Das mit Spannung erwartete erste Netbook auf Basis von Googles Android Betriebssystem kommt in Kürze auf den Markt. Das Alpha 680 des relativ unbekannten chinesischen Hersteller Guangzhou Skytone soll innerhalb der nächsten drei Monate erhältlich sein. Mit diesem ARM/Android-Gerät wird Wintels Alptraum Wirklichkeit, da diesen deutlichen kostengünstigeren Geräten große Chancen eingeräumt werden, das Quasi-Marktmonopol von Microsoft Windows und Intel zu brechen.
Das Alpha 680 befinde sich in der finalen Testphase, sagte der Mitbegründer des Herstellers
Guangzhou Skytone Transmission Technologies Co. Ltd. Nixon Wu gegenüber der Compterworld. Nachdem
erste Prototypen des Gerätes auf der Honkonger Handelsausstellung vergangene Woche gezeigt worden
waren, konnte sich das kleine 50-Mann starke Unternehmen nicht mehr vor Anfragen retten. "Wir
erhielten mehr als 300 Anfragen aus der ganzen Welt", erklärte Wu voller Stolz. Die Kosten des
ersten Geräts sollen bei etwa 250 US-Dollar liegen, schon bald aber sollen weitere Geräte, die mit
nur noch um die 100 Dollar deutlich günstiger sein könnten, folgen, versprach der Hersteller.
Die technischen Daten des Netbooks spiegeln den günstigen Preis wieder: Der Alpha 680 wird von
einem ARM11-Prozessor mit 533 MHz angetrieben, auf ihm installiert ist das kostenlose
Google-Betriebssystem Android, Der Arbeitsspeicher ist 128 MByte groß, kann aber auf 256 MByte
aufgerüstet werden. Als Festplatte gibt es einen 1-GByte-Flash-Speicher, der auf 4 GByte erweitert
werden kann. Der LCD-Bildschirm misst 7 Zoll und besitzt eine Auflösung von 800×480 Pixel. WLAN und
Ethernet-Anschlüsse sind vorhanden, außerdem zwei USB-Ports und ein SD-Kartenleser. Die
Dateneingabe erfolgt auf einem 80-Tasten-Keyboard oder einem Touchpad.
Als Besonderheit lässt sich das Touchscreen-Display wenden und der Computer zum Tablet-PC
ausrichten. Steuerkreuz und Aktionstasten erlauben, das Gerät auch als Spielekonsole zu nutzen. Bei
der Auslieferung werden auf dem Alpha 680 zwar nicht viele Anwendungen vorinstalliert sei, diese
können aber im Android Market heruntergeladen werden. Allerdings gibt es bei etwa 20 Prozent der
Anwendungen noch Kompatibilitätsprobleme. "Wir arbeiten daran, sie auszumerzen", verspricht Wu.
Mit einer Betriebszeit von zwei bis vier Stunden beim Surfen, liegt das Gerät noch weit hinter
den Versprechungen von ARMs Marketing-Chef Ian Drew, der eine Gerätelaufzeit von zehn bis zwölf
Stunden versprach. Seinen Ankündigungen zufolge sollen noch in diesem Jahr sechs bis zehn Netbooks
mit ARM-Prozessoren auf den Markt kommen. Bereits im Februar hatte Asus EEE-Chef Samson Hi
angekündigt, an einem Android-Netbook zu arbeiten.
Analysten geben den ARM/Android-Netbooks in der derzeitigen Finanzkrise gute Marktchancen, was
die Resonanz auf das Alpha 680 bestätigt. Die ursprünglich für Smartphones entwickelten ARM Chips
sind deutlich preisgünstiger und stromsparender als Intels Atom-Chips. Selbst mit 250 Dollar liegt
das Alpha 680 im Preis unter den Wintel-Netbooks, die zwischen 300 und 500 Dollar rangieren. Ein
weiterer Nachteil für Microsoft: Auf den sparsamen ARM-Prozessoren läuft das Windows-OS nicht. Noch
läuft Windows XP auf den meisten Netbooks, da Microsoft seine Preise in diesem Bereich deutlich
gesenkt hat. Nach Angaben des Wall Street Journal verdienen die Redmonder aber nur noch 15
US-Dollar per Lizenz. Dies ist auf die Dauer für den Softwaregiganten ein dramatisches
Minusgeschäft.
Daran wird wohl auch die Einführung von Windows 7 nichts ändern. Nachdem die angekündigte
abgespeckte Starter-Version, die nur drei Anwendungen zulassen soll, sowohl bei
Hardware-Herstellern als auch Anwendern einen Sturm der Empörung entfachte, musste Microsoft hier
zurückrudern. Schließlich hatte nach der Ankündigung sogar der größte PC-Hersteller HP offen mit
einem ARM/Android-Netbook geliebäugelt, auch Dell und andere wollten es nicht ausschließen. Bei
Windows 7 aber kann es sich Microsoft einfach nicht mehr leisten nur 15 Dollar pro Lizenz
einzufahren, das heißt die Kosten für Wintel-Netbooks werden wohl steigen.
Damit hätte Google dann endgültig den Fuß in der Tür des Netbook-Marktes. Jetzt muss sich noch
beweisen, dass das bislang nur auf Smartphones zugeschnittene Android auch die Erwartungen erfüllen
kann und genauso leistungsfähig und leicht bedienbar ist wie versprochen. Das Alpha 680 wird das,
eingeschränkt vor allem durch seine kurze Betriebsdauer, nicht leisten können. Nixon Wu bestätigt
diese Zweifel: "Wir haben mit dem Vorgängermodell, dem Alpha 400 (-das in den USA auf Grund seines
niedrigen Preises recht erfolgreich war-) bereits bewiesen, dass wir robuste und haltbare Geräte
bauen. Aber unsere Zielgruppe ist nicht der wohlhabende Anwender aus westlichen Industriestaaten".
Stattdessen ist es Wus Ziel, das Netbook in den übrigen 80 Prozent der Welt an den Mann zu bringen
die sich bisher keinen Computer leisten können. Dennoch sollten sich Wintel vorsehen, denn weitere
leistungsfähigere ARM/Android-Geräte werden dem Alpha 680 auf dem Fuß folgen.
Gabriele Eckert/CZ