2X Thinclientserver und Loadbalancer im Test

Erweiterungen für den Terminalserver

1. März 2006, 0:15 Uhr | Dieter Simkes/wg

Das Interesse an Server-based Computing (SBC) steigt stetig, bedingt durch Vorteile wie die zentrale Verwaltung von Hard- und Software, die Verringerung der "Turnschuhadministration" und hohe Kosteneffizienz. Microsoft hat mit dem Terminalserver unter Win-dows 2003 eine solide SBC-Plattform geschaffen. Einige Hersteller bieten Lösungen, um noch bestehenden Defizite dieser Plattform zu beheben. Hier stehen die Tools von 2X auf dem Prüfstand.

2X Software mit Niederlassungen in Deutschland, Großbritannien, Zypern und Malta entwickelt seit
2004 Software für das Server-based Computing. Das Portfolio besteht aus der Eigenentwicklung 2X
Thinclientserver und den durch Zukauf erworbenen und weiterentwickelten Werkzeugen
Applicationserver, Loadbalancer und Secure RDP. Auf der Website von 2X stehen voll funktionsfähige
30-Tage-Testversionen zum Download bereit. Schade, dass diese ebenso wie die Handbücher nur auf
Englisch vorhanden sind. Allerdings arbeitet der Anbieter an der Übersetzung, die demnächst
verfügbar sein soll.

Wichtig für den Anwender ist die Support-Frage. Neben dem englischsprachigen FAQ auf der Website
enthält jedes Tool nach einer Registrierung einen kostenfreien Installations-Support per E-Mail für
einen Zeitraum von 30 Tagen. Wer mehr haben will, kann zwischen E-Mail-Support für ein Jahr zum
Preis von 100 Euro und einer Variante für 250 Euro mit zusätzlichem Telefon-Support wählen.

Installiert und getestet haben wir alle Tools in einer Testumgebung mit zwei
Windows-2000-Servern, einem davon mit Terminalservices und Citrix Metaframe XP, einem
Windows-2003-Server mit Terminalservices, fünf aktuellen Windows-Clients mit Windows 2000/XP, Thin
Clients von Neoware und Levigo, einem Notebook mit GPRS-/UMTS-Karte und zwei alten
Pentium-266-MHz-Rechnern ohne Festplatten. Ein Small-Business-Server 2003 Standard stellte das
Active Directory bereit. Die Internetanbindung erfolgte über T-DSL 3000 in Verbindung mit Mobilfunk
über GPRS/UMTS.

Zentrale Thin-Client-Verwaltung

Der 2X Thinclientserver dient der zentralen Verwaltung der Thin-Client-Hardware und der
Verbindung zu Terminalservern. Zudem erlaubt es das Tool, PCs zu Thin Clients umzuwandeln. Die
Serverkomponente ist als Windows- oder Linux-Version erhältlich. Als Systemvoraussetzung für die
Windows-Version nennt 2X einen Rechner mit Windows 2000/2003 Server oder Windows 2000/XP,
800-MHz-Prozessor und 256 MByte RAM. Der Hersteller empfiehlt ein Linux-System mit Red Hat
Enterprise 3 oder Suse 9.x.

Die verschiedenen Clients – selbst ältere PCs ab 200 MHz Pentium MMX mit 32 MByte RAM – laden
das Linux-basierte Betriebssystem Thinclient-OS 2.0 über das Netzwerk per PXE oder Etherboot,
wahlweise auch von CD-ROM oder Festplatte. Anschließend nehmen sie mit dem Thinclientserver Kontakt
auf und erhalten nach einer Authentifizierung durch den Anwender die vorher festgelegten
verbindungs- und hardwarespezifischen Einstellungen. Die Verwendung eines eigenen Betriebssystems
sorgt für Herstellerunabhängigkeit bei Thin Clients und PCs. Das 2X-eigene OS war für alle in
unserem Test vorhanden Geräte verwendbar. Ein Software-Update ließ sich durch die zentrale
Verteilung schnell realisieren. Thin oder Fat Clients mit anderen Betriebssystemen lassen sich mit
dem 2X-Werkzeug aber nicht administrieren.

Die Installation des Thinclientservers auf dem Testsystem, einem Windows 2000 Server mit
1-GHz-Pentium-III-CPU und 512 MByte RAM, verlief reibungslos. Alle Installationsschritte waren
detailliert in der Dokumentation beschrieben. Der Verwaltung dient eine Weboberfläche. Als Basis
installierten wir Apache, TFTP und My SQL. Nach zirka einer Stunde Arbeit waren auch mehrere
Client-Systeme eingebunden. Die Kopplung an das Active Directory gelang sofort, Einstellungen für
Verbindungen und Hardware gab die Managementwebseite vor. Anstandslos übernahmen die Clients die
Angaben. Für den Zugriff auf Terminalserver stehen die Protokolle RDP (Microsoft), ICA (Citrix) und
NX (Noma-chine) zur Verfügung. Lokale Drucker und Datenträger konnten wir nutzen. Der 2X
Thinclientserver bietet die Option einer Protokollierung der Clients, damit der Administrator
Anmeldevorgänge oder Fehler auf den Client-Systemen kontrollieren kann. Leider sind allerdings
Fernzugriffe auf die Clients und damit auch deren Fernsteuerung nicht möglich.

