Mit Matrix42 Empirum Pro 2005 und Altiris? Client Management Suite 6.0.5 stehen sich in diesem Vergleichstest die Lösungen eines bekannten deutschen und eines renommierten, international tätigen US-Herstellers gegenüber. Beide Anbieter glänzen mit umfassender Funktionalität und treten mit dem Anspruch auf, auch sehr große Netze verwalten zu können.
Die beiden US-amerikanischen Hersteller Landesk und Altiris nehmen gerne für sich in Anspruch,
die Enterprise-Lösungen im Bereich des Client-Managements zu liefern und sich vom Rest der vielen
Anbieter in diesem gut besetzten Segment zu differenzieren. Doch so allein stehen die beiden
US-Unternehmen nicht auf weiter Flur. Eine ganze Reihe von Herstellern kann mit der Funktionalität
der beiden mithalten und auch sehr große Netzwerke verwalten. Ein Beispiel dafür ist das
Neu-Isenburger Unternehmen Matrix42 mit seinem Produkt Empirum Pro. Eine interessante Fußnote dabei
ist, dass das Unternehmen früher Landesk-Spezialist war, bevor es eine eigene Lösung entwickelt
hat.
Es überrascht wenig, dass sich Altiris wie auch Matrix42 als Anbieter einer Lösung für das
vollständige Client-Lifecycle-Management sehen, also die Verwaltung von Client-Systemen von der
Betriebssysteminstallation über die Softwareinstallation bis zum Ausrangieren der Clients zu
übernehmen. Matrix42 ist dabei sehr konsequent, weil es im aktuellen Release auch eine als "
End-of-Life-Management" bezeichnete Funktion anbietet. Damit lassen sich alle auf dem Client
gespeicherten Informationen löschen. Die Lösung entfernt das Client-System gegebenenfalls auch aus
dem Verzeichnisdienst. Dies ist sinnvoll, um "Karteileichen" im Client-Management zu vermeiden.
Ansonsten decken beide das übliche Spektrum an Funktionen ab, also neben dem genannten
OS-Deployment und der Softwareverteilung auch das Patch-Management, Remote Control,
Lizenzmanagement sowie die Inventarisierung. Altiris bietet als Add-on weitere Komponenten wie das
Asset-Management, die Verwaltung von Handhelds und die Migration von Desktop-Einstellungen zwischen
Systemen. Im Bereich des Asset-Managements hat Matrix42 noch eine Lücke. Die Funktionalität
beschränkt sich hier auf die Inventarisierung, die allerdings leistungsfähig und flexibel ist.
Dafür gehören sowohl das Handheld-Management als auch die Desktop-Migration zum Standardumfang von
Empirum.
Beide Hersteller leisten sich im Bereich Contract-Management (Vertragsverwaltung) eine Lücke:
Die intensive Verknüpfung der Client-Informationen mit betriebswirtschaftlichen Daten fehlt.
Dennoch muss man konstatieren, dass beide Lösungen eine breite Funktionsbasis bieten.
Beide Hersteller haben sich der Herausforderung einer Erweiterbarkeit ihrer Suiten gestellt. Altiris setzt hier auf seine EMA (Extensible Management Architecture), während Matrix42 mit gleich drei Ansätzen aufwartet: Neben dem Command Line Interface gibt es ein auf einer speziellen Datenbanktabelle basierendes Automations-Interface und zudem die - wenn auch wenig empfehlenswerte - Option, direkt auf die verwendete Datenbank zuzugreifen.
Beide Suiten sind auch auf große Umgebungen ausgelegt und unterstützen Konzepte mit mehreren Servern und Standorten. Besonders deutlich wird das bei Empirum Pro: Hier muss der Administrator bereits nach der Installation einen ersten Standort anlegen; pro Standort gibt es eigene Datenbanken - neben einer zentralen Datenbank für die Verwaltung der Gesamtstruktur.
Beide Lösungen lassen sich relativ einfach installieren. Der Prozess ist bei Empirum Pro noch
effizienter, weil die Suite trotz des vergleichbaren Funktionsumfangs deutlich schlanker ist – was
sich auch an den erforderlichen Hardwareressourcen zeigt. So liegt der Speicherbedarf des zentralen
Servers im Ruhezustand um mehrere hundert MByte unter dem der Altiris-Lösung.
