Cyborg Unplug wirft Spione aus dem WLAN

Digitaler Türsteher gegen Glassholes

9. September 2014, 13:15 Uhr | Lars Bube
Mit dem Cyborg Unplug lassen sich ungeliebte Spione im Netzwerk blockieren

Ein Deutscher hat einen Router entwickelt, mit dem sich ungeliebte Geräte wie Google Glass oder Drohnen automatisch aus dem WLAN werfen lassen.

Googles Datenbrille Glass ist noch nicht einmal weltweit im Handel, da hat sich unter besorgten Bürgern und Datenschützern schon der abfällige Name »Glassholes« für seine Nutzer gefestigt. Kritiker wie der Deutsche Julian Oliver befürchten eine permanente Verletzung der Privatsphäre anderer Leute im öffentlichen Lebensbereich sowie erleichterten Diebstahl geistigen Eigentums durch die Träger der Datenbrille. Noch viel leichter als mit Smartphones lassen sich mit Glass heimlich andere Leute oder auch Dinge wie industrielle Fertigungstechniken und Prototypen oder auch Kunstwerke und Filme fotografieren oder filmen. Die gleiche Problematik gilt für fernsteuerbare Drohnen und Hubschrauber mit Kameras, wie sie inzwischen in jedem Technik-Markt erhältlich sind. Theoretisch könnte man damit beispielsweise unbemerkt vors Fenster der Nachbarn fliegen und beobachten oder filmen, wie diese so ihren Abend verbringen.

Um sich gegen solche heimlichen Spionageaktivitäten zu wehren, hat Oliver bereits vor einigen Wochen das Skript »glasshole.sh« vorgestellt, mit dem sich Glass-Brillen selbst aus fremden WLAN-Netzen werfen lassen. Jetzt hat er das Konzept gemeinsam mit einer amerikanischen Firma noch einen Schritt weiter entwickelt und einen kompletten Mini-Stör-Router in der Größe eines Stecker-Netzgerätes vorgestellt, der die Trennung unerwünschter Geräte wie Glass oder auch Drohnen in der näheren Umgebung mittels seines Skripts automatisch vornehmen kann. Der »Cyborg Unplug« erkennt die unerwünschten Geräte im WLAN dazu anhand ihrer MAC-Adresse, die jeweils bestimmten Mustern folgt. Anschließend nutzt der digitale Türsteher das Einbruchswerkzeug »Aircrack-NG«, um die Verbindung zu den Geräten zu kapern und trennen. Gleichzeitig gibt der Cyborg Unplug eine Warnung per LED, Audio-Signal oder Kurznachricht aus, die dem Besitzer signalisiert, dass unerwünschte Geräte in der Nähe genutzt werden.

Zwar kann auf diesem Weg nicht grundsätzlich verhindert werden, dass Datenbrillen oder Drohnen Aufnahmen in ihren lokalen Speicher machen. Aber zumindest wird man vor entsprechenden Geräten gewarnt, wenn diese ihre WLAN-Funktion aktiviert haben. Auch ein direktes Hochladen von Bildern und Videos in Cloud-Speicher oder auf Soziale Netzwerke wird durch die gekappte Verbindung verhindert. Nach eigenen Angaben arbeitet das Unternehmen jedoch auch an einer Möglichkeit, um Datenbrillen und Drohnen vom sie kontrollierenden Smartphone abzukoppeln. Gerade für Bereiche wie Schulen, Kinos, Ausstellungen, Industriebetriebe oder Restaurants mit einer gewissen Privatsphäre könnte das Produkt damit äußerst interessant sein. Allerdings gibt es auch einen gehörigen Haken: Rechtlich ist nicht ganz klar, inwieweit das Blockieren fremder Geräte in fremden Netzen überhaupt zulässig ist. Zumindest eine komplette Blockade aller Geräte einer bestimmten Kategorie wie Glass in der Umgebung dürfte juristisch problematisch sein. Im eigenen Netzwerk hingegen sollte es keine Probleme geben.

Der Cyborg Unplug soll Ende September in zwei verschieden leistungsstarken Varianten für weniger als 100 US-Dollar in den Handel kommen.


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