Hard- und Software-Inkompatibilität größer als zunächst angenommen

CIOs verschieben Vista-Umstellung

19. August 2007, 23:06 Uhr |

Microsofts Hoffnungen auf eine schnelle und weit reichende Vista-Umstellung in den Unternehmen werden sich laut Forrester vorläufig nicht erfüllen. In ihrer jüngsten Vista-Untersuchung kommen die Analysten zu dem Ergebnis, dass viele IT-Chefs ihre Einführungspläne langfristig auf Eis gelegt haben. Manche CIOs wollen sogar warten, bis die Abkündigungen von Windows 2000 und Windows XP sie zu einer Umstellung zwingen. Doch Forrester - wie auch Gartner - raten den CIOs dringend, dass sie frühzeitig ihre Umstellungspläne machen und damit nicht zu lange warten.

Laut des jüngsten Reports von Forrester überdenken viele CIOs noch einmal das Wie und Wann ihrer Vista-Einführung. Gemäß Forrester-Analyst Benjamin Gray denken einige IT-Chefs bereits daran, so lange zu warten, bis der Support für die bestehenden Systeme ausläuft und sie praktisch gezwungen sind umzusteigen. Dies wäre bei Windows 2000 im Juli 2010 und bei Windows XP sogar erst 2014 der Fall. "Microsoft ist sein eigener größter Konkurrent. Die meisten Unternehmen haben in den letzten vier oder fünf Jahren entweder auf Windows 2000 oder auf Windows XP umgestellt. Diese Systeme sind jetzt voll entwickelt, geprüft und stabil. So ist es für Microsoft schwierig, mit Vista dagegen anzugehen", erläutert Gray die Marktsituation.

Viele der IT-Führungskräfte hätten das Gefühl, dass sie eben erst ein Umstellungsprojekt zu einem neuen Betriebssystem abgeschlossen haben, deshalb wollen sie nicht schon wieder ein neues starten. Folglich würden die meisten IT-Manager lieber noch auf das Service Pack 1 warten, bevor sie anfangen die Implementierung von Vista ernsthaft in Betracht zu ziehen. Doch dieses SP soll nach neuesten Gerüchten erst Anfang nächsten Jahres herauskommen.

Ein weiterer Grund für die vorsichtige Haltung der CIOs ist die Vista-Kompatibilität mit älteren Systemen, die nicht so problemlos ist wie von Microsoft angekündigt und viele unerwartete Hardware-Upgrades nötig macht. "Die Hardware-Kompatibilität ist eingeschränkt, vor allem wenn die PCs älter als 12 bis 18 Monate sind", bemängelt Gray.

Weitere Verzögerung entstammen der begrenzten Kompatibilität mit existierenden Anwendungen. Laut Gray meinen die IT-Manager, dass Vista nur mit 60 bis 90 Prozent ihrer existierenden Software kompatibel sei. "Das ist ein alarmierender Faktor, der die Vista-Einführung noch auf lange Zeit bremsen wird", vermutet Gray.

Dabei sah es lange Zeit so aus, als ob Vista die Unternehmens-PCs im Sturm einnehmen würde. Noch im Mai 2006 ergab eine Forrester-Untersuchung, dass die IT-Manager ziemlich forsche Implementierungspläne hatten. Damals sagten 31 Prozent der weltweit befragten CIOs, dass sie Vista innerhalb des ersten Jahres einführen wollen, 53 Prozent gaben sich dafür höchstens zwei Jahre Zeit. Und auch Microsoft ging von einer schnellen Annahme aus. So meinte man in Redmond, dass im ersten Jahr doppelt so viele Unternehmen Vista einführen würden wie einst Windows XP. Dies würde einer Vista-Nutzung von 20 Prozent nach Ablauf von zwölf Monaten entsprechen, immerhin nur zwei Drittel von den 31 Prozent, die laut Forrester die Einführung im ersten Jahr planten. Doch das ist nach Meinung von IDC-Analyst Al Gillen aus heutiger Sicht äußerst unwahrscheinlich.

Die finanziellen Auswirkungen der verzögerten Implementierung in das Unternehmensumfeld werden sich aber für Microsoft in Grenzen halten. "Der PC-Absatz boomt und damit auch das Massen-OEM-Geschäft", erklärt Gray. Von den Konsumenten und kleinen Unternehmen wird Vista gut angenommen: Mehr als 60 Millionen Einheiten wurden bereits bis zum vergangenen Monat ausgeliefert.

Katharina Guderian/wg


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