Eine gute Dokumentation unterstützt die Installation von Empirum Pro. Hier irritiert allerdings,
dass der Administrator nach der Basisinstallation zunächst manuell die ersten Datenbanken
konfigurieren muss. Alle vom Autor bisher getesteten Client-Managementlösungen, die auf einer
Datenbank basieren, konnten dies automatisch auf Basis von Informationen aus einem Assistenten
erledigen. Allerdings ist dieser Schritt nicht sonderlich komplex. Gerade deshalb überrascht es,
dass ihn der Hersteller nicht weit gehend automatisiert hat.
Die Konfiguration erfolgt überwiegend über die Empirum-Management-Console. Diese
Windows-Anwendung ist sehr nützlich strukturiert und zählt definitiv zu den besseren Lösungen am
Markt. Alle wesentlichen Funktionen mit Ausnahme der VNC-basierenden Remote-Control-Lösung lassen
sich direkt dort administrieren. Die Re-mote-Control-Clients sind von hier aus verteilbar. Eine
weitere Ausnahme vom Funktionsumfang der Konsole ist das Anlegen zusätzlicher Standorte und die
Sicherheitskonfiguration. Diesen beiden Schritten dient die Anwendung DB Util, die Durchführung
erfolgt also direkt auf den von Empirum verwendeten Datenbanken.
Die Sicherheitskonfiguration ist lobenswert, da ein durchgängiges, sehr differenziertes
Sicherheitskonzept vorliegt. Kritik ist allerdings angebracht, weil die Implementierung sehr
technisch ist. Die Rollenbeschreibungen sind nicht intuitiv, sodass die Erarbeitung eines sauberen
und durchdachten Modells einigen Aufwand verursacht.
Relativ schwach ist das Patch-Management, bei dem sich Matrix42 auf Microsofts WSUS (Windows
Software Update Services) stützt. Damit beschränkt sich die Funktionalität auf Microsoft-Produkte.
Zudem ist WSUS eines der schwächeren Patch-Management-Tools auf dem Markt. Matrix42 hat die
Funktionalität aber sauber in die Konsole integriert und um einige wichtige Funktionen erweitert.
Dazu gehören eine differenzierte Steuerung über Patch-Klassen, die Option zur Verteilungssteuerung
über Ausnahmen und geordnet nach Zielsystemen sowie die Integration mit dem Empirum-Agenten auf den
Zielsystemen.
Die in der Version 6.0.5 getestete Altiris Client Management Suite unterscheidet sich schon bei
der Installation deutlich vom Matrix42-Pendant. Auch hier handelt es sich um eine integrierte
Lösung, bei der allerdings – wie eingangs erwähnt – einige wichtige Komponenten fehlen, die von
Altiris als Add-ons verfügbar sind. Die Suite ist als Zusammenfassung einer Vielzahl von
Einzellösungen entstanden, die sich jedoch über die webbasierende Altiris-Konsole gut nutzen
lassen. Interessant ist, dass der Administrator weitere Module direkt über die Konsole installieren
kann. Dennoch ist der Ansatz von Altiris nicht der Weisheit letzter Schluss, da die Konsole sehr
hohe Hardwareanforderungen stellt: Der Verwaltungsserver, über den die Konsole aufgerufen wird,
sollte selbst in Testumgebungen mindestens 1 GByte Hauptspeicher aufweisen, um sich einigermaßen
gut verwenden zu lassen.
Ansonsten ist auch hier der Installationsvorgang einfach zu bewältigen. Gut gefällt die Prüfung
der Hardware- und Softwarevoraussetzungen. Die Suite benötigt unter anderem ASP Dotnet. Ein paar
Schritte in der Installation sind auch hier nicht intuitiv, aber gut zu bewältigen. Etwas lästig
ist allerdings, dass die Lösung Probleme mit den Mechanismen zum Schutz vor potenziell gefährlicher
Software beim Windows Server 2003 Service-Pack 1 hat.
Verglichen mit der Vorgabe von Matrix42 ist die Planung aufwändiger: Der Administrator muss die
Struktur sehr genau konzipieren. Im Mittelpunkt stehen die zentrale Konsole und der Notification
Server, der die Informationen von allen anderen Systemen konsolidiert.
Die Konsole selbst überzeugt durch ihre Struktur und die Erweiterbarkeit. Allerdings stößt der
Browser-basierte Ansatz trotz Verwendung aktiver Komponenten schneller an seine Grenzen als der
Windows-Client von Matrix42. Insgesamt lassen sich aber auch hier alle wichtige Funktionen
praxisgerecht nutzen. Beim Packaging hat Altiris den Vorteil, dass inzwischen
Paketierungsspezialist Wise zum Unternehmen gehört. Entsprechend umfassend sind die
Packaging-Funktionen im Wise Toolkit, das direkt in die Konsole eingebunden ist.
