Cloud-Anbieterprofil von René Büst, Crisp Research

Dimension Data zwischen Anspruch und Realität

7. Mai 2014, 6:27 Uhr | René Büst, Senior Analyst, Crisp Research/wg

Dimension Data gehört als 100-prozentige Tochter zum mächtigen NTT-Konzern, der neben Integrationsdienstleistungen und Rechenzentrumsbetrieb am Umsatz gemessen als größtes TK-Unternehmen weltweit zählt. Mit über 20.000 Mitarbeitern in 52 Ländern konzentriert sich Dimension Data explizit auf Unternehmenskunden und bietet neben Dienstleistungen für die Systemintegration auch Cloud-Services auf Enterprise-Niveau.

Dimension Data unter der Haube
Dimension Datas Strategie setzt auf zwei Säulen auf: „Global Systems Integration“ und „Enterprise-Class Cloud Services“. Beide agieren separat, arbeiten im besten Fall aber abgestimmt eng miteinander zusammen. „Global Systems Integration“ bietet klassische anbieterübergreifende  Systemintegrations-Dienstleistungen sowie Managed Services auf einer globalen Basis. Neben dem typischen IT-Outsourcing gehören die Themen Cloud Consulting wie auch Migrations- und Integrationsleistungen zum Portfolio.

Der Bereich „Enterprise-Class Cloud Services“ bildet das Intrastrukturportfolio von Dimension Data und richtet sich speziell an die Anforderungen von Unternehmensapplikationen. Hierzu gehören abgestimmte SLAs für Server und Netzwerk, stabile Performance und Robustheit der Cloud-Server sowie Self-Service für die Kunden.

Dimension Data selbst konzentriert sich auf Großkunden und den Mittelstand. Mit der Akquisition von Nextira One, durch die Dimension Data in Deutschland auf etwa 1.000 Mitarbeiter angewachsen ist, bedient der Dienstleister kleinere mittelständische Unternehmen.

Infrastruktur und Ressourcen
Auf Basis seiner Managed Cloud Platform bietet Dimension Data fünf Deployment-Modelle:

* „Public CaaS“ stellt Public Cloud IaaS (Infrastructure as a Service) bereit.

* „Private CaaS“ bietet On-Premise- oder Hosted-Managed-Private-Cloud-Services.

* „Hosted Private CaaS“ ermöglicht die Nutzung von Hosted-Managed-Private-Cloud-Services.

* „Provider CaaS“ ermöglicht es Service-Providern, eine dedizierte Cloud-Plattform wiederzuverkaufen.

* „Managed Hosting“ sind durch Dimension Data verwaltete physische und virtuelle Infrastrukturen, die in einem Dimension-Data-Rechenzentrum betrieben werden.

Erweitert wird jedes Modell durch die „App Ops“ und „Tech Ops“. Dabei handelt es sich um weitere Services sowie eine Betriebsunterstützung für die virtuelle Infrastruktur. Zu den „Apps Ops“ gehören unter anderem Services für den Rollout von Applikationen sowie deren Monitoring, Services für das Datenbank- und Performance-Management sowie Compliance-Services und ein 24/7-Kunden-Support in englischer Sprache.

Die „Tech Ops“ unterstützen beim Überwachen der Systeme (Prozessor, Festplatten, usw.) und helfen bei der Systemadministration und dem Patch-Management der Betriebssysteme und weiterer Systemsoftware.

Crisp Research meint, dass „Apps Ops“ wie auch „Tech Ops“ Dimension Data von den gewöhnlichen IaaS-Anbietern am Markt abheben und den Kunden mit diesen erweiterten Services einen Mehrwert bei der Nutzung einer virtuellen Infrastruktur ermöglichen. Allerdings ist hier noch Luft nach oben, um zu den aktuellen Public-Cloud-Marktführer Amazon Web Services (AWS) und Microsoft Azure aufzuschließen.

Die Granularität bei der Ressourcenauswahl ist ähnlich zu der von Profitbricks und Cloudsigma. Virtuelle Maschinen lassen sich bei Dimension Data flexibel zwischen einem und 16 Prozessoren, ein bis 128 GByte RAM und 50 GByte bis 2,5 TByte Speicherplatz kombinieren. Alle Betriebssystemlizenzen für Red Hat und Windows sind inklusive.

