Whatsup Professional 2006 im Praxistest

Ausgereiftes Werkzeug erleichtert Monitoring

12. Juli 2006, 23:55 Uhr | Johann Baumeister/wg

Whatsup zählt zu den Klassikern der Netzwerküberwachung. Hersteller Ipswitch erneuert das Tool regelmäßig. Das ehemals als "Whatsup Gold" und dann als "Whatsup Professional 2005" vermarktete Werkzeug liegt nun in der überarbeiteten Version Whatsup Professional 2006 vor, die wir uns in einem Praxistest näher angesehen haben. Die Neuerungen betreffen das Monitoring, das Scripting und das Reporting.

Die Architektur von Whatsup basiert auf einem zentralen Überwachungsserver, auf dem das Werkzeug
samt Verwaltungskonsole eingerichtet wird. Mittels diverser Analysemethoden scannt es die zu
überwachenden Geräte permanent. Die Methoden, Intervalle und Reaktionen bei Statusänderung der
Geräte sind konfigurierbar. Die gesammelten Daten hinterlegt das Tool seit der Version 2005 zur
Statusanalyse und Berichtsauswertung im Microsoft SQL Server. Ist keine Vollversion vorhanden,
installiert Whatsup die reduzierte Microsoft Database Engine (MSDE). Beim Upgrade von einer
früheren Version des Tools passt sich die Datenbank automatisch an. Whatsup unterstützt aber auch
eigene, bestehende Datenbanken. Dies wird insbesondere dann von Interesse sein, wenn das
2-GByte-Limit, das MSDE auferlegt, für die Speicherung nicht mehr ausreicht, oder wenn eine
bestehende Datenbank zum Einsatz kommen soll, die weiter gehende Funktionen zum Beispiel für das
Asset- oder Servicemanagement übernimmt. Um die notwendige Konfiguration muss sich der Benutzer
dann natürlich selbst kümmern.

Das Handbuch enthält zahlreiche Hilfen und Hinweise dazu. Unter "Tools > Database Utilities"
finden sich, neu in der aktuellen Version, die zugehörigen Funktionen in der Konsole.

Für diesen Test stellte uns Ipswitch die aktuelle Version 2.6 als Web-Download zur Verfügung.
Eine Lizenzdatei und ein 150-seitiges PDF-Handbuch ("Getting Started") begleiteten die 64 MByte
große Programmdatei. Tool und Handbuch sind nur auf Englisch verfügbar. In das Werkzeug
eingeflochten ist ferner die Onlinehilfe.

Installiert haben wir das Überwachungswerkzeug auf einem englischsprachigen Windows Server 2003
mit Service-Pack 1. Der Hersteller gibt in den Systemanforderungen an, Whatsup sei ab Windows 2000
mit SP4 und auf Windows XP lauffähig. An RAM sind mindestens 256 MByte erforderlich, softwareseitig
kommen der Internet Explorer ab Version 5.01 und der Win-dows Scripting Host 5.6 hinzu. Die MSDE
wird, wie erwähnt, zusammen mit Whatsup Professional eingerichtet.

Installation und Konfiguration

Die Installation unterstützt auch Migrationen mit Beibehaltung der Daten von früheren
Tool-Versionen. Etwas aus dem Rahmen fällt der Einbezug SAPI-kompatibler Soundkarten. Er ist aber
für diesen Einsatzzweck durchaus sinnvoll, denn er ermöglicht Sprachausgaben nach dem Auftreten
besonderer Ereignisse.

Zu den ersten Schritten beim Aufbau einer Überwachung, wie sie Whatsup offeriert, gehört sicher
die Inventur der IT-Infrastruktur über Scan-Läufe des Netzwerks. Vier Modi – SNMP, IP-Adressen,
Win-dows-Netzwerk und Host-Dateiimport – erlauben dabei eine in Subnetzen gruppierte Analyse des
Netzes mit seinen Geräten. Über die Funktion des Active Discoverys lässt sie sich auch regelmäßig
anstoßen. Neu ist die Suche nach MAC-Adressen und der Zuordnung zu IP-Adressen sowie
SNMPv3-Unterstützung.

