Ein schneller Zugang zum Internet zählt mittlerweile für mehr als 11 Millionen Deutsche zum Alltag beziehungsweise Arbeitstag. Die meisten (gut 90 Prozent) nutzen dafür einen DSL-Anschluss. Inzwischen läuft jedoch auch die Aufrüstung des Breitbandkabels mit Volldampf. Etwa ein Zehntel der Bevölkerung wohnt außerhalb von DSL-Versorgungsgebieten. Neben dem Kabel kämpfen hier vor allem die funkgestützen Technologien wie Wimax, UMTS und Satellit um Anteile.
Der Breitbandmarkt boomt. Jeden Monat kommen derzeit weltweit knapp fünf Millionen neue
Anschlüsse hinzu. Ende 2005 waren es insgesamt 209,3 Millionen, 56,2 Millionen mehr als Ende 2004.
Diese Zahlen nennt das Marktforschungsinstitut Point Topic, das in seinen "World Broadband
Statistics" in jedem Quartal die globale Breitbandentwicklung unter die Lupe nimmt. Am besten mit
Breitbandanschlüssen versorgt sind demnach Westeuropa und Nordamerika (dort liegen jeweils 26
Prozent der Anschlüsse), gefolgt von den Regionen Asien-Pazifik (24 Prozent) und Südostasien (18
Prozent). Die restlichen 6 Prozent teilen sich die Regionen Mittlerer Osten/Afrika (1 Prozent),
Osteuropa (2 Prozent) und Südamerika (3 Prozent). Die Marktforscher beobachten jedoch bereits einen
klaren Trend zum Ausgleich dieser unausgewogenen Verteilung. So wachsen die am schwächsten
versorgten Regionen mit enormem Tempo (teilweise bis 95 Prozent, einzelne Länder kommen sogar auf
120 bis 140 Prozent), während das jährliche Wachstum sonst etwa zwischen 20 und 50 Prozent liegt.
Das geringste Wachstum gab es nach Point Topic im vergangenen Jahr in der Region Asien-Pazifik (3,6
Prozent), wo Länder wie Japan, Singapur und Taiwan bereits Zeichen der Sättigung zeigen. Im
Breitband-Dorado Südkorea waren sogar keine Zuwächse mehr zu verzeichnen.
Auch auf globaler Ebene führt der Weg ins Netz bevorzugt über DSL, allerdings hat hier auch das
Breitbandkabel (TV) einen nennenswerten Anteil. Im Augenblick liegt die Verteilung zwischen diesen
beiden Techniken bei 66,3 (DSL) und 24,3 Prozent (Kabel), wobei das Kabel in den vergangenen zwei
Jahren langsam aber stetig verloren hat. In der Point-Topic-Statistik taucht mit "FTTx" (8,75
Prozent) noch eine weitere zahlenmäßig relevante Zugangstechnologie auf: Darin sind
Glasfaseranschlüsse aller Couleur zusammengefasst (Fiber-to-the-Home beziehungsweise
Fiber-to-the-Curb), die vor allem in Japan, Südkorea sowie Teilen der USA stark verbreitet sind.
Außerhalb dieser Regionen spielt FTTx jedoch nur eine sehr untergeordnete Rolle. Point Topic gibt
an, 2005 besonders bei den Drahtlostechniken ein erhebliches Wachstum beobachtet zu haben, das sich
2006 offenbar noch deutlich verstärkt fortsetzt. Zumindest Wimax und UMTS (beziehungsweise
Wideband-CDMA, wie es international bezeichnet wird) will das Institut für die nächsten Statistiken
mit auf die "Watch-List" nehmen, um beim Bericht über das Jahr 2006 entsprechende Zahlen vorlegen
zu können.
