Virtualisierung war ein heißes Thema in dieser Woche: Erst kündigte Microsoft die Strategie für das eigene Virtualisierungsangebot an, dann trat Vmware mit dem aktualisierten Server 2 vor die Öffentlichkeit, und schließlich gab Oracle bekannt, eine eigene Servervirtualisierungstechnik namens Oracle VM zu entwickeln. Dies zeigt das steigende Interesse sowohl der potenziellen Anwender als auch von Investoren, die Hersteller finanziell bei der Entwicklung von Virtualisierungslösungen unterstützen.
Microsofts Virtualisierungstechnik, bislang unter dem Codenamen Viridian bekannt, heißt nun offiziell Hyper V, wird sowohl in den meisten Editionen von Windows Server 2008 enthalten sein als auch als Standalone-Server zur Verfügung stehen. Das neue Serverbetriebssystem soll es in acht verschiedenen Versionen geben, ähnlich der Auslieferungsstrategie von Vista und Office 2007. Diese Versionen sind Web Server 2008, Standard, Enterprise, Datacenter, alle jeweils mit und ohne Hyper V, sowie Server 2008 für Itanium-basierende Systeme ohne Virtualisierung. Erstaunlicherweise sind die Preise für die Versionen ohne Hyper-V-Unterstützung nur geringfügig niedriger als die mit Virtualisierung. Daher ist es nicht klar, warum Microsoft überhaupt zwei Versionen auf den Markt bringt. Noch merkwürdiger ist die Tatsache, dass die Windows-2008-Versionen ohne Hyper-V nicht zugleich mit den anderen Editionen im Februar zur Verfügung stehen, sondern erst etwa sechs Monate später. Zusätzlich planen die Redmonder, einen Standalone-Virtualisierungserver, Hyper-V Server, auf den Markt zu bringen. Das Produkt soll lediglich 28 Dollar kosten und später im nächsten Jahr verfügbar sein.
VMwares Release 2.0 stellt ein Update der freien Servervirtualisierungstechnik des Anbieters dar. In dieser Version wurde die Benutzerfreundlichkeit und Verwaltbarkeit verbessert, die Hauptspeicherunterstützung von 4 GByte auf 8 GByte erhöht sowie die Betriebssystemunterstützung erweitert etwa auf Windows Server 2008. Charles King, Principal Analyst bei Pund-IT, ist der Meinung, dass dieses neue Release des Vmware-Servers auf drei große Anwendergruppen zugeschnitten ist: Anfänger in der Virtualisierung, kleine Unternehmen mit eingeschränkter IT-Infrastruktur, die sich keine teuere Lösung leisten können sowie IT-Manager, die schnell eine Testumgebung installieren und nutzen wollen. "Mit diesen kostenlosen Produkten will Vmware das Loblied auf die eigene Virtualisierungstechnik unter die Leute bringen", erklärte der Analyst.
Ben Matheson, Direktor für das KMU-Geschäft bei Vmware, hält die Möglichkeit des webbasierenden Zugriffs auf die Managementkonsole und damit zusammenhängende Verbesserungen der Benutzerschnittstelle für die wichtigsten Neuerungen des Produkts. Das neue Interface ähnelt demjenigen in den teuren Virtualisierungsprodukten des Anbieters, und dies lässt darauf schließen, dass Vmware seine Produkte in möglichst viele Server bringen will, bevor Konkurrenzprodukte etwa Hyper-V auf den Markt kommen, so die Einschätzung Kings.
Ein weiterer neuer Rivale ist Oracle. Die selbstentwickelte Virtualisierungstechnik soll ebenfalls kostenlos verteilt werden und laut Hersteller "skalierbare, kostengünstige Servervirtualisierung liefern, die dreimal so effizient ist, wie die vorhandener Produkte". Seit dem 14. November lässt sich die Software von der Website
www.oracle.com/virtualization herunterladen. Zwar ist die Technik kostenfrei, doch wird Oracle Support-Optionen für Unternehmenskunden anbieten, und zwar mit Preisen auf Systembasis. Ein Vierundzwanzigstunden-Support etwa für PCs mit einer oder zwei CPUs soll 499 Dollar pro System und Jahr kosten. Der Softwareriese will offenbar seine Pfründe schützen und sicherstellen, dass sie nicht zu den Virtualisierungsangeboten der Konkurrenten abwandern.
Die meisten Analysten sind sich darüber einig, dass Vmware den Ton angibt im Unternehmensvirtualisierungsmarkt. Dennoch stellt sich die Frage, ob die neuen Konkurrenten Vmware Sorgen bereiten könnten. "Es ist ziemlich hart für einen Anbieter, einen Marktführer zu stürzen", stellt King fest. "Die Angebote der Konkurrenz sind noch nicht so ausgereift. Außerdem sollte das Update des VMware-Servers die Position des Herstellers nochmals festigen."
Paul Thurrott,Jeff James/WinITPro/jos