Seamless Windows

Der Zugriff auf einen Windows-Terminalserver stellt dem Benutzer nur einen Desktop zur
Verfügung. Entfernte Anwendungen lassen sich nicht nahtlos auf einem lokalen Desktop integrieren.
Eine Lösung für dieses Problem bietet der 2X Applicationsserver für Windows. Systemseitig erfordert
dies einen Windows-2000/2003-Server beziehungsweise einen Advanced- oder Enterprise-Server mit
aktivierten Terminalservices.

Die Testinstallation auf einem Win-dows-2000- und einem Windows-2003- Server bereitete auch hier
keine Probleme, die Installation des Client-Moduls war ebenfalls schnell abgeschlossen. Die
bereitgestellten Applikationen – im Testszenario die Microsoft-Office-Anwendungen und eine
5250-Emulation – erschienen dem Benutzer wie lokal installiert; der Datenaustausch durch Kopieren
und Einfügen zwischen einer lokalen und einer Remote-Anwendung funktionierte einwandfrei. Die
Integration ins Active Directory erlaubt die Zuweisung von Zugriffen durch die einfache Auswahl von
Benutzern, Gruppen, Organisationseinheiten oder IP-Adressen. Zurzeit unterstützt das Tool nur
Windows-Clients. Zum Ende des ersten Quartals 2006 sollen aber Client-Versionen für Mac- und
Linux-Rechner hinzukommen, damit auch diese Benutzer Zugriff auf Windows-Anwendungen erhalten.

Gerade wenn Ausfallsicherheit gefordert wird, sollte jeder Terminalserver redundant ausgelegt
sein und zusätzlich eine intelligente Lastverteilung zum Einsatz kommen. Microsofts
netzwerkbasiertes Load Balancing (NLB) und vor allem das Wiederherstellen unterbrochener Sitzungen
gibt hier häufig Anlass zur Kritik. Eine interessante Erweiterung des Terminalservers ist der 2X
Loadbalancer für Windows-Terminalservices. Während Microsofts NLB Anfragen unabhängig von der
Serverauslastung verteilt, wertet der Loadbalancer die Verfügbarkeit der Ressourcen aus. Dazu prüft
er zuerst, ob der Terminaldienst überhaupt aktiv ist. Danach fragt er Werte wie die CPU-Auslastung,
die Anzahl der Verbindungen und die Speicherauslastung ab. Erst danach weist er eine Session dem am
geringsten beanspruchten Terminalserver zu.

Anders als mit Microsofts Ansatz erfordert dies ein zusätzliches System. Dazu empfiehlt 2X einen
Rechner mit 1-GHz-Pentium-III-CPU und 512 MByte RAM. Für den Test richteten wir den Loadbalancer in
Verbindung mit einem Windows-2003- und einem Windows-2000-Server mit Citrix Metaframe ein. Auf
beiden Terminalservern installierten wir den Loadbalancer-Agent. Für den Zugriff aus dem Internet
durch mobile Benutzer wählten wir den Gateway-Modus. Dies bietet den Vorteil, dass nur dieser
Gateway-Rechner nach außen bereitgestellt wird und die Terminalserver verborgen bleiben.

Die anschließenden Tests bestätigten die Angaben von 2X: Das Tool stellte unterbrochene
Sitzungen – mit GPRS- und UMTS-Verbindungen leicht zu realisieren – auf dem richtigen Server wieder
her. Abwechselnd haben wir auf den Terminalservern Sitzungen mit rechen- und speicherintensiven
Videobearbeitungen gestartet und die Anzahl der Verbindungen variiert. Die Verteilung der Last
funktionierte tadellos.

Blockieren von RDP-Verbindungen

Als viertes Werkzeug bietet 2X das kostenlose 2X Secure RDP für Windows Terminalservices. Es
zielt auf den Schutz von Terminalservern: Der Administrator kann eingehende RDP-Verbindungen
abhängig von der IP- oder MAC-Adresse, dem Rechnernamen, der Client-Version oder der Uhrzeit
zulassen oder blockieren. Sinnvoll ist der Einsatz bei Windows-2000/2003- Servern, die im
Remote-Administration- oder Application-Server-Modus laufen.

Die Preisgestaltung ist für jedes Produkt einzeln geregelt, ein Paketpreis ist nicht vorgesehen.
Der Preis für den 2X Thinclientserver richtet sich nach der Anzahl der Clients und beginnt bei 495
Euro für bis zu 25 Clients. Die Anzahl der gleichzeitigen, parallelen Verbindungen pro Server dient
als Berechnungsgrundlage beim Applicationserver. Zehn gleichzeitige Verbindungen kosten 495 Euro.
Der Loadbalancer kostet für zwei Server 350 Euro.

Fazit

Jedes der 2X-Tools kann eine nützliche Alternative beziehungsweise Ergänzung zum
Windows-Terminalserver darstellen. Sehr angenehm aufgefallen ist die einfache Ins-tallation und
Verwaltung. Den guten Eindruck trübte der Umstand, dass die Programmversionen und die – wenn auch
sehr ausführlichen – Dokumentationen nur auf Englisch vorhanden sind. Beim 2X Thinclientserver
fehlte die Möglichkeit des Fernzugriffs auf und der Fernsteuerung von Clients. Intelligente
Zusatzlösungen für das zentrale Management von Terminalservern und für das SBC-Druckmanagement
bietet 2X leider ebenso wenig wie eine einheitliche Verwaltungsoberfläche für seine Tools.

Info: 2X Software Tel.: 069/710456-424 Web: www.2x.com


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