Die Konsolidierung der ehemals extrem zergliederten Breitbandkabellandschaft in Deutschland hat
dem Wettbewerb in diesem Segment sehr gut getan. Etwa 9,6 Millionen Kabelkunden sind heute unter
dem Dach der Kabel Deutschland (KDG) als weitaus größtem Kabelnetzbetreiber des Landes vereint. Die
KDG zielt auf einen schnellen Ausbau des zu Telekom-Zeiten unidirektional ausgelegten Kabelnetzes
für bidirektionales Internet und Telefoniedienste. Letzteres erfordert aktive Netzkomponenten, die
Servicequalitäten (QoS) garantieren. Gleiches gilt auch für die Kabelmodems beim Anwender. KDG
setzt beim Netzausbau auf den nicht mehr ganz taufrischen, aber global am weitesten verbreiteten
Standard DOCSIS (siehe Kasten) in der Version 1.1, die für entsprechende Dienste ausgelegt ist. "
Triple Play" lautet also die Devise (Fernsehen, Internet und Telefonie).
Bis zur Fußballweltmeisterschaft sollen bei der KDG insgesamt rund 6 Millionen Haushalte in
Deutschland für Triple Play via Kabel gerüstet sein. Bis Anfang 2007 sollen es mehr als 8 Millionen
Haushalte sein. Bis Anfang März dieses Jahres konnte das Unternehmen im Triple-Play-Sektor etwas
über 100.000 Kunden verbuchen. Diese Zahl an sich ist sicher nicht sonderlich berauschend, aber "
der Trend dahinter stimmt uns extrem optimistisch", so Dr. Siemen, Direktor Corporate Development
bei Kabel Deutschland. "90 Prozent dieser Kunden haben wir allein in den letzten zwölf Monaten
gewonnen und davon wiederum fast die Hälfte in den letzten drei Monaten." Besonders beliebt bei den
Kunden seien die Doppel-Flat-Pakete, bei denen es Internet und Telefonie zum Pauschalpreis gibt.
Ganz gezielt will die KDG künftig auch kleine bis mittlere Unternehmen sowie die zahlreichen Klein-
beziehungsweise Heimbüros adressieren. Neben der KDG existieren in Deutschland nur noch wenige
große Kabelinternet-/Telefonieanbieter, darunter Kabel BW in Baden-Württemberg (2,3 Millionen
Haushalte) und Unity Media, zu der Iesy in Hessen (1,2 Millionen Haushalte) und Ish in NRW (4
Millionen Haushalte) gehören.
Ziemlich unbeeindruckt von den Entwicklungen im Kabel hat die T-Com, die in Deutschland bereits
über acht Millionen DSL-Anschlüsse verkauft hat, mit "T-DSL 16.000" gerade das Roll-out ihrer
bislang schnellsten DSL-Variante für den Massenmarkt gestartet. Der neue Service bietet eine
maximale Geschwindigkeit von bis zu 16 MBit/s im Downstream und von bis zu 1024 (kBit/s) im
Upstream – zu einem Preis (für den Anschluss) von 30 Euro pro Monat. Technisch basiert T-DSL 16.000
ebenso wie die schnellen DSL-Angebote von Mitbewerbern wie 1&1, AOL, Arcor, Hansenet und
Versatel auf dem ADSL2+-Standard (theoretisch bis zu 26 MBit/s im Download), der sich
vergleichsweise einfach und kostengünstig auf klassischer ADSL-Infrastruktur implementieren lässt.
ADSL2+ bedient die gestiegenen Performance-Anforderungen, die aus immer komplexeren Webangeboten
und der vermehrten Nutzung von Video-Streaming entstanden sind. Echtes Triple Play, das auch
digitales Fernsehen zum Anwender transportiert, ist damit nur bedingt möglich. Dafür sehen die
Experten eher VDSL (Very High Bit-Rate Digital Subscriber Line) als prädestiniert an. Diese Technik
erfordert jedoch sowohl neue Verteilerkästen (DSLAMs – DSL Access Multiplexer) als auch zumeist
Änderungen in der Verkabelung (benötigt ein Hybridnetz aus optischer Anschlussleitung und
Kupferkabel, wobei die zu überbrückende Kupferstrecke nicht länger als 1,5 Kilometer sein darf). Um
dieses echte Triple-Play-Projekt zu stemmen, arbeitet die T-Com eng mit Microsoft (IPTV) und
Cisco/Linksys (Media Receiver) zusammen. Die Transferrate im Downstream soll bei bis zu 50 MBit/s
(20 MBit/s weniger als das theoretische VDSL-Maximum) liegen.
