Auch wenn es wegen des Linux-Abkommens zwischen Microsoft und Novell politisch hoch her geht - auf der Sach- und Fachebene arbeiten beide seit einem Monat intensiv zusammen und können bereits die ersten Ergebnisse vorweisen.
So erklärte Novell jetzt, dass man Microsofts proprietäres Office-2007-XML-Format im neuen Open Office unterstützen werde, das praktisch zeitgleich mit Office 2007 Anfang des Jahres auf den Markt kommen soll. Novells neue Software ist in der Lage, Textdateien, Tabellen und Präsentationsgrafiken bidirektional zu konvertieren. Die Konvertierung lässt sich als Plug-in zur automatischen Konvertierung einbinden, um beispielsweise jede gesendete oder empfangene Datei automatisch umzusetzen.
Der Konverter soll außerdem der Open-Source-Gemeinde zur allgemeinen Nutzung angeboten werden, was Microsofts Open XML de facto zum Standard machen könnte. Doch bei Novell ist man sich nach den emotionalen Diskussionen der letzten Wochen nicht mehr sicher, ob die Open-Source-Community diesen Konverter auch übernehmen wird: "Wir können ihn nur anbieten, alles andere obliegt dann der Gemeinschaft", sagt deren Linux-Chef Justin Steinman etwas resigniert.
Dabei war gerade die Schaffung einer universellen Interoperabilität zwischen Office 2007 und Open Office eines der Hauptbestandteile der Microsoft-Novell-Vereinbarung vom 2. November. Denn nur mit einem derart problemlosen Übergang hat nach Einschätzung vieler Analysten Linux jemals eine Chance, auf dem Desktop zu landen. Doch nicht nur für Linux besteht Bedarf, hier eine Lösung zu schaffen: "Microsoft hat schweren Herzens erkannt, dass es einen zunehmenden Bedarf an herstellerunabhängigen Datenformaten gibt und es hierauf reagieren muss. Es ist zu hoffen, dass sie es mit dieser Kooperation ernst meinen", sagt IDC-Analyst Stephen Elliot.
Novell will das bislang in Open Office verwendete XML-basierte Format Open Document Format (ODF) weiterhin als Basisformat verwenden, da es als ISO-zertifiziertes Dokumentenformat keine Herstellerbindung hat. Laut Novell nutzen gegenwärtig rund 100 Millionen Anwender dieses Format. Hinzu kommt, dass in den USA immer mehr öffentliche Einrichtungen dieses Format gerne für den externen Datenaustausch standardisieren möchten.
Microsoft hat sich bislang vehement gegen den Einsatz von ODF gesperrt und inzwischen sogar sein so genanntes "Open XML" zum Standard bei der ECMA eingereicht. Am 7. Dezember will die ECMA entscheiden, ob sie Open XML bei ISO zur Normierung vorschlagen will.
Harald Weiss/wg