Kopfnuss

Eine nigelnagelneue Steckdosenleiste!

24. März 2016, 15:54 Uhr | Lars Bube

Auch wenn die alte Weisheit uns gebietet, einem geschenkten Gaul nicht ins Maul zu schauen, belehrt uns die harte Realität bei Verlosungen immer wieder eines Besseren. Nicht jeder Gewinn ist eben auch für jeden Gewinner gemacht.

Vergangene Woche auf der CeBIT wurde uns wieder klar, wie undankbar die auf solchen Technologiebasaren gerne veranstalteten Produktverlosungen sein können. Kaum hatte dort der Messestandschreier eine interessierte Zuschauerschar mit formidablen Gewinnversprechen angelockt, gingen auch schon die ersten Anheizerpreise an die glücklichen Gewinner. Also jene vielleicht nicht ganz so spektakulären, aber dennoch für jeden Technikfan definitiv attraktiven Gewinne, welche die Spannung auf die eigentliche Hauptpreisverlosung erhöhen sollen. Eine jugendliche Messebesucherin, der man ansah, dass sie sich durchaus regelmäßig auf der Gewinnerseite im Leben wiederfindet, wurde an dieser Stelle auf die Bühne des Messe-TV-Studios gebeten, um ihren Preis in Empfang zu nehmen – eine äußerst smarte Steckdosenleiste mit ausgefeilten Funktionen und praktischer WLAN-Steuerungsoption.

Die Gewinnerin machte angesichts des unverhofften Gewinns allerdings eher ein Gesicht wie seinerzeit Gisela Schneeberger als sie der legendäre Monaco Franze in der gleichnamigen legendären Fernsehserie mit einem Stück Seife als Abschiedsgeschenk abservierte: »Eine Seife? Du schenkst mir eine Seife?« stotterte die Schneeberger in der unvergessenen Szene fassungslos in die Kamera.
»Eine Steckdosenleiste? Ich habe eine Steckdosenleiste gewonnen?«, stotterte die Gewinnerin auf der CeBIT verdutzt in die Messe TV-Kamera. Der Gewinnspielmoderator war eifrig bemüht, die glückliche Lossiegerin zu überzeugen, dass es sich um eine hochwertige, hochintelligente Steckdosenleiste handele, mit der sie künftig beispielsweise Garagentore und Waschmaschinen über das Smartphone an und ausschalten könne. »Mit der Steckdosenleiste?«

Womöglich könnten CIA und andere Organisationen über die intelligente Verbindung von Leiste und Smartphone sogar den jeweiligen Nutzer an- und ausschalten – wer weiß das heute schon? »Mit der Steckdosenleiste?«
Dieser Gewinn wurde für die Dame – leider– nicht werthaltiger angesichts der Tatsache, dass die folgenden Gewinner als Hauptpreise schicke Smartphones und Tablet-PCs absahnten. Die Steckdosengewinnerin lümmelte gezwungenermaßen noch eine Weile in der »Winner Area« auf der Bühne herum und luhrte neidisch auf die anderen Preise. Nachdem das finale Siegerfoto endlich im Kasten war, entfleuchte sie schleunigst zwischen den Messebesuchermassen – mit der Steckdosenleiste.

Jetzt fragen wir uns natürlich, was aus ihr und ihrem Gewinn geworden sein mag. Hat sie sich, neugierig geworden auf die Versprechungen des intelligenten, vernetzten Zuhauses, doch noch ausführlich mit dem Preisgewinn beschäftigt und ihm späte Würdigung zuteilwerden lassen? Oder fristet das hochwertige Smart Home-Produkt nun ein trauriges Dasein in der Zimmerecke einer Studenten-WG? In diesem Fall würden sich sicherlich zahlreiche Leser finden, die dem unterschätzten Gerät nur allzu gerneein neues liebevolles Zuhause geben und sichdiebisch daran erfreuen würden, dass sie ihren Mitbewohnern/innen vom Sofa aus den Mixer, die Waschmaschine und das Licht ausknipsen können.


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Matchmaker+