschiedene Anwendungen haben die ungute Angewohnheit,
die Icons auf dem Desktop wild durcheinander zu wirbeln.
Nach der Installation der Software stehen dem Systembetreuer im Kontextmenü seines Desktops
drei neue Einträge zur Verfügung:
Save Desktop,
Restore Desktop und Custom Save/Restore,
wie sie auch in Bild 1 zu sehen sind. Dabei ermöglicht es die dritte Option, dass der
Anwender auch ganz verschiedenen Layouts seines Desktops abspeichern und dann bei Bedarf wieder auf
den Bildschirm bringen kann; eine Vorgehensweise, die sich in der täglichen Praxis als sehr
nützlich erweisen kann. Ein weiterer unbestreitbarer Vorteil dieses Programms besteht darin, dass
es nicht nur in einer "einfachen Windows-Version" angeboten wird, sondern dass die Entwickler neben
einer Kommandozeilenversion auch eine spezielle Ausprägung des Programms für 64-Bit-Systeme zur
Verfügung stellen. So war es in einem Test auch kein Problem, das Programm unter Windows 7 in eben
dieser 64-Bit-Version einzusetzen. Eine derart umfangreiche und weitreichende Unterstützung
verschiedener Betriebssystemversionen suchen die Anwender bei kommerziellen Softwareprodukten
leider häufig vergebens.
Auch das nächste Programm aus der Werkzeugkiste widmet sich der Verwaltung des Desktops.
Einige Administratoren und Anwender, die bereits Erfahrungen mit einer der vielen
Linux-Distributionen machen konnten, kennen das dort zum Standard gehörende Konzept der virtuellen
Desktops: Sie können auf diesen Systemen durch einen einfachen Tastendruck zwischen verschiedenen
Desktops wechseln und so das eigene Arbeitsumfeld beliebig und sehr flexibel gestalten. Es
existiert eine ganze Reihe von Programmen in der Free- und Shareware-Szene, die eine derartige
Funktionalität auch für Windows-Systeme anbieten. So bieten beispielsweise bieten auch die
Systemprofis im Umkreis von Russinovich unter der Bezeichnung Desktops V 1.0 eine einfache Lösung
an, die diese Problematik adressiert.
Sehr viel komfortabler und damit auch nützlicher ist jedoch die Lösung Dexpot 1.4, die für
die private Nutzung kostenfrei ist. Für den geschäftlichen Einsatz steht die Software ab 15 Euro
pro Arbeitsplatz zur Verfügung. Der wichtigste Vorteil dieser Lösung gegenüber anderen Tools aus
der gleichen Kategorie besteht darin, dass der Anwender weitgehende Konfigurationsmöglichkeiten zur
Auswahl erhält (Bild 2).
Ihm stehen tatsächlich bis zu zwanzig virtuelle Desktops zur Verfügung, die er individuell
konfigurieren kann. In der Praxis wird wohl kaum ein Anwender eine derartige Menge an virtuellen
Desktops benötigen und verwalten wollen, aber die Möglichkeit, beispielsweise jeden virtuellen
Schreibtisch mit einem eigenen Hintergrund und entsprechenden Einstellungen zu versehen,
unterstützen Anwender sehr gut dabei, die Übersicht zu behalten. Gerade im Umfeld der
Systemverwaltung und -betreuung haben die Profis so die Option, entsprechende Systemumgebungen und
Netzwerkbereiche von einem bestimmten virtuellen Desktop zu bedienen und zu verwalten. Zudem hat
sich das Produkt in unseren Tests und beim Einsatz auf einigen mobilen Systemen als stabil und
zuverlässig erwiesen.
Abgerundet wird der gute Eindruck durch Besonderheiten wie einen Fensterkatalog, der dem
Administrator eine komplette Übersicht der geöffneten Fenster in Form von Kacheln präsentiert. Wir
konnten die aktuelle Version 1.4 des Programms ohne Einschränkungen unter Windows 7 einsetzen. Die
Entwickler sind aber nach eigenen Aussagen schon mit der Nachfolgeversion 1.5 beschäftigt, die
neben der verbesserten Unterstützung vom Microsofts neuen Betriebssystem auch 3D-Animationen sowie
Plug-ins unterstützen soll.
Aufräumen, retten und untersuchen
Jeder Administrator und Anwender kommt irgendwann in die Situation, den Rechner, auf dem er
bisher gearbeitet hat, an einen anderen Anwender weiter- oder an seinen Arbeitgeber zurückgeben zu
müssen. Nicht nur in diesen Fällen will man sichergehen, dass so wenig wie möglich persönliche
Informationen auf diesem Rechner zurückbleiben, die sich im Zweifelsfall wieder auslesen lassen. Zu
den Programmen, die beim Autor regelmäßig aus diesem Grund zum Einsatz kommen, gehören zwei
Lösungen: Der CCleaner und das kleine Programm Clearprog (Bild 3). Beide Programme arbeiten mit dem
gleichen Ziel. Sie sollen ein Windows-System so gründlich wie möglich von "Gebrauchsspuren"
befreien. Was die beiden Programme noch eint: Sie sind völlig frei und ohne Einschränkung
erhältlich und einzusetzen. Lediglich im Umfang ihrer Möglichkeiten unterscheiden sich die beiden
Werkzeuge voneinander. Beim CCLeaner handelt es sich um ein Programm, dass sowohl zum Schutz der
Privatsphäre und zum "Aufräumen" als auch zur Optimierung eines Windows-Systems eingesetzt werden
kann.
