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Experton Group: "Green Office" ins Auge fassen

Das grüne Büro

Ist von Green IT die Rede, richten sich die Blicke in der Regel auf das RZ. Denn IT ist dort sehr gebündelt anzutreffen und mit relativ großem Aufwand zu kühlen. Weitaus weniger Beachtung findet die dezentrale IT in Form von Arbeitsplatzrechnern, Druckern etc. Deren Stromverbrauch unterschätzen viele Unternehmen massiv.

Autor:Wolfgang Schwab/wg Wolfgang Schwab ist als Senior Advisor bei der Experton Group im Bereich Consulting tätig. • 26.2.2009 • ca. 2:20 Min

Dieser Verbrauch liegt laut aktuellen Untersuchungen der Experton Group abhängig vom Unternehmen
zwischen 40 und 60 Prozent des gesamten IT-Stromverbrauchs. Die Office-IT verbraucht also ungefähr
genauso viel Strom wie das RZ. Entsprechend sollten Green-IT-Überlegungen im Office-Bereich ebenso
intensiv und ernsthaft angestellt werden wie im RZ. Ein weiterer Grund, warum dies nicht in allen
Unternehmen geschieht, ist der Umstand, dass zwar inzwischen die Stromkosten vieler Rechenzentren
dem IT-Budget angelastet werden, Facilities jedoch immer noch die Stromkosten der Office-IT trägt.
Ein letzter Grund liegt darin, dass die meisten Hersteller wie auch viele Dienstleister die
allgemeine Green-IT-Diskussion mit klarem Fokus auf die Rechenzentren führen.

Für das Green Office gelten die gleichen Anforderungen an Projekte wie im RZ: Der
Energieverbrauch soll deutlich gesenkt werden, die Betriebskosten für die Infrastruktur sollen
sinken oder zumindest nicht steigen, die Investitionen müssen sich betriebswirtschaftlich rechnen.
Insbesondere der letzte Punkt ist in Zeiten wirtschaftlicher Schwächen von fundamentaler Bedeutung
und überlagert letztlich alle Investitionen.

Im Office-Bereich haben sich die folgenden Punkte als interessant erwiesen, deren Umsetzung
IT-Verantwortliche entsprechend prüfen und bewerten sollten: Bei Ersatzinvestitonen sollte man
gezielt energiesparende neue Hardware kaufen. Die damit verbundenen Mehrkosten werden in aller
Regel durch die niedrigeren Energiekosten mehr als ausgeglichen. Ein sofortiger Austausch der
kompletten Infrastruktur ist aber meist wirtschaftlich nicht sinnvoll. Bei neuer Hardware sollte
man insbesondere darauf achten, den jeweiligen Aufgaben angepasste Hardware einzukaufen: Die
Leistungsfähigkeit der Grafikkarten kann für normale Büroarbeitsplätze sehr gering gewählt werden,
entsprechend niedrig ist dann der Stromverbrauch. Moderne CPUs mit niedriger Taktrate und zwei
Kernen reichen für die meisten Büroanwendungen vollkommen aus. Nicht zu unterschätzen ist der
Strombedarf des Hauptspeichers. Es ist aber aus Performance-Gesichtspunkten nicht sinnvoll, hier zu
sparen. Über 2 GByte sind jedoch für die meisten Büroarbeitsplätze unnötig. Der Energiebedarf von
Notebooks ist immer noch deutlich niedriger als der von Desktops. Jedoch rechnen sich die mit
Notebooks verbundenen Mehrkosten nur dann, wenn zu den Einsparungen im Energiebereich
Effizienzsteigerungen der Mitarbeiter hinzukommen.

Thin Clients (TCs) erleben einen zweiten Frühling, da sie relativ wenig Energie benötigen und
VDI-Lösungen, die die Betriebskosten von PCs deutlich senken sollen, eingeführt werden und damit
auch die Server-Infrastruktur für TCs bereitsteht. Ob und in welchem Bereich TCs eine brauchbare
Alternative zu PCs darstellen, hängt vom konkreten Fall ab. IT-Verantwortliche sollten dies aber
zumindest untersuchen. Wichtig ist dabei, den Energieeinsparungen auf der Client-Seite die
zusätzlichen Energiekosten auf der Server-Seite gegenzurechnen. Das Gleiche gilt für die
Betriebskosten.

Das Desktop-Management bietet ebenfalls große Chancen: Clients lassen sich gezielt zentral ein-
und ausschalten. Die Technik dafür steht seit geraumer Zeit bereit, der tatsächliche Einsatz ist
aber noch vergleichsweise gering. Eine Druckerkonsolidierung kann Betriebskosten und Energiebedarf
deutlich senken, aber auch massive Widerstände bei betroffenen Mitarbeitern hervorrufen. Unabhängig
von Energie- und Betriebskosten sollte man derartige Projekte nur mit nachhaltiger Unterstützung
der Geschäftsleitung angehen.

Insgesamt zeigt sich, dass Green IT nicht nur im RZ eine wichtige Rolle in der strategischen
Planung spielt, sondern auch im Office-Umfeld. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass man
durch einfache gezielte Maßnahmen im RZ wesentlich schneller signifikante Verbesserungen erzielen
kann als auf der Client-Seite, auf der sich Verbesserungen wirtschaftlich nur am Ende des
Lebenszyklus der eingesetzten Hardware realisieren lassen.