Ein deutscher Support mit einer Laufzeit von mindestens zwölf Monaten ist möglich. Es stellt sich die grundsätzliche Frage, ob diese Form der Flexibilität tatsächlich so gut ist. Crisp Research hat festgestellt, dass Anwender mit fertigen, fest vorgegebenen Paketen zufriedener sind, da diese in 90 Prozent aller Fälle ihre Workloads abdecken. Das flexible Zusammenstellen erfordert mehr Eigenleistung und Wissen. Hier kann ein Anbieter seinen Kunden Arbeit abnehmen, indem er für sie fertige Konfigurationen zusammenstellt.

Anhand des eigenen Hybrid-Connect-Services lassen sich dedizierte physische Server mit Servern in einer Public und Private Cloud innerhalb der Dimension-Data-Infrastruktur beliebig verbinden. Hierzu setzt Dimension Data bewusst auf Hard- und Software bekannter Hersteller, darunter auf Cisco-Hardware für das Netzwerk und Unified Communications, EMC und Netapp für Speicher sowie VMware auf Hypervisorenebene, um nach eigener Aussage Enterprise-Level zu erreichen. Gemessen am Umsatz gilt Dimension Data als weltweit größter Cisco-Partner. Der Anbieter sichert seinen Kunden vertraglich eine Latenz kleiner zwei Millisekunden zu.

Zur Automatisierung seiner Cloud-Infrastruktur setzt Dimension Data typischerweise auf Puppet und Chef. Erweitert wird dies durch Intelligentp, eine Management- und Automationslösung, die durch die Akquisition von Opsource im Jahr 2011 eingekauft wurde. Die Infrastruktur lässt sich über alle vorhandenen Regionen anhand einer Web-Oberfläche und APIs steuern.

Mit seinem Onecloud-Partnerprogramm erweitert Dimension Data stetig seine globale Präsenz im White-Label-Ansatz: Managed-Services-Provider erhalten weltweit die Möglichkeit, auf Basis der Dimension-Data-Infrastruktur eigene Cloud- und Managed Services anzubieten.

Rechenzentren und Standorte
Die Dimension-Data-Standorte spannen ein weltweit verteiltes Netzwerk von Rechenzentren auf. Insgesamt besteht die auf Cisco-Netzwerkkomponenten basierte Public Cloud aus vier Regionen (USA, Europa, Afrika und Asien) mit elf Rechenzentren, darunter in Amsterdam und London. Frankfurt wird in diesem Jahr folgen.

Alle Rechenzentren sind zu 90 Prozent auf dem gleichen technischen Stand. Die Verfügbarkeit der Rechenzentren gibt Dimension Data mit 99,99 Prozent im Jahresmittel an. Nur Afrika (Johannesburg) ist mit 99,95 Prozent klassifiziert.

Die Infrastruktur wird über ein einziges globales Management-System namens Cloudcontrol verwaltet. Alle Rechenzentren sind untereinander voll vermascht über ein WAN miteinander verbunden und verfügen zusätzlich über eine doppelte 10-GBit/s-Anbindung für das Failover. Zudem haben zehn Dimension-Data-Rechenzentren eine SAP-Zertifizierung erhalten.

Besonderheiten
Cloud Services und Integration

Bei Dimension Data erhält jeder Kunde seinen eigenen Security-Kontext, um damit seine eigene isolierte VLAN-Netzwerkinfrastruktur inklusive Load Balancer aufzubauen. Neben gewöhnlichen Infrastrukturdienstleistungen hebt sich Dimension Data mit weiteren Cloud-Services (SAP Hosting, Microsoft Hosting, Cisco Unified Communications), Cloud-Backup- und Disaster-Recovery-Services sowie Cloud-Integration-Services ab.