Physische und virtuelle Instanzen überwachen

In mehreren Scan-Testläufen erkannte das Tool die im Testnetz mit zwei Subnetzen befindlichen
Windows-Server, Workstations und Router korrekt. Zu den sieben Testrechnern unter Windows 2000
Professional, Windows 2000 Server, Windows Server 2003 und Windows XP zählten sowohl physische
Geräte als auch virtuelle Instanzen unter Virtual Server 2005. Die virtuellen Systeme waren mit
einem eigenen IP-Segment (10.10.10.x im Bild 1) versehen, die physischen Geräte befanden sich in
einen weiteren Subnetz. Da die virtuellen Systeme außerdem über die Netzwerkkarte des Hosts Zugang
zum physischen Netz hatten, fand Whatsup sie in beiden Netzen. Den gefundenen Systemen lassen sich
anschließend Regeln (Policies) zu deren Überwachung zuweisen. Diese Policies legen fest, was bei
Statusänderung passieren soll. Geräte, die Whatsup Professional nicht automatisch findet, sind
manuell hinzuzufügen. Dabei ist zu beachten, dass keine Firewall – wie etwa bei Windows XP – die
Zugriffe blockiert. Damit ist die Erkennung abgeschlossen.

Die gefundenen Geräte integriert das Tool in die Überwachungsansicht. Diese ist in der linken
GUI-Hälfte an den Dateimanager mit Untergruppen, die den Rechnergruppen entsprechen, angelehnt.
Durch Drag and Drop zwischen den Ordnern klassifiziert der Administrator die Geräte und baut die
Organisationsstruktur auf. Die Ergebnisse der Scans sind bereits zeitlich sortiert und den
Gerätegruppen zuweisbar. Dynamische Gerätegruppen erlauben nun auch die Gruppierung anhand
einstellbarer Geräteeigenschaften.

In der rechten Hälfte des Fensters erscheinen die jeweiligen Geräte in einer von drei Varianten:
als Geräteaufzählung ("Device View") mit tabellarischer Darstellung samt Rechnername, IP-Adresse,
Rechnertyp und Status, als grafische Ansicht ("Map View") sowie im Rahmen einer Startseite für
Berichte ("Report View"). Device View und Map View ähneln sich konzeptionell: Sie zeigen die in der
Gruppe eingestellten Geräte als Tabelle oder Grafik, und über die rechte Maustaste gelangt man zu
den Eigenschaften (Properties) des jeweiligen Geräts. Dort finden sich, gruppiert in zehn Rubriken,
eine Vielzahl von Attributen sowie die Einstellungen für das Gerät. Dazu gehören der Polling-Modus,
die Adresse des Geräts, Zugriffberechtigungen, allgemeine Notizen, Überwachungsfunktionen, die
aktiven und passiven Monitore – also alles, was das Gerät aus der Sicht von Whatsup kennzeichnet.
Über einen "Bulk Field Change" lassen sich die Eigenschaften mehrerer selektierter Geräte
gleichzeitig ändern.

Der Überwachung der Geräte dienen die aktiven und passiven Monitore. Die Begrifflichkeit dient
der Unterscheidung, ob die Überwachung aus der Sicht der Verwaltungskonsole aktiv (zum Beispiel
durch Polling) oder passiv (durch Überwachungscode auf dem jeweiligen Gerät) erfolgt.

Zu den aktiven Monitoren zählen ICMP Ping, HTTP-, DNS-, POP3-, Radius- und NT-Dienste. Die
untersuchten Geräte können via LAN, WLAN oder Internet angeschlossen sein. Neu ist die Möglichkeit,
die Überwachungsmonitore über SSL-Verbindungen zu nutzen.

Die aktiven Monitore werden in vielen Fällen genügen, um den Zustand eines Geräts abzufragen,
sicher aber nicht in allen. Insbesondere Warnungen lassen sich damit nicht eindeutig kennzeichnen.
Häufig entsteht dabei auch ein Eintrag in einer Log-Datei oder ein SNMP-Trap. Diese Ereignisse
unterliegen der Kontrolle der passiven Monitore, also der Client-seitigen Agenten, die auf dem
Zielgerät just diese Ereignisse filtern und dann die Whatsup-Zentrale informieren. Im Fall von
Windows sind beispielsweise die Start- und Stoppvorgänge in den Windows-Syslogs protokolliert und
damit für Whatsup zugänglich.

