CRN-Interview mit Lisa Wölk von Transtec

»Es muss in Projekten gedacht werden«

2. Dezember 2015, 15:38 Uhr | Timo Scheibe
Lisa Wölk ist Business Development Manager IoT/Industrie 4.0/Cloud bei Transtec
© Transtec

Im Gespräch mit CRN erklärt Lisa Wölk, Business Development Manager IoT/Industrie 4.0/Cloud bei Transtec, welche Sicherheitsrisiken und Herausforderungen mit der Umsetzung von Industrie 4.0 einhergehen und wie sie die Rolle des Channels dabei einschätzt.

CRN: Wie weit ist die deutsche Industrie Ihrer Meinung nach schon mit Industrie 4.0? Welche Branchen sind vorn mit dabei, welche haben noch Nachholbedarf?

Lisa Wölk: Großkonzerne sind die Vorreiter der vierten industriellen Revolution. Nachholbedarf besteht vor allem im Mittelstand und bei kleineren Betrieben. Hierbei sind kleinere, wenig aufwendige Einstiegslösungen zu Industrie 4.0 gefragt, da große Projekt den Rahmen des Möglichen sprengen.

Laut einer aktuellen Studie des BMWI verfügen nur 23,4% der befragten Unternehmen über eine automatisierte Produktion. Der Reifegrad digitaler Geschäftsmodelle ist momentan vor allem in den Bereichen Medien und Handel schon sehr hoch, die Produktion muss hier jedoch noch nachziehen. Beim Wandel der Wertschöpfungskette gilt die Automation als treibende Kraft. Die deutsche Industrie ist sehr stark in den Bereichen Sensorik, Robotik, innovative Produktionssysteme und Logistik – der zukünftige Ansatz muss sein, dass diese Bereiche miteinander vernetzt werden.

CRN: Aus welchen Gründen setzen Unternehmen auf Industrie 4.0, wer treibt die Einführung innerhalb der Unternehmen in der Regel voran?

Wölk: Der vorrangige Vorteil von Industrie 4.0 ist die steigende Effizienz durch Vernetzung von Produkten und Maschinen, während gleichzeitigt Kosten und Ressourcen gespart werden. Des Weiteren lassen sich neuartige Geschäftsmodelle und große Optimierungspotenziale erschließen. Durch intelligente Überwachung der Produktion bekommen Firmen einen besseren Überblick über ihre Prozessabläufe und können so schneller auf Änderungen im Markt reagieren. Unternehmen setzen auch auf Industrie 4.0 um Daten, die in ihren Geschäftsprozessen anfallen, zu analysieren und damit vorhersagend zu nutzen.

Laut Umfragen und Einblicken in die Situationen bei unseren Kunden ist, vor allem im Mittelstand, das obere und mittlere Management der maßgebliche Treiber von Industrie 4.0 Themen. Sie werden jedoch zur Umsetzung an die IT-Abteilungen weitergegeben. Das liegt vor allem daran, dass die IT-Abteilungen die Verantwortung der Datenverwaltung haben und nun auch die Daten der Produktionshallen auswerten sollen.

CRN: Welche Sicherheitsrisiken gehen mit Industrie 4.0 einher?

Wölk: Die größten Sicherheitsrisiken in Industrie 4.0 sind der Missbrauch und der unbefugte Zugriff auf Anlagen, Produkte und insbesondere auf das Know-how sowie die enthaltenen Daten. Im Zuge der Digitalisierung der Industrie werden noch mehr unterschiedliche Hersteller und Betreiber Einfluss und Zugriff auf die Produktionshallen haben, hierbei muss eine passende, zuverlässige und wirtschaftliche Lösung zum Schutz der Daten und des digitalen Prozess-Know-hows gewährleistet werden.

CRN: Wo liegen die größten Herausforderungen?

Wölk: Besonders die Vernetzung von Maschinen mit mobilen User Devices wird aus der Sicherheitsperspektive eine große Herausforderung werden. Auch die große Menge von Daten, die durch die Digitalisierung anfallen muss sicher aufbewahrt und verarbeitet werden können. Eine weitere Fragestellung wird auch sein, wer die Daten aus der Maschine nutzen darf – der Enduser, der Hersteller oder beide?

CRN: Lassen sich die aus der IT bekannten Sicherheitskonzepte einfach auf Industrieanlagen übertragen?

Wölk: Die IT-Sicherheit in der Industrie ist in den Grundsätzen sicherlich ähnlich zu behandeln wie die aus der klassischen IT. Neu sind allerdings zusätzliche Protokolle, die in der IT-Welt bisher kein Thema waren und ebenfalls abgesichert werden müssen. Viele Systeme und Konzepte sind darauf ausgelegt, viele Daten in Echtzeit auch an cloudbasierte Lösungen zu übertragen – sei es zur Analyse und Auswertung oder auch einfach für die langfristige Speicherung im Falle der Archivierung.


  1. »Es muss in Projekten gedacht werden«
  2. »Die richtigen Fragen beim Kunden stellen«

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