Insbesondere Integration ist auf allen Ebenen des Cloud-Stacks ein wichtiges Thema. Sie wird in den kommenden Jahren einen immensen Einfluss auf den weltweiten Cloud-Markt haben. Denn Cloud-Anbieter versprechen neben der bedarfsgerechten Nutzung („On Demand“) und Abrechnung („Pay per Use“) einen einfachen Zugriff auf IT-Ressourcen. Dies sieht auf dem Papier vielversprechend aus und funktioniert in der Regel sehr gut. Die Probleme beginnen allerdings, wenn es darum geht, bestehende Systeme oder gar neue Services in der Cloud zu kombinieren: Die Integration verursacht die größten Herausforderungen.

Crisp Research sieht einen hohen Bedarf an Beratungs- und Integrationsdienstleistungen für Cloud-Projekte. In diesem Jahr werden die Ausgaben etwa zwei Milliarden Euro betragen und bis zum Jahr 2018 auf 6,8 Milliarden Euro ansteigen. Systemintegratoren, die sich auf Cloud Computing konzentrieren, und Integration-as-a-Service-Anbieter dürfen sich auf eine rosige Zukunft freuen.

Cloud Connectivity und Netzwerk-Performance
Ein zentraler Fokus von Dimension Data liegt auf der Cloud Connectivity. Hierzu setzt der Anbieter auf eine netzwerkzentrierte Architektur. Das bedeutet, dass die gesamte Netzwerk-Performance vollständig auf Hardware basiert, wodurch eine drei- bis sechsmal höhere Performance im Vergleich zu ansonsten zum Teil virtualisierten Netzwerkinfrastrukturen erreicht wird. Das sichert Dimension Data seinen Kunden mit entsprechenden und verbindlichen Service Level Agreements zu. Außerdem sind diverse Sicherheitsmaßnahmen tief in das Netzwerk integriert.

Dimension Data möchte sich mit dieser „Enterprise Class Connectivity” einen Mehrwert für seine Kunden bieten und sich damit von den Standard-Public-Cloud-Anbietern abheben. Dies aus gutem Grund: Crisp Research weiß von Anwendern, dass Cloud Connectivity bei vielen IT-Entscheidern hoch im Kurs steht, um Applikationen und Services mit einer angemessenen Geschwindigkeit und einem zuverlässigen Dienstgrad nutzen zu können.

Etwa 75 Prozent der Entscheider sehen das Thema als geschäftskritisch an. 70 Prozent haben die Themen Netzwerk-Performance und Connectivity auf ihrer Top-Kriterienliste stehen, wenn sie einen Cloud Anbieter auswählen.

Portfolio hui – Bekanntheitsgrad pfui
Dimension Data verfügt über ein ausgeglichenes IaaS-Portfolio. Der Fokus liegt klar auf Unternehmen. Entwickler werden bei Dimension Data hingegen vergeblich nach geeigneten Ressourcen und Services suchen. Stattdessen legt der Anbieter viel Wert auf Managed-Cloud-Services und weitere Dienstleistungen in Form von Professional Services.

Das könnte in Deutschland gut ankommen. Mehr als 80 Prozent der deutschen Unternehmen sehen in Cloud-Infrastrukturen für sich einen Vorteil, um ihre IT zu flexibilisieren und skalierbarer zu betreiben. Allerdings erwarten sie Unterstützung von den Cloud-Anbietern beim Aufbau, der Entwicklung, aber vor allem der Integration von Infrastrukturen und Applikationen in einem Hybridszenario.

Was im ersten Moment positiv für einen Anbieter wie Dimension Data klingt, ist in Wahrheit weniger erfolgsversprechend: Trotz eines attraktiven Portfolios lässt der Bekanntheitsgrad von Dimension Data zu wünschen übrig. In Deutschland ist der Anbieter ein unbeschriebenes Blatt und hat noch eine große Aufgabe vor sich, um die Marke und das Portfolio bekannter zu machen.

Dies hängt insbesondere damit zusammen, dass die oben genannten Anforderungen deutscher Unternehmen typischerweise von Full-Service-Anbietern übernommen werden. Gemessen am Gesamtportfolio dürfte so mancher Mitbewerber vor Dimension Data zusammenzucken. Die meisten werden dies jedoch angesichts der mangelnden Markenbekanntheit und Marketing-Performance mit einem Achselzucken zur Kenntnis nehmen.

René Büst, Senior Analyst, Crisp Research

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