Der Map View führt alle in einem Netzwerk erfassten Geräte dann in einer grafischen
Netzwerkansicht zusammen. Erweitert um eine eigene Symbolik (Icons) lassen sich hier auch Geräte
integrieren, die Whatsup mit seiner Scan-Methode nicht erkannt hat. Hier sollte der Administrator
etwas Zeit investieren, dann erhält er aussagekräftige Layouts des Netzwerks. Die erfassten und
gefundenen Geräte lassen sich parallel in mehrere Grafiken integrieren, ohne dass der Admin sie
deshalb, wie in früheren Whatsup-Versionen, mit mehrmaligen Polls abfragen muss.

Der Report View bildet die Startseite für alle Berichte, die Whatsup kennt. Neu hinzugekommen
sind fünf Berichte sowie eine Änderung an den Berichtsdefinitionen und dem Intervall. Insgesamt
bietet der Hersteller bereits 19 Berichte, gruppiert in Rubriken zum aktuellen Zustand der Geräte,
Performance-Auswertungen, den aktiven und passiven Monitoren sowie einer Historie.

Sind die Geräte erfasst, kann Whatsup sie überwachen. Die Methode – aktive oder passive Monitore
– wie auch das Intervall ist frei definierbar. Die Performance-Monitore ermöglichen auch eine
Echtzeitüberwachung der Geräte. Antwortet ein Gerät nicht mehr, so geht Whatsup davon aus, dass es
über das Netzwerk nicht mehr erreichbar ist. Als Folge dessen ändert das Icon in der Netzwerkgrafik
seine Farbe, und Whatsup stößt die dem Gerät oder der Gerätegruppe zugeordnete Aktion an.

Zu den Aktionen gehören relativ einfache Maßnahmen wie der E-Mail- oder SMS-Versand, die
Erzeugung einer Meldungsbox oder das Auslösen eines Alarmtons. Daneben lassen sich aber auch
weitaus komplexere Abläufe hinterlegen und Programme oder Dienste starten. Dazu dienen spezielle
Skripte (Actions Scripts). Ihre Programmierung kann in Jscript oder Vbscript erfolgen. Hierfür sind
Variablen verwendbar, und Whatsup selbst stellt alle relevanten Informationen wie Gerätetyp oder
Zustand in diesen Variablen bereit. Die Skripte ordnet das Tool den Geräten beziehungsweise ihren
Monitoren zu und aktiviert sie dann bei der Statusänderung des Geräts. Obwohl so auch komplexere
Abläufe programmierbar sind, stellt Ip-switch im Handbuch klar, dass Whatsup nicht der
Fehleranalyse dient, sondern lediglich hilft, die Systeme und Prozesse wieder ans Laufen zu
bringen. Neben den erwähnten Änderungen hat Ipswitch auch noch Erweiterungen an der
Rechteverwaltung für SNMP-Geräte und bei der Zuordnung von Policies zu den Geräten eingebracht.

Whatsup liefert hilfreiche Funktionen zur zeitnahen Netzwerküberwachung. GUI und Funktionsfolge
sind gut gelöst und häufig selbsterklärend. Der Griff zum Handbuch wird meist kaum notwendig sein.
Das Handbuch könnte durchaus etwas mehr Details und Hintergrundinformation vertragen. Hilfreich
wäre ferner, wenn es von Farbe Gebrauch machen würde. Das Tool nutzt Farbgebungen rege, und so ist
die Zuordnung im Handbuch nicht immer einfach und ersichtlich. Funktional ist das Produkt
ausgereift. Preislich bewegt es sich mit 1895 Euro für 100 Geräte inklusive ein Jahr Service und
Updates weit unter dem Preisniveau vergleichbarer Produkte – ohne aber den Vergleich mit diesen
scheuen zu müssen.

Info: Ipswitch Tel.: 02335/739364 Web: www.ipswitch.com


Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Lampertz GmbH & Co. KG

Matchmaker+