Mit der Version 7 soll Groupwise sowohl die Linux-Strategie von Novell vorantreiben als auch Exchange-Anwender abwerben. Entsprechende Änderungen umfassen unter anderem einen überarbeiteten MAPI-Konnektor und Anpassungen der verschiedenen Clients.
Seit Mitte August ist Groupwise in der Version 7 allgemein verfügbar. Novell liefert die
Collaboration-Lösung mit Suse Linux Enterprise Server 9 aus und reklamiert als
Alleinstellungsmerkmal im Vergleich zu IBM und Microsoft – den beiden großen Anbietern in diesem
Markt – eine durchgängige Linux-Lösung, dies sowohl im Front- als auch im Backend. Die Groupware
läuft natürlich auch auf Netware und Windows.
Viele der Neuerungen haben vor allem die Anwender von Microsoft Exchange im Visier. Der
Zeitpunkt ist günstig, denn die Redmonder haben zum Ende des Jahres den Support für Exchange 5.5
aufgekündigt. Die Anwender müssen entscheiden, ob sie ein Update wollen, das sie dazu zwingt, auch
Active Directory einführen. Damit Migrationswillige beim Umstieg auf die Novell-Lösung ihren
Outlook-Client behalten können, liefert Groupwise 7 einen überarbeiteten MAPI-Konnektor (Messaging
API). Damit kann das Microsoft-Frontend auf E-Mail, Kontakte, Aufgabenlisten und Kalender im
Novell-Backend zugreifen. Doch im Vergleich zum eigenen Windows-Client ist der Funktionsumfang
eingeschränkt: Beispielsweise werden die so genannten Public Folders nicht unterstützt, und auch
die Instant-Messaging-Komponente funktioniert nur eingeschränkt. Den eigenen Windows-Client haben
die Netzwerker für die Version 7 ebenfalls erweitert, auch gibt es Verbesserungen hinsichtlich der
Bedienungsfreundlichkeit. Der Nutzer kann nun parallel mehrere Kalender etwa für verschiedene
Projekte führen. Die Instant-Messaging-Komponente ist um die so genannte "Presence Awareness"
-Fähigkeit erweitert. Das heißt, der Nutzer lässt sich anzeigen, ob beispielsweise der Absender
einer E-Mail online ist, um dann mit ihm per Instant Messaging zu kommunizieren. Allerdings ist
diese Möglichkeit auf die unternehmensinterne Kommunikation beschränkt. Auf einer persönlich
konfigurierbaren Startseite kann sich der Anwender in mehreren Sichten die für ihn wichtigen
Informationen wie etwa eine Tagesübersicht über Kalender, Aufgabenlisten und ungelesene Mail
anzeigen lassen. Die größten Änderungen hat laut Aussagen von Novell der Web-Client erfahren. Er
kommt nun ebenfalls mehr im Windows-Look-and-Feel daher und unterstützt unter anderem Aktionen über
Drag and Drop. Schließlich haben die Utaher noch einen Java-Client für Linux, Windows oder Mac OS
im Angebot sowie den vor zwei Jahren mit Ximian erworbenen und überarbeiteten Linux-Client namens "
Evolution". Die Datensynchronisation mobiler Geräte mit Windows Mobile oder Palm OS soll ein
eigenes Tool "PDA Connect" erledigen.
Version 7 unterstützt die Standardschnittstelle SOAP (Simple Object Access Protocol).
Infolgedessen ist der Zugriff auf Serverfunktionen über Webservices möglich. Die
Collaboration-Lösung lässt sich mit anderen Anwendungen kombinieren. Exchange-Kunden lockt
zusätzlich ein kostenloses Migrationsprogramm für Groupwise 7. Zudem erhalten Anwender von Exchange
oder Lotus Notes für eine begrenzte Zeit ein spezielles Upgrade-Angebot für eine einzelne
User-Lizenz von 49 Dollar.
Novell will sich nun offensichtlich ganz auf das Flaggschiff Groupwise 7 konzentrieren, denn das
Unternehmen hat seine weiteren Collaboration-Produkte abgegeben. Zum einen geht es um Netmail,
einer leichtgewichtigen, auf Standards beruhenden Lösung, die für einfachere Aufgaben im Bereich
E-Mail und Calendaring geeignet ist. Diese hat das Unternehmen vor einem halben Jahr an das
Open-Source-Projekt Hula übergeben. Das zweite betroffene Produkt ist Open Xchange, der von Suse
und Netline entwickelte Groupware-Server. Er ging an Netline zurück, wird aber auch von Novell
weiter vertrieben. Eine Roadmap für die Weiterentwicklung von Groupwise ist bereits vorhanden.
Darin ist das nächste Release 8 unter dem Codenamen "Aspen" für den Herbst 2006 vorgesehen. Die
wichtigsten Änderungen sollen laut Angaben des Herstellers vor allem in zentralen, integrierten
Administrationsmöglichkeiten bestehen. Ein detaillierter Test von Groupwise 7 erscheint in einer
der kommenden Ausgaben der LANline.