Doch auch für VDSL gibt es bereits einen verbesserten Nachfolger, denn schon im vergangenen Jahr
hat die ITU einen Standard ratifiziert, der eine symmetrische Geschwindigkeit von 100 MBit/s
zulassen soll: G.993.2 – populärer unter seinem "Künstlernamen" VDSL2. Neben der höheren
Geschwindigkeit, die auch für hochauflösendes HDTV geeignet ist, soll VDSL2 im Vergleich zu VDSL
auch größere Reichweiten bieten. An diejenigen von ADSL (acht Kilometer und mehr) wird allerdings
auch VDSL2 bei weitem nicht heranreichen – hier geht es um Dimensionen von maximal einem Kilometer.
Daher gilt: Triple-Play-fähiges DSL wird es auch auf lange Sicht nur in den Ballungszentren
geben.
Während das Breitbandkabel DSL künftig flächendeckend Konkurrenz machen könnte, eignen sich die
drahtlosen Mitspieler primär für solche Regionen, in denen DSL nicht verfügbar ist. Das sind in
Deutschland immerhin etwa zehn Prozent der Haushalte (einschließlich Büros und Unternehmen) – ein
Potenzial von rund 4,5 Millionen Anwendern. Große Hoffnungen setzt die Industrie dabei derzeit auf
Wimax (Worldwide Interoperability for Microwave Access). Mit Reichweiten bis zu 50 Kilometern und
Übertragungsraten von maximal 108 MBit/s tritt Wimax an, sich als kabelfreie DSL-Variante zu
etablieren. Unterstützung für QoS ist bereits standardmäßig integriert, sodass Wimax auch für
Echtzeitanwendungen wie Sprache (Telefonie) und Video das passende Rüstzeug mitbringt. Die
realistischen Daten für Wimax sehen jedoch etwas anders aus, denn Geschwindigkeit und Entfernung
sind hier besonders stark konkurrierende Parameter: Wird das Entfernungsmaximum ausgereizt,
schrumpft die Performance schnell auf unter 1 MBit/s. Ist dagegen die volle Performance angesagt,
funktioniert dies nur über sehr kurze Distanzen. Für die Praxis nennen Experten einen typischen
Zellradius von zwei (Stadt) beziehungsweise sechs (Land) Kilometern, wobei Übertragungsraten von 2
bis 10 MBit/s geboten werden. Rund hundert potenzielle Wimax-Provider haben sich in Deutschland
Anfang dieses Jahres bei der Bundesnetzagentur für die Zuteilung entsprechender Frequenzen
beworben, doch sowohl technische als auch regulatorische Probleme bremsen derzeit etwas die
Euphorie (siehe separater Beitrag in diesem Schwerpunkt).
Über die Verzögerungen bei Wimax freuen sich die Mobilfunk-Provider, die allesamt in diesem Jahr
ihre UMTS-Angebote in Richtung mobiler Access aufgerüstet haben beziehungsweise dies gerade noch
tun. Zwei davon, nämlich T-Mobile und Vodafone verleihen dem Zugangsmarkt mit dem zügigen Roll-out
von HSDPA (High Speed Downlink Packet Access) weitere Anreize. T-Mobile hat bereits Flächendeckung
gemeldet, Vodafone soll in Kürze ebenfalls so weit sein. Highspeed-UMTS auf der Basis der
HSDPA-Technik beschleunigt die mobile Datenübertragung von 384 kBit/s auf zunächst 1,8 MBit/s.
Beide Mobilfunkbetreiber wollen noch in diesem Jahr die nächste Performance-Stufe (3,6 MBit/s)
realisieren. Für das kommende Jahr steht bei T-Mobile eine weitere Verdoppelung der Geschwindigkeit
(auf 7,2 MBit/s) an, Vodafone will gar 10 MBit/s anbieten. Damit ist UMTS auf jeden Fall eine
erwägenswerte Zugangstechnologie, zumal sie die Telefonie bereits inhärent mitbringt und damit
geeignet ist, den klassischen Telefonanschluss zu ersetzen. Tatsächlich unterbreiten die
Mobilfunker derzeit lukrative UMTS-Services (die Mitbewerber E-Plus und O2 sind dabei oft sogar
noch etwas günstiger, bieten jedoch vorerst keine HSDPA-Unterstützung), bei denen sich ein genaues
Nachrechnen sicher lohnt (siehe Beitrag "Mobilfunk attackiert Festnetz", LANline 5/2006).
