Breitband-Defizit schadet der Volkswirtschaft
Zum Auftakt seines Europa-Streifzugs in Sachen Breitbandtechniken präsentierte Nokia Siemens Networks (NSN) in München die Ergebnisse einer Studie, die ein bislang eher abstrakt beziehungsweise vage diskutiertes Thema mit einem konkreten Index auf den Punkt bringt: Welchen Einfluss hat die Penetration mit Breitbandtechniken auf das Bruttoinlandsprodukt eines Landes? Auf einer Skala von eins bis zehn liegt Deutschland gemäß der Studie breitbandmäßig mit 5,37 Punkten gut im Mittelfeld, aber weit hinter seinen Möglichkeiten. Ein Ausbau der Netze mit fünf Breitbandleitungen pro 100 Einwohner würde das Bruttoinlandprodukt um 7,5 Milliarden Euro ansteigen lassen, bei zehn zusätzlichen Leitungen je 100 Einwohner läge der Zuwachs bei über 15 Milliarden Euro. Spitzenreiter beim Index-Ranking sind die USA (7,71), Schweden (7,47) und Dänemark (7,18), das Schlusslicht bilden Ungarn, Griechenland und Polen mit Werten zwischen zwei und drei.
Die Studie, für die NSN das Forschungsinstitut LECG beauftragte, das sich seinerseits
wissenschaftlichen Rat von Leonard Waverman, Professor der London Business School, holte,
berücksichtigt neben dem breitbandigen Infrastrukturausbau auch die Faktoren Nutzung und
Fähigkeiten im Umgang mit Breitband – heruntergebrochen auf die Bereiche Öffentliche Hand,
Unternehmen und Endanwender. "Eine gut ausgebaute Breitbandinfrastruktur treibt die Einführung
fortschrittlicher Dienste, die hohe Bandbreiten benötigen, weiter voran", sagt Hans-Jürgen Bill,
Leiter der Region West und Südeuropa bei NSN. "Die vermehrte Nutzung von Transaktionen und
Dienstleistungen im Internet – anstelle des herkömmlichen aufwendigen Papierwegs – würde sich
positiv auf die Lebensqualität der Bürger als auch das Wirtschaften von Unternehmen auswirken. Das
gilt im Besonderen für die ländlichen Regionen Deutschlands."
Für seine Breitbandmission hat NSN einige seiner breitbandigen Schlüsseltechnologien, etwa für
DSL-Access, Mobile Backhaul, konvergentes Management, Wimax und einiges mehr in einen Truck
gepackt, der in den nächsten Monaten in zahlreichen europäischen Ländern Station machen soll. Dabei
will NSN unter anderem auch wieder seine Glasfaserstrategie ins Gespräch bringen, die sich deutlich
von den gängigen Roll-outs mittels GPON (Gigabit Passive Optical Network) abweicht. NSN empfiehlt
Carriern und Service-Providern, DSL mittels VDSL2 über die nächsten zwei bis drei Jahre
auszureizen, um dann allmählich auf die GPON-Konkurrenztechnik NGOA (Next Generation Optical
Access) umzusteigen. Das brächte sowohl für die Anwender (ungeteilte Bandbreite) als auch für die
Carrier (energiesparend, da rein passiv) erhebliche Vorteile. So soll mit NGOA die Notwendigkeit
einer separaten Aggregationsschicht im Metro-Bereich komplett wegfallen, was die Installations- und
Einrichtungskosten drastisch senke.
Am 1. April feiert NSN sein zweijähriges Bestehen in dieser Form als finnisch-deutsches
TK-Unternehmen. Beim Carrier-Geschäft liegt NSN nach einem im eigenen Hause erstellten Ranking
weltweit auf Platz zwei hinter Ericsson und vor Alcatel-Lucent, Huawei und Cisco.
Stefan Mutschler/pf