Marktforscher versuchen derzeit herauszufinden, ob und wie sich die gegenwärtige Bankenkrise auf die IT-Welt auswirken wird. Noch sind die Ergebnisse weitestgehend zuversichtlich, aber es gibt auch Warnungen.
"Die Pleite der Investmentbank Lehman Brothers und die Übernahme von Merrill Lynch durch die
Bank of America sowie die Kostensparmaßnahmen bei den Anbietern werden den IT-Markt härter treffen,
als viele bislang wahrhaben wollen", so Victor Januleitis, Mitinhaber von Janco Associates.
Er leitet diese Einschätzung vor allem aus den geplanten Entlassungen ab. "Die
Stellenstreichungen bei HP, Lehmann und Merrill Lynch bedeuten ja nicht nur frei werdende Büros,
sondern darüber hinaus auch weniger IT-Beschaffung und Administration", sagt er über die
Zusammenhänge beider Märkte, "die Leute haben ja nicht nur am Schreibtisch gesessen, sondern Server
beschafft, Netzwerke ausgebaut, Applikationen verbessert und so weiter."
Doch Gartner sieht vorerst keine Bedrohung für das weltweite IT-Geschäft. So haben deren
Analysten soeben ihre Prognose von Mitte August bestätigt, wonach der IT-Markt in diesem Jahr um
acht Prozent auf ein Volumen von 3.400 Milliarden Dollar anwachsen wird. "Die von den US-Banken
ausgelösten Probleme der Weltwirtschaft zeigen bislang keine signifikanten Auswirkungen", sagt
Gartner-Analyst Jim Tully. Allerdings lenkt er ein, dass in den nachfolgenden Jahren "mit einem
geringeren Wachstum gerechnet werden muss". Trotzdem seien die Grundvoraussetzungen für eine
weitere Prosperität des IT-Marktes sehr gut.
Dies passt zu Forresters Ergebnissen. Deren Analysten haben soeben ihre Prognose für 2009
gesenkt – doch gleichzeitig die Erwartungen für dieses Jahr erhöht. So soll es in diesem Jahr ein
Wachstum von 5,4 Prozent geben, das sind zwei Punkte mehr als die 3,4 Prozent, die Forrester zuvor
erwartet hat. Im nächsten Jahr sollen es dann 6,4 Prozent sein. Das ist zwar mehr als die 5,4
Prozent für 2008 – aber weniger als die 9,4 Prozent, die Forrester zuvor für 2009 prognostiziert
hatte.
Die im Markt beteiligten sehen ebenfalls keine signifikanten Reduktionen. So ergab eine
Blitzumfrage unter den Teilnehmern der gegenwärtig in New York stattfindenden Interop, dass deren
Teilnehmer vorerst keine signifikanten Auswirkungen auf die Netzwerkbereiche erwarten. 85 Prozent
der Befragten meinen, dass ihre Budgets für 2009 gleich bleiben oder sogar ansteigen werden. Vor
allem in den Bereichen Sicherheit und Performance wird auch im nächsten Jahr mehr Geld ausgegeben,
meint rund die Hälfte der Teilnehmer.
Harald Weiss/wg