Während Clearprog einzig und allein dazu entwickelt wurde, die Gebrauchsspuren auf dem
Windows-System zu löschen, kann der CCleaner nach mehr: Dieses Tool bietet die Möglichkeit, auch
die Registrierungsdatenbank zu reinigen. Auf diese Weise kann der Anwender verwaiste Einträge, die
immer wieder durch falsche oder unvollständige Deinstallation in den verschiedensten Zweigen der
Datenbank verbleiben, wirkungsvoll entfernen. Da solche Aktionen aber bekanntermaßen durchaus
gefährliche Auswirkungen auf die Stabilität eines Windows-Systems haben können, bietet das Programm
automatisch die Sicherung der aktuellen Registry an, bevor es zu Werk geht.
Gerade für den Bereich der Registry-Säuberung existiert eine schier unüberschaubare Zahl von
kommerziellen und freien Lösung, von denen einige nach den Erfahrungen unserer Tester allzu häufig
etwas "forsch" zu Werke gehen und zu instabilen Systemzuständen führen können. CCleaner wurde in
der Redaktion und von verschiedenen Testern auf sehr unterschiedlichen Systemen unter Windows XP,
Windows Vista (32- und 64-Bit) sowie wiederum auch der 64-Bit-Version von Windows 7 eingesetzt,
ohne dass dabei nennenswerte Probleme auftraten. Die gleiche Aussage gilt auch für das kleine
Programm Clearprog, das auf den gleichen Systemen erfolgreich zum Einsatz kam.
Wer sich dann angewöhnt, seine Systeme regelmäßig auch während des laufenden Einsatzes immer
wieder mit derartigen Lösungen zu "reinigen", sollte dabei jedoch nicht vergessen, die
Einstellungen von Programmen wie Microsoft Office von dieser Bearbeitung auszunehmen. Ansonsten
werden bei diesen Aufräumaktionen automatisch auch alle individuellen Einstellungen von Word, Excel
und so weiter mit gelöscht.
Eine weitere Gattung von Programmen, die wohl jeder Systemprofi einmal braucht, sind die
diversen Rettungsprogramme. In der Regel kommen sie nach einem Unglück ganz gleich welcher Art zum
Einsatz und sollen dann helfen, wichtige Daten zu retten. Zu den häufigsten Problemen, mit denen
Systembetreuer in ihrer täglichen Praxis konfrontiert sein dürften, gehören die "versehentlich"
gelöschten Dateien, die natürlich nicht in den Papierkorb geschoben, sondern unter Einsatz der
Shift-Taste "richtig" gelöscht wurden.
Neben vielen kommerziellen Lösungen, wie sie beispielsweise von der Berliner Firma
O&O-Software angeboten werden, steht auch eine ganze Reihe von kostenlosen Produkten für diesen
Einsatzzweck zur Verfügung. Die Entwickler der Software ntfsundelete haben ihr Werkzeug so
konzipiert, dass es einzig und allein einem Zweck dient: Das Programm kann gelöschte Dateien auf
einem NTFS-Dateisystem wieder herstellen. So stellen sie dann die Software als Open-Source-Produkt
zur Verfügung und geben zudem auf ihrer Web-Seite auch noch nützliche Tipps, die dem Nutzer helfen
können, möglichst sicher wieder zu seinen zuvor gelöschten Dateien zu gelangen. Die Lösung macht
sich dabei die bekannte Tatsache zunutze, dass ein Löschen einer Datei innerhalb des Dateisystems
bekanntermaßen nicht bedeutet, dass diese Daten tatsächlich von der Festplatte entfernt worden
sind. Nur der Eintrag im Verzeichnis, der dem System mitteilt wo diese spezifische Datei zu finden
ist, wurde entfernt. Wurde eine Datei also in der Zwischenzeit nicht durch eine andere
Dateioperation, die genau auf diesen Bereich der Festplatte Daten ablegt, wieder überschrieben, so
sind die Daten noch vollständig erhalten. Die klar aufgebaute Oberfläche der Software ntfsundelete
(Bild 4) zeigt dann nach einem Scan-Lauf sehr deutlich an, in welchen Ordnern sie derartige Daten
gefunden hat, die sie wieder herstellen kann.
Unter anderem steht die Software auf der Web-Seite auch in Form eines ISO-Images zur
Verfügung. Damit kann beispielsweise ein Administrator sein System mit einer derart erstellten CD
starten und ntfsundelete direkt von dieser CD aufrufen. So ist es auch möglich, Dateien zu retten,
ohne dass der Administrator dazu in das bestehende Dateisystem eingreifen muss, wie er es sonst bei
einer lokalen Installation der Software tun würde.
Die Freeware-Werkzeuge im Internet
Windows Sysinternals Tools von Mark
Russinovich:technet.microsoft.com/de-de/sysinternals/default.aspx
Desktop Restore: www.midiox.com/desktoprestore.htm
Desktops V 1.0: technet.microsoft.com/en-us/sysinternals/cc817881.aspx
Dexpot 1.4: dexpot.de/
CCleaner: www.ccleaner.com/
Clearprog.: www.clearprog.de/
ntfsundelete: ntfsundelete.com/