Virtualisierungstechnik stärkt Access-Strategie

Citrix kauft Xensource

3. Oktober 2007, 22:00 Uhr | Dr. Wilhelm Greiner

Server-based-Computing-Schwergewicht Citrix hat angekündigt, Xensource zu übernehmen, um sein Portfolio weiter in Richtung Server- und Desktop-Virtualisierung auszubauen. Der Xensource-Hypervisor konkurriert mit Vmwares beliebter Virtualisierungstechnik - und künftig ebenso mit der Lösung des langjährigen und wichtigen Citrix-Partners Microsoft.

Unter CEO Mark Templeton hat sich Citrix konsequent vom SBC-Spezialisten zum Anbieter diverser Lösungen für den ortsunabhängigen, schnellen und sicheren Zugriffs auf Unternehmensressourcen entwickelt - der gemeinsame Nenner heißt bei Citrix "Access Infrastructure". Nach dem Erwerb von Techniken für SSL-Gateways, Applikations- und WAN-Beschleunigung sowie das Applikations-Monitoring erwirbt Citrix nun für rund 500 Millionen Dollar Virtualisierungs-Tools. Die Mannschaft rund um Xensource-CEO Peter Levine und Xen-Mitbegründer Ian Pratt soll die neue Citrix-Abteilung Virtualization & Management bilden.

End-to-End-Lösungen für Fernzugriffe auf Ressourcen

Mit den Access-Gateway-, Netscaler- und Wanscaler-Appliances hat sich Citrix bereits vom reinen Softwarehaus zum Anbieter hard- und softwarebasierter Lösungen gewandelt. Nun bandelt das Microsoft-nahe Unternehmen mit der Open-Source-Gemeinde an: Xensource mit Sitz im kalifornischen Palo Alto vermarktet Lösungen auf der Basis des Xen Hypervisors, einer von der Open-Source-Community entwickelten Virtualisierungs-Engine.

Die Virtualisierung von Servern, Storage, Applikationen und Clients (Letzteres schon lange Citrix-Geschäft) steht zur Zeit sehr hoch im Kurs, nicht zuletzt, weil Virtualisierung als Vorstufe zur Serverkonsolidierung hilft, Platz, Geräte- und Energiekosten im RZ einsparen. Den Markt dominiert die EMC-Tochter Vmware heute deutlich: Der Firmenname ist so eng mit der Virtualisierung verbunden wie die Marke Tesa mit Klebebändern. Da Microsoft seine Virtualisierungstechnik Viridian wohl erst 2008 auf die Straße bringen wird, bieten zur Zeit lediglich Open-Source-Anbieter wie Xensource und Virtual Iron sowie Swsoft mit der Lösung Virtuozzo dem Vmware-Goliath die Stirn.

Erst kürzlich - am Tag, als EMC Teile von Vmware gewinnträchtig an die New Yorker Börse brachte - hat Xensource die neue Version seiner Plattform Xen Enterprise vorgestellt. In Version 4.0 bietet die Lösungsfamilie nun ein Xen Center genanntes Interface für das zentrale Management, einen nativen 64-Bit-Hypervisor, Xen Motion für die unterbrechungsfreie Migration virtueller Maschinen (VMs) sowie das Xen API für die Integration in Fremdlösungen. Dieses API nutzt Citrix bereits für die Einbindung des Citrix Desktop Servers.

Türöffner zu zwei neuen Wachstumsmärkten

Die Akquisition öffnet Citrix laut IDC-Analyst Michael Rose die Tür zu zwei Wachstumsmärkten: der Servervirtualisierung und "Remote Virtual Desktops, einer neuen Art der Client-Virtualisierung". Zwar hinke Xensource der Vmware-Funktionalität noch hinterher, doch, so Rose: "Das Xensource-Virtualisierungsprodukt hat mit dem Release von Xen Enterprise 4.0 große Fortschritte in Richtung Gleichstand mit dem Marktführer erzielt, und Investitionen durch Citrix könnten helfen, die verbleibende Funktionalitätslücke zu schließen." Sollte das Unternehmen es schaffen, die Xensource-VM-Technik erfolgreich in seinen Desktop-Server zu integrieren, so Rose, dann werde Citrix über "eine sehr überzeugende Ende-zu-Ende-Lösung für Remote Virtual Desktops" verfügen.

Der IDC-Marktforscher warnt allerdings: "Das größte Risiko für Citrix wird darin bestehen, die Beziehungen mit Microsoft zu managen, besonders wenn der Softwaregigant seine neue Windows-Serverplattform und die zugehörige Virtualisierungstechnik herausbringt." Zwar unterhielten Citrix und Xensource zur Zeit enge Beziehungen mit Microsoft, doch dies könne sich schnell ändern, sobald über Viridian eine Konkurrenzsituation entstehe.

Citrix-Chef Templeton hat erneut ein scharfes Auge für Lösungen bewiesen, die das Access-Portfolio seines Unternehmens sinnvoll ergänzen. Und er surft weiterhin elegant, aber gewagt auf der Welle dessen, was er seinem Über-Geschäftspartner aus Redmond zumuten kann.


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