Android-Tools für Administratoren - Teil 4

Fernbeziehungen mit Teamviewer

22. Oktober 2014, 6:00 Uhr | Dr. Johannes Wiele/jos

Nach Logmein im Teil 3 der Android-Tool-Reihe steht diesmal Teamviewer auf dem Prüfstand. Wieder lautet die Frage, ob mit dem Android-Client des Systems eine sinnvolle Fernsteuerung von entfernten Computern möglich ist, und zwar auch bei einer eher langsamen Internet-Verbindung des steuernden Geräts.

Die genauen Einsatzszenarien für diesen Text hat bereits die Vorgängerfolge (LANline 7/2014, Seite 40) in der Toolbox erklärt, deshalb hier nur die wichtigsten Parameter in Kürze: Es soll möglich sein, einen PC oder Server, der ohne feste IP-Adresse ans Internet angebunden ist, von einem Android-Telefon oder Tablet-PC aus fernzusteuern. Gedacht ist dabei an Einsätze, bei denen ein Administrator beispielsweise für eine Ad-hoc-Betreuung von Messecomputern oder anderen Geräten sorgen muss, die jenseits der etablierten Remote-Control-Umgebungen von Unternehmen zu bewältigen ist.
Logmein hat sich dabei als geeignetes Tool erwiesen. Dieser Beitrag nimmt die aus Deutschland stammende Alternative Teamviewer unter die Lupe. Das generelle Funktionsprinzip ist dabei das gleiche wie beim Vorgänger.
Wieder installiert der Anwender zunächst die Komponente auf dem zu steuernden Rechner und legt dabei ein Konto beim Anbieter an. Beim Testsystem unter Windows 7 klappt dies problemlos - Änderungen an Firewalls oder Routern sind auch dabei dank Verbindung via TCP oder UDP nicht notwendig. Ein alter XP-PC allerdings, der unter Logmein problemlos zur Verfügung stand, verweigert den Fernzugriff konsequent - vermutlich, weil auf ihm bereits Port-Umleitungen eingerichtet waren, die dem Teamviewer-Modul im Weg sind. Teamviewer schafft bei der Installation, bei der sich auch Hardwareoptionen wie "Wake on LAN" einstellen lassen, zugleich die Voraussetzungen für Verbindungen zu und von fremden Teamviewer-Nutzern. Das System vergibt eine ID und ein Kennwort. Diese Daten kann der Anwender eines PCs weitergeben, um anderen Personen den Zugriff auf seinen Computer zu ermöglichen. Die Android-App des Anbieters lässt sich binnen Minuten auf dem Intenso 814-Tab von Pollin und dem HTC One Mini der Telekom installieren, wobei die App lediglich die für ihre Funktion notwendigen Zugriffsrechte verlangt. Beide Testgeräte laufen mit Vierer-Versionen von Android. Auf dem Meteorit-Notebook mit seinem Zweier-Android scheitert der Installationsversuch ebenso wie bei Logmein. Somit gibt es in diesem Bereich keine relevanten Unterschiede zwischen den beiden Testkandidaten.
 
Benutzerfreundliche Bedienung der App
Nach der problemlosen Anmeldung der Apps am Teamviewer-Konto sieht der Anwender auf dem (zunächst senkrecht gehaltenen) Mobiltelefon automatisch den halben Windows-Bildschirm des ferngesteuerten PCs mit dem Startknopf unten links, das Tablet (erst einmal quer gehalten) zeigt mit seiner hohen Auflösung von Anfang an den gesamten Remote Screen. Dabei fällt etwas auf: Der Windows-PC läuft mit einer 4:3-Darstellung, das Tablet als Widescreen, und Teamviewer schaltet den ferngesteuerten Computer deshalb gnadenlos in eine dem Tablet genehme Auflösung um - mit der Folge, dass der etwas ältere Flachbildschirm auf der anderen Seite einfach schwarz wird und eine nicht unterstützte Auflösung meldet.
Bei einer Support-Sitzung kann dies ärgerlich sein. Im Android-Modul lässt sich der Eingriff einfach rückgängig machen, aber der fernsteuernde Administrator muss dies explizit tun, um dem eventuellen Partner auf der anderen Seite den Bildschirm wieder freizugeben.
Die Touchscreen-Bedienung ist ein wenig anders gestaltet als bei Logmein, aber nicht minder intuitiv. Der Mauszeiger folgt Fingerbewegungen, wobei es gleich ist, wo die steuernde Person den Finger auf dem Bildschirm aufsetzt. Auch so kommt man schnell in alle Ecken des Remote-PC-Bildschirms. Gesten und Tippreaktionen sind auch beim Teamviewer schnell erlernt, orientieren sich an bekannten Vorbildern und decken alles ab, was ein Anwender mit einem Fern-PC anstellen muss, inklusive der Vergrößerung und Verkleinerung des angezeigten Bildschirmausschnitts. Die gelungene intuitive Bedienung umfasst auch den Aufruf und Einsatz des Tastaturmoduls, sodass Konfigurationsaufgaben und notfalls sogar die Nutzung eines Texteditors auf dem gesteuerten System durchaus angenehm zu bewältigen sind. Das separate Dateitransfermodul zeigt auf dem Schirm des Mobiltelefons abwechselnd das Dateisystem des steuernden oder das des gesteuerten Geräts, während auf dem Tablet beide Ordnerbäume nebeneinander erscheinen. Das Markieren, Kopieren und Löschen sowie das Navigieren von Ordner zu Ordner sind ebenso einfach wie effektiv zu erledigen.
 
GSM mit kleinem Umweg
Wieder gilt, dass bei schneller DSL-Anbindung beider Systeme die Fernsteuerung sofort sehr flüssig abläuft. Begibt man sich allerdings bewusst in eine Umgebung, in der lediglich eine langsame und nicht ganz sichere GSM-Verbindung zur Verfügung steht, zeigt sich Teamviewer etwas weniger souverän als Logmein - zumindest, solange man dem System die Anpassung an die Gegebenheiten selbst überlässt. Offenbar versucht Teamviewer zunächst, eine möglichst hohe Farbauflösung beizubehalten. In unserem Fall führte dies zu zwei oder drei Verbindungsabbrüchen, weil die Bandbreite dafür einfach nicht reichte. Im dritten Anlauf dann schaltete die Software in einen Modus mit passend geringer Farbtiefe. Wer genug Geduld für diesen Vorgang aufbringt oder aber die Farbtiefe vorausschauend manuell herunterschaltet, kann anschließend allerdings genau so gut mit geringer Bandbreite fernsteuern wie beim bereits beschriebenen Konkurrenzprodukt.
Praktisch gesehen ist Teamviewer somit Logmein weitgehend ebenbürtig. Was den finanziellen Einsatz betrifft, so gehen die Anbieter unterschiedliche Wege: Eine Lizenz, die das im Test beschriebene kleine Einsatzszenario abdeckt, kostet hier 500 Euro, ist aber zeitlich unlimitiert, sodass man kein Abonnement eingehen muss. Für größere Umgebungen stehen weitere Lizenzmodelle zur Verfügung, die darüber hinaus durch Multichannel-Routing höhere Geschwindigkeiten erlauben. Für private Einsätze - und nur für diese - ist das Programm übrigens im Gegensatz zu Logmein noch kostenlos verfügbar, was man durch Fairness honorieren sollte.

Das Tablet zeigt im Standardmodus den gesamten Remote-Bildschirm.

Teamviewer auf dem HTC One Mini: Das System bietet eine gelungene Maussteuerung.

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