Wird Lotus Notes durch IBM Workplace abgelöst? Die Antwort auf diese Frage, die sich viele Notes-Anwender stellen, gibt das "Hannover"-Release von Lotus Notes.
Noch ist das kommende Release 7 von Notes nicht verfügbar, da gibt Ambuj Goyal, General Manager
der Lotus Brand, auf der DNUG-Konferenz (Deutsche Notes User Group) in Hannover schon einen
Ausblick auf das nachfolgende Release. Mit dieser ungewöhnlichen Vorgehensweise will man bei IBM
offensichtlich endlich die bestehende Pattsituation zwischen den Produktfamilien Lotus Notes und
Workplace auflösen.
Seit der ersten Ankündigung vor nunmehr vier Jahren war die portalbasierende
Workplace-Produktfamilie bei Partnern und Kunden erst als Notes-Killer und dann als Hardwarefresser
ohne großen Mehrwert verschrien. Inzwischen wurde Workplace zwar massiv verschlankt, begeistert
sind die Kunden aber noch immer nicht. Workplace bietet gegenüber Lotus Notes eine wesentliche
bessere Skalierbarkeit und Integrationsfähigkeit, doch diese Vorteile müssen mit einem Wechsel der
Infrastruktur erkauft werden.
Bereits mit dem anstehenden Release Lotus Notes 7 hat IBM reagiert und den Notes-Client als
Plug-in des Workplace-Clients nutzbar gemacht. Nun legt IBM nach und öffnet mit dem "Hannover"
-Release (benannt nach dem Ort der Ankündigung) auch den umgekehrten Weg. Durch die fortschreitende
Modularisierung des Lotus-Notes-Clients wird es nun möglich, Notes- und Workplace-Komponenten in
Client-Anwendungen miteinander zu mischen.
Die unter dem "Hannover"-Client kombinierbaren Notes- und Workplace-Komponenten können auch
durch eine Lotus-Notes-Infrastruktur verwaltet werden. Dazu wird der Lotus Domino Server um die
Provisioning-Technologie von Workplace erweitert. Damit besteht nicht länger die Notwendigkeit, für
die Nutzung der Workplace-Funktionen eine neue Infrastruktur aufzubauen.
Die Notes- und Workplace-Komponenten werden mit "Hannover" zudem in die Lage versetzt, die
Dienste der jeweils anderen Infrastruktur zu nutzen. So wird zum Beispiel der Notes-Client auch auf
die Workplace-Messaging- und Calendaring-Funktionen zurückgreifen können und die
Workplace-Komponenten etwa auf Lotus Sametime für das Instant Messaging. Die Integration wird auf
Basis der internationalen Standardisierung erfolgen, also etwa SIP/SIMPLE im
Instant-Messaging-Bereich oder JSR170 beim Dokumentenmanagement.
Mit diesem Integrationsschritt senkt IBM die Hürde für einen Einsatz der
Workplace-Produktfamilie signifikant. Die Kunden können selbst bestimmen, ob und wie schnell sie in
die Workplace-Technologie einsteigen wollen, und der Einstieg kann ohne großen Kostenaufwand
graduell erfolgen.
Je mehr Workplace-Funktionalität genutzt werden soll, um so mehr Workplace-Infrastruktur
benötigt man allerdings auch. Das "Hannover"-Release wird sich auf die Integration der Clients
konzentrieren. Es ist anzunehmen, dass das folgende Release ähnliche Integrationsbemühungen auf der
Serverseite bringen wird, zumal einige Serverbasisfunktionen schon mit "Hannover" erweitert werden
müssen.
Mit der Integration von Notes und Workplace kommt der bislang in Notes eher halbherzig
umgesetzten "Policy based Administration" eine wesentlich stärkere Bedeutung zu. War die Umsetzung
der "Policies" in Notes bislang eher halbherzig erfolgt, so bringt schon das kommende Release 7
deutliche Verbesserungen. Diese sind auch bitter nötig, wird doch mit "Hannover" der
Policy-Mechanismus zum zentralen Administrationsmittel. Welcher Nutzer darf welche Komponenten
einsetzen, und welche Rechte bestehen in welchen Anwendung? All dies und mehr wird mit "Hannover"
nicht mehr über "Access-Control"-Listen (ACLs), sondern über Policies gesteuert.
Administratoren die bislang die ACLs von Lotus Notes gewöhnt sind, müssen sich umstellen. Mit
Policies wird die Administration effizienter aber auch anspruchsvoller. Viele Listeneinträge lassen
sich zu einfachen Regeln zusammenfassen, aber viele Regeln können auch leicht zu Widersprüchen
führen. Vor diesem Hintergrund ist es sinnvoll, sich schon früh mit den neuen Möglichkeiten von
Workplace zu beschäftigen.