Fujitsu kämpft um Blade-Markt

"Dynamic Cube" bringt Würfel neu ins Rollen

22. Juli 2009, 22:00 Uhr | Stefan Mutschler/pf

Blade-Systeme haben Konjunktur. Vor allem ihre Vorzüge in Sachen Energieverbrauch und Virtualisierung spielen den dicht gepackten Einschub-Servern, -Speichern und -Switches in die Karten. Mit seinem "Dynamic Cube" schickt Fujitsu Technology Solutions jetzt eine komplette Neuentwicklung ins Rennen, die in genau diesen Punkten besonders glänzen und damit neue Kundschaft anziehen soll.

Blades sind ein lukrativer Zukunftsmarkt. Bis 2012 sollen Blade-Server einer IDC-Studie zufolge einen Anteil von 20 Prozent am Gesamt-Server-Markt gewinnen - dies wäre eine Verdoppelung zu 2008. Mit Cisco hat die Szene erst vor kurzem einen neuen potenten Player bekommen, auf einem Markt, den bisher HP, IBM und Dell in weiten Teilen dominieren. Fujitsu (damals noch als Fujitsu Siemens Corporation) lag laut IDC 2008 im globalen x86-Ranking auf Platz vier - mit vier Prozent Marktanteil aber auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Nun eingebettet in den fast 48 Milliarden Dollar (Jahresumsatz 2008, ohne FSC) starken Fujitsu-Konzern will Fujitsu Technology Solutions - so der neue Name - seinen Anteil bereits bis 2010 auf sieben und bis 2012 auf sogar zehn Prozent ausbauen.

Die "Wunderwaffe", mit der Fujitsu seit wenigen Wochen die Aufholjagd gestartet hat, nennt sich "Dynamic Cube" beziehungsweise "Primergy BX900", wie die offizielle Bezeichnung der Modellserie lautet. Das neue Blade-System kommt mit einigen technischen Finessen, die vor allem im Hinblick auf den Einsatz in Clouds überzeugen sollen. Dazu zählen etwa ein völlig neu entwickeltes Stromversorgungs- und Lüftungskonzept, ein siloübergreifendes, dynamisches Virtualisierungskonzept sowie ein Design, das Verfügbarkeit und Skalierbarkeit auf ein höheres Niveau heben soll. Das bisherige Blade-System "BX600" soll parallel weiter vermarktet werden, wenngleich es außer seiner Reife und dem günstigeren Preis kaum noch Argumente dafür gibt. Zudem existiert keinerlei Migrationspfad von alt nach neu: Der Cube ist komplett anders aufgebaut und in keiner Weise mit dem Vorgänger kompatibel. Technisch ähnelt der Cube sogar eher dem "Matrix"-Blade-System von Konkurrent HP - immerhin ist der Vorlieferant (Hersteller des Roh-Chassis) der gleiche. Auch hier gibt es aber - selbstredend - keinerlei Kompatibilität. Sehr wahrscheinlich wird Fujitsu die Entscheidung, sich hausintern zwei völlig unterschiedliche Blade-Linien zu leisten, schon bald überdenken müssen. Der Zeitpunkt hängt sicher davon ab, wie schnell es gelingt, eventuelle "Kinderkrankheiten" des neuen Cubes in den Griff zu bekommen.

Eines der Glanzstücke im neuen Blade-Enclusures sieht Fujitsu im Lüftungskonzept "Cool-safe", das den Klimatisierungsbedarf signifikant senken soll. Eine wichtige Rolle spielen hier unter anderem neuartige Netzteile, die über das gesamte Lastspektrum einen Wirkungsgrad von mehr als 90 Prozent haben sollen. Netzteile und Lüftung sind anders als sonst in Blade-Systemen üblich direkt in die Blade-Schächte integriert - durch ein neues Steckerkonzept aber dennoch im laufenden Betrieb austauschbar. Der Vorteil ist hier ist ein Raumgewinn, den Fujitsu in Form von zwei weiteren Nutzeinschüben (hier 18 im Vergleich zu sonst üblichen 16) umsetzt. Hinzu kommen spezielle Server-Management-Funktionen wie zum Beispiel die des Power-Consumption-Managements "Serverview", die Unternehmen die Möglichkeit bieten sollen, ihre Stromkosten jährlich um mehrere tausend Euro pro Blade-Chassis zu reduzieren.

In ein BX-900-Gehäuse mit zehn Höheneinheiten passen 18 Dual-Sockel-Server mit derzeit insgesamt bis zu 144 Prozessorkernen (mit den aktuellen Quad-Core-Xeon-Prozessoren von Intel, auch die sechskernigen Nachfolger sollen später verbaut werden können), 18 DIMMs (Dual Inline Memory Module - für insgesamt bis zu 2,59 TByte Arbeitsspeicher) und sechs Storage-Blades mit je bis zu 1,2 TByte Kapazität. Die 28 Lagen starke Midplane bietet 18 x 16 I/O-Pfade mit einer Bandbreite von bis zu 6,4 TBit/s. Fujitsu sieht die neue Blade-Technik auch als ideale Basis für seine Infrastructure-as-a-Service-Dienste. Vor Cisco hat Fujitsu keine Angst: "Auch wenn das ein sehr großes Unternehmen ist - der Einstieg in den Server-Markt ist kein Pappenstiel", so Bernd Wagner, Senior Vice President Region Germany bei Fujitsu Deutschland. "Technisch bieten auch wir schon länger den siloübergreifenden Virtualisierungs- und Management-Ansatz, auch da müssen wir uns nicht fürchten."


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