UMTS-Netze bedienten Ende vergangenen Jahres weltweit 47,3 Millionen Nutzer – fast dreimal so
viele wie Ende 2004. In Deutschland soll sich die Zahl der UMTS-Nutzer in diesem Jahr von 2,3
Millionen Ende 2005 auf gut neun Millionen etwa vervierfachen. Auch unter dem Gesichtspunkt der
Verbreitung hat UMTS damit auf jeden Fall das Zeug zu einer echten Alternative zum Festnetz – ist
allerdings meist nur dort verfügbar, wo auch DSL erhältlich ist.
Der Satellit besitzt eine sehr sympathische Eigenschaft: Er unterscheidet nicht nach lukrativen
Ballungsgebieten und weniger attraktiven ländlichen Regionen – er ist großflächig in seiner
gesamten Ausleuchtzone (Footprint) verfügbar. In den meisten Fällen läuft der Rückkanal bei
Satellitenlösungen nach wie vor über die Telefonleitung: ein schwerer Nachteil, der zudem
verhindert, IP-Telefonie über Satelliteninternet anbieten zu können. Der Satellit bleibt also
bestenfalls ein "Double-Player" für Fernsehen und Internet. Bidirektionale Lösungen sind zwar
ebenfalls verfügbar, spielen aber preislich in einer anderen Liga als DSL oder Kabel. Der Grund
liegt nicht nur in der vergleichsweise aufwändigen Antennentechnik – auch die Transponder in den
Satelliten sind nicht besonders geeignet, bidirektionales Internetsurfen für eine große Anzahl von
Benutzern zu unterstützen. Einer der wenigen Provider, die bidirektionalen Breitband-Access via
Satellit (Astra-Basis) in Europa anbieten, ist Satlynx (12 MBit/s Downstream, 2 MBit/s
Upstream).
Unidirektionale Satellitenlösungen dagegen sind heute zum Teil preislich durchaus mit DSL
vergleichbar. Teles beispielsweise bietet "Skydsl"-Angebote ab 9,90 Euro. Lästig bleiben allerdings
die Telefongebühren, die pro Zeittakt zusätzlich anfallen. Bei "T-DSL via Satellit", das die T-Com
zur CeBIT dieses Jahres neu aufgelegt hat, sind auch die Telefongebühren in Form einer Pauschale
mit abgedeckt. Die Flatrate für unlimitierten Download ist mit 80 Euro aber dennoch nicht
sonderlich attraktiv.
Als kleine "Entschädigung" für den umständlichen und langsamen Rückweg von standardmäßig 64
(ISDN) beziehungsweise 56 kBit/s (Analogverbindung) punkten Satellitenlösungen teilweise mit einem
besonders schnellen "Herweg", bei Teles beispielsweise bis zu 24 MBit/s. Die T-Com zeigt sich auch
hier im Vergleich eher als "Spaßbremse": Sie ist stolz, das neu aufgelegte Satelliten-DSL jetzt mit
Geschwindigkeiten von 1 MBit/s anbieten zu können (früher waren es hier sogar nur 768 kBit/s).
Weitere Provider für Satelliteninternet (Astra-Basis) sind etwa Agrosat, Astranet, Easynet,
Filiago, IP4, NGI und Sat Speed.
Langsam aber sicher scheint sich auch Deutschland aus den Fängen einer T-Com-dominierten
Breitbandmonokultur zu befreien. Entscheidend ist jetzt, dass die Mitbewerber auf der Basis ihres
gewählten Technologieansatzes das passende Geschäftsmodell finden. Noch nie standen die Chancen
dafür in Deutschland besser als jetzt.