Die seit nunmehr sieben bis acht Jahren am Markt verfügbare VoIP-Technik, die auch in den Unternehmensnetzen künftig durchgehend zum Einsatz kommen soll, kämpft nach wie vor mit den Altlasten von 40 Jahren "historischer" Telekommunikation. Dies sind die aktuellen Erfahrungen der Unternehmensberater des Deutschen Verbandes für Post, Informationstechnologie und Telekommunikation e.V. (DVPT, www.dvpt.de).
Die vorhandene Infrastruktur sowie historisch gewachsene Anforderungen erschwerten in vielen Fällen einen Vollausbau mit VoIP in den Unternehmen. "In der Realität können dadurch nur bis zu zwei Drittel aller Anschlüsse mit VoIP umgesetzt werden", resümiert Hans Joachim Wolff, Leiter des Bereichs Unternehmensberatung des DVPT. Auch machten in vielen Fällen nicht vorhandene oder nicht ausreichende Verkabelungen einen Ausbau bis in den letzten Winkel des Unternehmens zum Teil sehr teuer. Nicht zuletzt harmonierten die verschiedenen auf dem Markt befindlichen VoIP-Produkte oft nicht wie gewünscht mit der in den Unternehmen vorhandenen IT-Landschaft, oder es werde die genaue Kompatibilität vorher nicht ausreichend geklärt.
Investitionen in VoIP rechneten sich kaum, wenn damit nur die klassische Sprachtelefonie ersetzt werden solle. Das volle Einsparpotenzial liege darin, sämtliche Informationen und Dienste über ein einheitliches IP-Netz und ein einheitliches Protokoll laufen zu lassen. "Viele Unternehmen treffen ihre Entscheidungen für ihre IT-Infrastruktur immer noch getrennt von der VoIP-Implementierung. Dadurch entstehen immer wieder kostspielige Nachbesserungen während der Installation, die den laufenden Geschäftsbetrieb zum Teil erheblich einschränken können", berichtet Wolff und warnt daher vor übereilten Anschaffungen: "Gerade weil die IP-Kommunikation auch im Bereich Sprache die Zukunft ist, muss ein Wechsel heute gut geplant und durchdacht sein, sonst ist der Kostenrahmen im Nachhinein schnell gesprengt." Der DVPT empfiehlt vor neuen Anschaffungen oder Vertragsabschlüssen eine genaue Analyse von Bedarf und Netzvoraussetzungen, zum Beispiel mittels eines VoIP-Audits, den der DVPT als herstellerunabhängige Anwender-Interessenvertretung anbietet. Durch die Konvergenz der Bereiche muss die Kommunikation des Unternehmens laut DVPT grundsätzlich auf den Prüfstand gestellt werden. Es gehe darum, die Kommunikation der Zukunft besser in die Unternehmensprozesse zu integrieren.
LANline/pf