Beide Suiten verfügen über eine insgesamt vergleichbare Funktionalität. Dazu gehören neben den
genannten Grundfunktionen auch Aspekte wie das Bandbreitenmanagement oder die Verwendung einer
Datenbank für die Speicherung aller Informationen. In den Details bestehen natürlich Unterschiede.
Bei Empirum muss der Systemverwalter den Mobile Agent explizit einrichten. So profitiert Altiris
von den vielen eigenen Lösungen, während sich Matrix42 teilweise eher auf Add-ons wie VNC stützt.
Zusätzlich ist auch Empirum Remote Control als kostenpflichtiges Add-on erhältlich.
Beide Hersteller unterstützen die Integration mit Verzeichnisdiensten. Altiris fokussiert dabei
auf die Schnittstelle zum Active Directory, während Matrix42 mit einer generischen
LDAP-Schnittstelle arbeitet. Diese kann neben dem Zugang zum Active Directory beispielsweise auch
für die Ankopplung an das Novell Edirectory Verwendung finden.
Ebenso ähneln sich die Angebote auch in ihren Schwächen. Workflow-Funktionen vermisst man bei
beiden Suiten ebenso wie eine Lösung für das Contract-Management. Empirum kann dafür mit sehr guten
Schnittstellen zu den führenden Helpdesk-Lösungen von Remedy und Peregrine überzeugen. Einfache
Software-Kiosks (Selbstbedienungsschnittstellen) bieten ebenfalls beide Hersteller. Interessant
ist, dass sowohl Altiris als auch Matrix42 das heterogene Umfeld im Blick haben: Beide unterstützen
Linux-Systeme. Die Verwaltung von Handhelds ist bei Altiris ein Add-on, während sie bei Matrix42
zum Standardumfang gehört.
Matrix42 berechnet für Empirum Pro 2005 bei 100 Anwendern 110 Euro pro Lizenz, bei 1000
Anwendern 89,50 Euro pro Lizenz. Die Altiris Client Management Suite 6.0.5 schlägt in beiden Fällen
mit 92 Euro pro Arbeitsplatz zu Buche. Upgrades für ein Jahr sind enthalten.
Matrix42 zeigt, dass es neben großen Namen wie SAP noch weitere Softwarehersteller in
Deutschland gibt (nicht zuletzt auch Matrix42-Mitbewerber Enteo), deren Lösungen auf dem Weltmarkt
absolut konkurrenzfähig sind. Empirum Pro hat zwar seine Schwächen wie zum Beispiel die manuelle
Konfiguration der Datenbank, ist aber insgesamt eine durchdachte und ausgereifte Lösung. Seine
Position als Spätstarter im Client-Managementmarkt hat das Unternehmen gut genutzt, um eine
einheitliche, datenbankbasierte Architektur und damit eine leistungsfähige Lösung zu realisieren.
Matrix42 hat die Integrationsherausforderung gut gelöst und bietet eine sehr interessante Lösung
für das Client-Management an.
Altiris wartet mit dem deutlich schwergewichtigeren Produkt auf, das eindeutig nur für größere
Netzwerke geeignet ist. Den Einsatz von Empirum Pro kann man sich dagegen auch in kleineren
Umgebungen vorstellen. Hinzu kommt, dass einige Komponenten nicht zur Altiris-Suite gehören, die
per Add-on hinzuzufügen sind. Trotz dieser Kritik hat Altiris mit seiner Client Management Suite
eine interessante Lösung, die ebenfalls überzeugen kann.
Die Matrix42-Lösung hat die intuitivere zentrale Managementkonsole und gefällt insgesamt im
Vergleich etwas besser. Beide Anbieter können sich zu den interessanteren Unternehmen im
Client-Managementmarkt zählen, neben Herstellern wie Landesk, Enteo oder auch Brainware. Sie
verdienen es auf jeden Fall, in eine umfassende Evaluierung einbezogen zu werden. Eine solche
Evaluierung ist gerade in diesem Marktsegment auf jeden Fall erforderlich – schon aufgrund der
Komplexität.
Beide Anbieter haben aber, wie die fehlenden Funktionen beispielsweise bezüglich Workflows
zeigen, auch noch genug Bereiche, in denen sie ihre Angebote verbessern können. Denn noch sind
beide Lösungsansätze stark Tool-orientiert und bieten noch keine so umfassende
Prozessunterstützung, wie es wünschenswert wäre.